Kommentar: „Der Bahnstreik schadet Bahn, Klima und Verkehrswende!“

Sep 3, 2021 | Personenverkehr

Deutschland erlebt im Zuge der Tarifverhandlungen die dritte Streikwelle der Gewerkschaft deutscher Lokführer (GDL). Somit müssen wir uns einmal mehr fragen, was dieser Streik bedeutet.  

Zunächst möchte ich klar sagen, dass es in einer Demokratie enorm wichtig ist, das es friedliche Instrumente gibt um die Meinung kund zu tun und Interessen klar darzulegen. Deshalb ist auch das Streikrecht ein ganz wichtiger Teil in einer Demokratie und soll hier in keinster Weise in Frage gestellt oder diskreditiert werden.  
  
Aber betrachten wir es zunächst aus Kundensicht: 75% des Angebotes im Fernverkehr und ein großer Teil des Nah- und Regionalverkehrs fallen im Zuge des Streiks schlichtweg aus. Das trifft die PendlerInnen, SchülerInnen – speziell im Sommer – auch Ausflügler und TouristInnen. Die Deutsche Bahn ist bemüht mit Ersatzfahrplänen, Kulanzregeln und Fahrgastinformation dies bestmöglich abzufedern. Aber die von der GDL immer sehr kurzfristig angekündigten Streiks treffen die Menschen, die tagtäglich die Bahn nutzen und auf sie angewiesen sind. Der Weg in die Arbeit, der Weg nach Hause oder der Weg am Wochenende zur Familie. Ein fünftägiger Streik, auch über das Wochenende, ist für alle KundInnen ein Schlag ins Gesicht! 
Seit Jahren wird gekämpft die Bahn auf Erfolgskurs zu bringen und die Menschen in die Züge zu locken. Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit sind hier ganz wesentlich. Neues Wagenmaterial, Milliardeninvestitionen in die Infrastruktur und Imagekampagnen bringen nichts, wenn die LokführerInnen Ihre Arbeit niederlegen und die Züge dann nicht fahren. Diese wiederkehrenden und immer sehr kurzfristig angesetzten Streiks schaden dem Image und sie schaden der Zuverlässigkeit der Bahn. Gerade in Zeiten des Klimawandels, wo es darum geht eine Verkehrswende voranzutreiben und unsere Mobilitätssysteme zu ökologisieren wird ausgerechnet die Bahn bestreikt. Es ist somit auch ein Streik gegen Klimaschutz. 

Die Bahn hat vielerorts strategische Nachteile, denken wir nur an die erste und letzte Meile. Die Bahn hat aber viele Stärken: Hohe Geschwindigkeit, kurze Reisezeiten auf langen Distanzen, klimaneutral hoher Komfort und Unkompliziertheit. Diese Vorteile werden durch überzogene Streiks in den Schatten gestellt – der Kunde kann sich auf seine Bahn aus seiner Sicht nicht verlassen! 

Sowohl im Interesse der KundInnen und SteuerzahlerInnen, die dieses Bahnsystem mitfinanzieren und ein Recht auf Mobilität haben, als auch die MitarbeiterInnen die sichere Arbeitsplätze haben, gilt es Streiks zu vermeiden! Natürlich sind auch die Eisenbahnverkehrsunternehmen, wie die Deutsche Bahn, gefragt hier kooperativ zu sein. Aber es geht hier nicht um Gewerkschaft gegen Bahnkonzern oder umgekehrt. Es geht darum, wie wir einen stabilen und nachhaltigen Betrieb im System Bahn garantieren – zu fairen Bedingungen für alle Beteiligten! 

Der Güterverkehr darf in der Diskussion um den Streik auch vergessen werden. Der Kommentar von DB-Cargo Vorstand Dr. Sigrid Nikutta bringt es auf den Punkt: „Für den umweltfreundlichen Schienengüterverkehr werden die Folgen weit über den eigentlichen Streik hinausreichen. Es geht um klimafreundliche Lieferketten. Es geht darum, dass wir gemeinsam mit unseren Kundinnen und Kunden auf dem Weg zu grüner Bahnlogistik sind. Der Streik ist schädlich für diese Verkehrswende, es ist damit ein Streik gegen das Klima.“ 

Denn auch im Güterverkehr zählt Zuverlässigkeit. Ein Industriestandort im Herzen Europas muss sich auf reibungslosen Betrieb an Verschiebebahnhöfen und Güterterminals sowie den zuverlässigen Transport verlassen können. Im Zuge des Streiks werden zahlreiche Güter auf den LKW verladen, das schadet dem Klima und wir alle wissen wie herausfordernd es ist und war Güter von der Straße auf die Schiene zu bringen. Ein Streik kann hier viel zerstören! 

Der Bahnstreik schadet Bahn, Klima und Verkehrswende! Es gilt hier möglichst schnell Lösungen zu finden, damit der Bahnbetrieb in Deutschland wieder laufen kann und es in Zukunft zu derartigen Situationen nicht mehr kommt. Es braucht somit eine Lösung im Sinne aller Interessensgruppen.

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