Ulrich Puz: „Was fehlt sind klare Vorgaben und weniger Spielraum für die Nationalstaaten.“

Jun 25, 2020 | Güterverkehr & Logistik, Interviews, Personenverkehr

2019 haben Hans-Peter Haselsteiner und Erhard Grossnigg die Frachtbahn Traktion GmbH gegründet. Das Ziel: ein Güterverkehrsunternehmen im Schienenbereich mit europäischer Dimension aufzubauen. Ich habe mit Ulrich Puz, dem Managing Director der Frachtbahn Traktion GmbH, über das Unternehmen, die Herausforderungen nach Corona und die politischen Rahmenbedingungen im Schienengüterverkehr gesprochen.


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Ulrich Puz, Managing Director Frachtbahn Traktion GmbH

Können Sie uns zu Beginn einen kurzen Überblick über das Unternehmen Frachtbahn geben?

Unser Unternehmen wurde im September 2019 gegründet. Als Investoren fungieren Hans-Peter Haselsteiner und Erhard Grossnigg. Ziel ist es, ein Güterverkehrsunternehmen im Schienenbereich mit europäischer Dimension aufzubauen. Dabei beginnen wir zunächst mit dem klassischen Traktionsgeschäft. Derzeit besteht das Management aus Volker Kohl für den Produktionsbereich, Florian Kazalek für den Finanzbereich und Ulrich Puz für den Vertriebsbereich.

Wo liegen für so ein junges Güterverkehrsunternehmen, wie die Frachtbahn, die Herausforderungen und Chancen?

Das Henne-Ei Problem gilt es zu lösen. Ohne Lokomotiven keine Aufträge – ohne Aufträge keine Lokomotiven. Genau an diesem Punkt braucht es Investoren, die das Geschäft verstehen und diesen Weg mittragen.

Was sind Ihrer Meinung nach den wichtigsten Maßnahmen, um den Schienengüterverkehr fit für die Zukunft zu machen? Und wo sehen Sie die größten Herausforderungen, wenn wir davon sprechen, mehr Güter auf die Schiene verlagern zu wollen?

Europa stellt sich immer selber ein Bein. Als bestes Beispiel wäre da die Idee der ERA, die Sicherheitsbescheinigungen zentral zu organisieren. Eine grundsätzlich gute Idee. Tatsächlich haben wir aber jetzt eine Situation in der sich niemand mehr auskennt, die Nationalstaaten völlig unterschiedliche Zeitpläne haben und von der Europäischen Kommission zu viele Freiheiten im Bezug auf die zeitliche Umsetzung gegeben werden. Dieser Bürokratismus schadet wiedermal dem gesamten System.

Was fehlt sind klare Vorgaben und weniger Spielraum für die Nationalstaaten. Auch wäre zB eine Bindung der Schienenmaut an den Ölpreis eine Möglichkeit, die Elastizität in den Griff zu bekommen. Die Direct Cost Verordnung ist ja auch so ein Beispiel – viel zu unkonkret.

Die Frachtbahn ist das Schwesterunternehmen der Westbahn, die zwischen Wien und Salzburg im Personenverkehr unterwegs ist. Gibt es Synergien oder Kooperationen zwischen Westbahn und Frachtbahn? Kann man trotz der unterschiedlichen Bereiche voneinander lernen?

Lernen kann man, immer. Die Westbahn hat sehr viel Erfahrung damit wie es ist, als neues Unternehmen in einen Markt einzutreten. Da gibt es auch intensiven Austausch. Auch bei Querschnittsmaterien arbeiten wir gut zusammen. Zukünftig soll diese Zusammenarbeit noch verstärkt werden, beispielsweise im Bereich der Aus- und Fortbildung.

Im Güterverkehr gibt es zahlreiche Anbieter und vor allem große sowie kapitalstarke staatliche Güterverkehrsunternehmen haben große Marktanteile: Wie positioniert sich hier die Frachtbahn, um Kunden und Marktanteile zu gewinnen? Eventuell durch Nischenangebote?

Ob die staatlichen Unternehmen tatsächlich kapitalstark sind, wage ich zu bezweifeln. Zumindest sagen die Jahresabschlüsse anderes aus und der Staat kann nicht einfach Geld zuschießen.

Unsere Position ist klar: Wir sind ein Güterverkehrsunternehmen, das industriellen Standard im Güterverkehr auf der Schiene umsetzen wird. Wir verstehen unsere industriellen Partner, weil wir deren Arbeitsweise kennen und bauen Angebote, die deren Arbeitsweise entspricht.

Wird das Unternehmen Frachtbahn in Verkehre über die „Neue Seidenstraße“ einsteigen und wo würden Sie für sich als Unternehmen die Chancen, Herausforderungen oder eventuell Probleme bei Güterverkehren nach China sehen?

China ist weit weg. Sobald entsprechende Transporte am europäischen Landweg sind, ist das natürlich ein Thema. Die Frachtbahn wird sich aber nicht auf den Weg nach China machen. Da gibt es bereits etablierte Spezialisten.

Die Coronavirus Krise hat die Mobilitäts- und Transportbranche hart getroffen – mit welchen Auswirkungen und Herausforderungen kämpft das Unternehmen Frachtbahn im Jahr 2020?

C-19 hat uns im Aufbau natürlich gut drei Monate gekostet. Derzeit sieht es aber danach aus, dass wir trotzdem mit dem vierten Quartal wie geplant, den Verkehr aufnehmen können.

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