Die Deutsche Bahn (DB) will ihre Konzernstruktur grundlegend verändern. Zum 1. Januar 2026 tritt ein Reformpaket in Kraft, das Vorstand, Organisation und Entscheidungswege neu ordnet. Der Aufsichtsrat hat das Konzept der seit Herbst 2025 amtierenden Vorstandsvorsitzenden Evelyn Palla gebilligt. Weitere Umbauschritte sollen bis Ende 2026 folgen.
Ziel der Reformen ist es, die Leistungsfähigkeit des Konzerns zu steigern und die Angebote für Fahrgäste zu verbessern. Entscheidungen sollen künftig stärker dezentral und näher am operativen Geschäft getroffen werden. Gleichzeitig will die DB ihre Führungs- und Verwaltungsstrukturen deutlich verschlanken.
Weniger Vorstände und Führungsebenen
Kernpunkt der Neustrukturierung ist eine Reduzierung der Führungsebenen. Der Konzernvorstand soll künftig aus sechs statt bisher mehr Ressorts bestehen. Die Vorstandsressorts Technik/Digitalisierung und Infrastruktur werden aufgelöst. Zudem entfällt eine komplette Zwischenebene zwischen Vorstand und erster Führungsebene. Die Zahl der Organisationseinheiten auf dieser Ebene sinkt von 43 auf 22.
Auch bei der gemeinwohlorientierten Infrastrukturgesellschaft DB InfraGO AG wird die Zahl der Vorstände von acht auf sechs reduziert. Fahren und Bauen werden wieder in einem Ressort gebündelt. Ziel ist eine bessere Abstimmung zwischen Baustellenplanung und laufendem Betrieb.
Darüber hinaus sollen Verwaltungs- und Leitungsfunktionen („Overhead“) weiter abgebaut werden. Konkrete Zielzahlen für den Personalabbau will die DB im Laufe des Jahres 2026 festlegen. Betroffenen Beschäftigten sollen innerhalb des Konzerns alternative Tätigkeiten angeboten werden.
Straffere Strukturen im Personenverkehr
Auch in den Geschäftsfeldern DB Fernverkehr und DB Regio sind organisatorische Anpassungen vorgesehen. Dort sollen Entscheidungswege verkürzt und Strukturen vereinfacht werden. Eigenständige Marketingressorts in den Vorständen werden aufgelöst und anderen Bereichen zugeordnet.
Zudem sollen interne Dienstleister wie Vertrieb oder Fahrzeuginstandhaltung stärker an den Bedürfnissen der jeweiligen Geschäftsfelder ausgerichtet werden.
Neue Steuerung der Qualität
Die Verantwortung für Qualität und Wirtschaftlichkeit wird künftig stärker in die Linienorganisation der einzelnen Geschäftsfelder verlagert. Zusätzlich wird direkt bei der Vorstandsvorsitzenden eine zentrale Funktion zur Qualitätssteuerung eingerichtet. Ein umfassendes, konzernweites Kennzahlensystem soll durch eine direktere Verantwortung vor Ort ersetzt werden.
Investitionen in kurzfristige Verbesserungen
Parallel zum strukturellen Umbau plant die Deutsche Bahn für das Jahr 2026 mehrere sogenannte Sofortprogramme. Dafür sollen rund 140 Millionen Euro zusätzlich investiert werden. Die Maßnahmen zielen auf eine bessere Fahrgastinformation, mehr Sauberkeit und ein höheres Sicherheitsgefühl an Bahnhöfen und in Zügen.
Geplant sind unter anderem mobile Reinigungsteams im Fernverkehr sowie eine intensivere Reinigung während der Zugfahrten. Zudem soll die Funktionsfähigkeit von Bordgastronomie und Toiletten zuverlässiger sichergestellt werden. Auch an Bahnhöfen sind Maßnahmen zur Verbesserung von Sauberkeit und Sicherheit vorgesehen.
Teil der verkehrspolitischen Agenda
Der Konzernumbau ist Teil der vom Bundesverkehrsministerium vorgestellten „Agenda für zufriedene Kunden auf der Schiene“, die im September 2025 präsentiert wurde. Die Modernisierung der Schieneninfrastruktur und eine nachhaltige Verbesserung der Pünktlichkeit werden von der DB als langfristige Aufgaben bezeichnet.
Ob die geplanten Reformen und Investitionen zu spürbaren Verbesserungen für Reisende führen, wird sich ab 2026 zeigen.








