„Ich bin im #TeamBahn!“ – Interview mit Katja Diehl

Okt 18, 2019 | Interviews

Katja Diehl ist Kommunikations- und Unternehmensberaterin mit den Schwerpunkten Neue Mobilität und Diversität.
Auf ihrem Blog und in ihrem Podcast, #SheDrivesMobility, behandelt Sie viele spannende und brisante Themen aus der Welt der Verkehrs- und Transportwelt. Ich habe mit Katja unter anderem über Neue Mobilität, Frauen in der Verkehrsbranche sowie über die Vor- und Nachteile des Automobils gesprochen.


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Wo siehst Du im Mobilitätsbereich die zentralen Herausforderungen?

In der Rückgewinnung einer nachhaltigen Perspektive, dem Konzept einer Mobilität, die wieder menschen- und bedarfsorientiert ist – und nicht Fahrzeuge (vor allem das Auto) und „Verkehrsträger“ im Fokus hat. Wir Menschen „müssen“ aktuell viele Wege zurücklegen. Manche davon sollten wir überdenken, andere so gestalten, dass sie auch anderen eine lebenswerte Zukunft ermöglicht.

Hier geht´s zu Katja Diehl´s Blog!

Man spricht immer gerne davon, Mobilität neu zu denken: Was ist für Dich Neue Mobilität?

Jenseits vom privaten PKW, beginnend im urbanen Raum (denn der ländliche ist eine weit größere Herausforderung) situativ genau richtig meine Wege bestreiten zu können. Das umfasst: Mich als Radfahrerin sicher zu fühlen und gerne unterwegs zu sein. Stadtraum, der allen gehört, nicht den parkenden PKW. Und überschwenkend auf den „technischen Aspekt“ der neuen Mobilität: Ein digitales „Sammelbecken“, das nicht in Besitz eines Konzerns, sondern einer öffentlichen Hand ist. In das alle Angebote aufgenommen werden können, die zur Vision der jeweiligen Stadt gehören. Heißt also auch: Kommunen müssen ihre Mobilität aktiv gestalten.

Was ist für Dich der größte Irrweg in der deutschen Verkehrspolitik?

Natürlich die Autozentrierung der Jahrzehnte nach dem 2. Weltkrieg – finanziell, räumlich und städteplanerisch. Plus der Tatsache, dass das Auto als Produkt zwar immer weiterentwickelt wurde, seine Nutzung durch Autofahrende jedoch immer ineffizienter wurde. Ich sehe, dass es „historisch“ dafür Gründe gab. Leider limitieren diese jetzt jedoch unsere Denke und unser Handeln für klimafreundliche (und damit meine ich nicht lokal emissionsfreie) öffentliche und geteilte Mobilität.

“Der Autofahrer ist kein Mensch.“ – Was fällt Dir zu einer der bekanntesten Aussagen des österreichischen Verkehrsexperten Dr. Hermann Knoflacher ein?  

Herr Knoflacher macht wach, durch Zuspitzung. Ich liebe sein Gehzeug. Es macht bildlich deutlich, wieviel Raum ein PKW, der sich nur 45 Minuten bewegt, für eine Person okkupiert. Zu dem Satz fällt mir ein: Ich will Mobilität, nicht Verkehr. Dazu gehört auch, dass wir uns wieder selbst bewegen. Der Fußverkehr kommt stets zu kurz. Weil man an ihm nicht verdienen kann. Dabei ist er immens wichtig, um gesund zu bleiben. Und am Ende gesundheitlich nicht „drauf“ zu zahlen.

Wo siehst Du die großen Vor- und Nachteile des Autos?

Vorteil: Da wir mit der Muttermilch aufsaugen, wie Auto geht, heutige Kinder werden mit ihm an die Tafel gefahren, wissen wir von Beginn an, wie diese Art von Mobilität funktioniert. Zudem bietet sie ihren Nutzenden einen privaten Raum mit eigener Musik und Geruch und gewählten Mitfahrenden (so vorhanden) und ist immer verfügbar.

Nachteile: Wir nutzen das PKW nur zu fünf Prozent, das ist ökologisch wie ökonomisch irrsinnig. Wir wollen immer größere Fahrzeuge, um uns erhaben, sicher oder abgegrenzter zu fühlen. Wir kaufen Autos nach unserem Maximalbedarf, nicht nach unserer (ehrlich attestierten) Alltagsmobilität. Nur so kann es sein, dass 1,3 Personen an Bord sind – im Durchschnitt!

Hast Du das Gefühl, dass Dir im Mobilitätsbereich potentielle Geschäftspartner anders begegnet sind aufgrund der Tatsache, dass Du eine Frau bist?

Damit lockst du mich auf gefährliches Terrain 😀
Denn kein Mann niemals würde zugeben, dass er sich Frauen anders gegenüber verhält als Männern. Dabei bin ich da ganz entspannt. Denn die Branche hat noch nicht mal 20 Prozent Frauen in Führung. NATÜRLICH gibt es da Irritationen, wenn in bestimmten Kreisen das erste Mal eine Lady etwas zu sagen hat.
Was ich nicht mag, ist, wenn mir durch mein Geschlecht Expertise abgesprochen wird oder ich für „dumm“ verkauft werde, indem mir Kinderfragen über Technik gestellt werden. Aber auch hier habe ich mittlerweile genug dickes Fell und oft die bessere Rhetorik. Wer gegen mich austeilt, bekommt da halt auch eine entsprechende Antwort.
Richtig hart wird es aber für mich, wenn von Männern oder Frauen verneint wird, dass wir mehr Gleichberechtigung und Diversität brauchen. Wie wollen wir die Mobilität der Zukunft gestalten, wenn wir homogen bleiben? Und damit meine ich nicht nur Mann – Frau, sondern Ethnien, Kulturen, körperliche Einschränkungen etc…

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Was würdest Du jungen Frauen mit auf den Weg geben, die in der oft noch männerdominierten Transport- und Verkehrsbranche Fuß fassen wollen?

Kommt um Himmels Willen rein hier! Die Branche ist fantastisch, es gibt mittlerweile Netzwerke wie die Women in Mobility, die Frauen stark machen und Sichtbarkeit erzeugen. Mobilität ist DAS Zukunftsthema. Egal, ob du technisch interessierst oder Design gestalten willst, alles ist denkbar. Nicht zuletzt bin ich deswegen schon über 15 Jahre an dem Thema „dran“.

Wie oft bist Du mit dem Zug unterwegs und was gefällt Dir am Reisen mit der Bahn? 

Ich liebe die Bahn. Ich bin im #TeamBahn und mich nervt das mittlerweile so übliche Bashing. Ich fahre mehrfach in der Woche, zwischen Hamburg, meinem Wohnort, und Berlin, wo ich in Teilzeit für door2door arbeite, aber auch Kund:innen habe. Ich bin dankbar, dass mich jemand fährt, freue mich über das freundliche Personal, und wenn ich möchte, lerne ich immer spannende Menschen kennen.

Welche Dinge hast Du bei einer Fahrt mit der Bahn immer mit dabei? 

Fachmagazine, meinen Laptop, Smartphone, wiederverwertbare Wasserflaschen und Kaffeebecher, immer was zu essen, Kopfhörer, mein „echtes“ Notebook aus Papier.

Abschließend möchte ich mich bei Katja sehr herzlich für das spannende Interview bedanken – ich freu mich sehr, dass ich Sie für meinen Blog interviewen konnte!

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