EU-Bürger:innen gegen Gigaliner: Bedenken gegenüber größeren Lkw auf Straßen wachsen

Mai 10, 2024 | Güterverkehr & Logistik

Die Europäische Kommission erwägt eine mögliche Neuerung der Richtlinie zu „Höchstzulässigen Maßen und Gewichten“ (Weights and Dimensions Directive), die den Einsatz größerer und längerer Lastwagen auf europäischen Straßen erlauben würde. Während Befürworter hoffen, dass diese Gigaliner den Güterverkehr effizienter gestalten und somit die Verkehrsbelastung reduzieren würden, gibt es wachsende Bedenken in der Bevölkerung.

Mehrheit lehnt Gigaliner ab: Bedenken bezüglich Sicherheit und Umweltauswirkungen

Eine repräsentative Umfrage von Harris Interactive zeigt, dass 65 % der Österreicher:innen und 51 % der EU-weiten Befragten den Einsatz größerer Lkw und Gigaliner auf den Straßen ablehnen. Insbesondere Sicherheitsbedenken, potenzielle Schäden an der Straßeninfrastruktur sowie Umweltauswirkungen stehen dabei im Fokus der Kritik.

Rückverlagerung von der Schiene auf die Straße: Ein kontroverses Thema

Ein zentraler Streitpunkt ist die mögliche Rückverlagerung des Güterverkehrs von der nachhaltigen Schiene auf die Straße. Gegner befürchten, dass größere Lastwagen die Preise für den Straßentransport senken würden, was letztendlich zu einer verstärkten Nutzung von Lkw und einem Anstieg des Verkehrsaufkommens führen könnte. Diese Entwicklung könnte im Widerspruch zu den Zielen des „EU Green Deals“ stehen, der auf eine umweltfreundlichere Verkehrspolitik abzielt.

Bedenken über Sicherheit und Umweltauswirkungen dominieren Diskussion

Die Befragten äußerten bei Kenntnis über die potenziellen Sicherheitsrisiken und Umweltauswirkungen von Gigalinern erhebliche Bedenken. Insbesondere die Auswirkungen auf die Straßeninfrastruktur, die Verkehrssicherheit und die CO2-Emissionen wurden als besorgniserregend eingestuft.

Schienengüterverkehr als nachhaltige Alternative

Der europäische Schienengüterverkehrssektor warnt vor den Folgen einer verstärkten Nutzung von Straßenfahrzeugen für den Gütertransport. Clemens Först, Vorstandssprecher der ÖBB Rail Cargo Group, betont die Bedeutung der Schiene als nachhaltige Alternative und fordert einen fairen Wettbewerb, der die externen Kosten für Umweltauswirkungen angemessen berücksichtigt:

„Die Schiene ist unsere einzige Chance auf einen nachhaltigen Landverkehr und essenziell, um die Ziele des europäischen Green Deals zu erreichen. Sollte die EU-Richtlinie für höchstzulässige Gewichte und Abmessungen der Straßenfahrzeuge in ihrer aktuellen Form beschlossen werden, wird der Schienengüterverkehr gegenüber der Straße weiter an Attraktivität verlieren. Was wir mehr denn je brauchen, ist ein fairer Wettbewerb, der die externen Kosten für CO2-Emissionen, Verkehrssicherheit und den enormen Umbaubedarf der Straßeninfrastruktur berücksichtigt. Wir unterstützen explizit höhere Gewichte für E-Lkw, dies darf aber nicht als Feigenblatt für eine gleichzeitige Gewichtserhöhung für klassische Verbrenner dienen.”

Entscheidung im EU-Verkehrsministerrat steht bevor

Mitte Juni soll der EU-Verkehrsministerrat über die neue Richtlinie für Maximal-Längen und -Gewichte von Lastwagen im europäischen Straßenverkehr entscheiden. Die Diskussion darüber, ob größere Lkw und Gigaliner eine geeignete Lösung für die Verkehrsprobleme der Zukunft darstellen, wird somit in den kommenden Wochen weiter an Fahrt aufnehmen.

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