Schienengüterverkehr um Jahre zurückgeworfen – es braucht jetzt Entlastung!

Aug 5, 2020 | Güterverkehr & Logistik, Personenverkehr

Durch den Lockdown in fast ganz Europa hatte der Schienengüterverkehr mit massiven Einbrüchen zu kämpfen. Geschlossene Industriestandorte, wirtschaftlich unsichere Zeiten und der nun deutlich günstigere Straßentransport haben für einen Rückgang um 25 % gesorgt.
Jetzt braucht es nicht nur wirtschaftliche Impulse, sondern vor allem wirksame Maßnahmen, um den ökologischen Transport auf der Schiene zu stärken und konkurrenzfähig zu machen!


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„Das Gütertransportvolumen auf der Schiene ist seit Beginn der Corona-Pandemie um mehr als 25 Prozent eingebrochen. Das wirft uns um vier Jahre zurück“, zeigt sich Thomas Scheiber, Obmann des Fachverbandes der Schienenbahnen in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), besorgt.

Allein die ÖBB Güterverkehrstochter hatte zu Spitzenzeiten ein Drittel des Frachtvolumens verloren und rechnet mit Umsatzeinbußen in der Höhe von etwa 300 Millionen Euro für das Jahr 2020.

Klimaziele im Fokus behalten!

Schon vor der Corona-Krise lag Österreich mit einem Anteil der Schiene von 31 Prozent am gesamten Güterverkehr noch weit entfernt von den bis 2025 angestrebten 40 Prozent. Der Verkehr ist laut Umweltbundesamt für fast 30 Prozent der gesamten CO2-Emissionen Österreichs verantwortlich. Während der Anteil des Schienengüterverkehrs abnimmt, haben sich die Emissionen im Straßengüterverkehr seit 1990 mehr als verdoppelt.

In Europa hat die Bahn im Güterverkehr einen Anteil von nur 18 % am Modal Split, die Straße hingegen 75 %. Wenn diese Entwicklung weiter so fortschreitet, werden pro Jahr 1 Million mehr LKW auf den europäischen Straßen unterwegs sein und 80 Millionen Tonnen CO2 jährlich mehr ausgestoßen. Es werden somit noch viel massivere Verkehrs- und Umweltprobleme entstehen. [note] Vgl.: https://blog.railcargo.com/noahs-train-because-this-time-rail-freightwill-save-the-day/ zugegriffen am 13.01.2019 [/note]
Bis 2030 wird das Transportvolumen auf dem Landweg voraussichtlich um weitere 30 Prozent zunehmen. Die Verlagerung auf die Schiene ist essenziell, damit der Verkehrssektor und damit auch Österreich seine Klimaziele bis 2030 erreichen kann. Die Internationale Energieagentur (IEA) prognostiziert in ihrem aktuellen Länderbericht, dass Österreich mit den geplanten Maßnahmen die Klimaziele bis 2030 weit verfehlt, was wiederum mit einem teuren Erwerb von CO2-Zertifikaten ausgeglichen werden müsste.

Durch niedrige Dieselpreise und mangelnde Unterstützung für die Bahn droht jetzt durch eine Verlagerung auf die günstige Straße eine weitere Negativentwicklung.

Diese Entwicklung bestätigt auch ÖBB Generaldirektor Andreas Matthä im Interview mit Der Standard: „Der Preisdruck ist enorm, der LKW fährt inzwischen um 50 Cent pro Kilometer, obwohl nicht einmal ein Euro kostendeckend wäre. Wir haben sogar jene Transporte wieder verloren, die wir in der Corona-Krise gewonnen haben. Das Tomatenmark fährt jetzt leider wieder LKW. Deshalb ist es höchste Zeit, den LKW-Transport in den Treibhausgas-Emissionshandel aufzunehmen. Wirklich hart wird mit Sicherheit 2021, denn wir hängen stark an Impulsen aus Deutschland, allen voran von der Stahl- und Automobilindustrie.“

Andreas Matthä, ÖBB Generaldirektor

Investitionen und Entlastungen sind JETZT notwendig!

Um den Verkehrssektor wieder auf Kurs zu bringen und auch Strafzahlungen zu vermeiden, sind Investitionen in den Schienengüterverkehr dringend notwendig. Beispielsweise wurden bei der Anpassung der Fördermittel für den Schienengüterverkehr in Österreich 2016 für jeden investierten Euro externe Kosten von 3,39 Euro vermieden. Mit 35 Eisenbahnverkehrsunternehmen und einem jährlichen Umsatz von rund 3,2 Milliarden Euro trägt der Schienengüterverkehr stark zur heimischen Wertschöpfung in Österreich bei, denn 2019 waren für 91,4 Prozent der gesamten Transportleistung auf der Schiene inländische Bahnunternehmen verantwortlich.

Um der Bahn nun eine faire Chance im Wettbewerb mit der Straße zu ermöglichen, müssen jetzt dringende Entlastungen umgesetzt werden und Förderungen auf Schiene gebracht werden:

  • Senkung (z.B. Halbierung) der Trassengebühren (Infrastrukturbenützungsentgelt (IBE))

  • Ein Fixkostenzuschuss ab einem Umsatzrückgang von 25 Prozent soll die außerordentlich hohen Fixkosten im Schienengüterverkehr – etwa für Lok- und Wagenmieten – abfedern

  • Eine Befreiung von Abgaben beim Bezug Bahnstrom aus erneuerbaren Energieträgern: Der Strompreis für die Schiene liegt sehr hoch, mit 15 Euro pro Megawattstunde hat Österreich den EU-weit höchsten Steuersatz auf Bahnstrom. Deutschland folgt auf Platz 2 in der EU mit fast 12 Euro pro Megawattstunde.

  • Anschlussbahnförderungen, um für Industrieunternehmen die Verlagerung auf die Schiene zu erleichtern und eine Verkehrswende voranzutreiben. Außerdem werden damit die bestehenden Bedienpunkte unterstützt.

  • Förderungen für Einzelwagenladungsverkehre erhöhen (in Österreich aktuell bei 60 Millionen Euro gedeckelt), um auch bei kleineren Volumina die Konkurrenzfähigkeit zum LKW zu steigern.

Aber es reicht nicht, nur die Schiene zu entlasten! Es braucht auch Maßnahmen wie eine flächendeckende LKW-Maut, Aufnahme des LKW-Verkehrs in den Treibhausgas-Emissionshandel und ein Ende des Dieselprivilegs, um nachhaltige Entwicklungen zu erzielen und die dringend notwendigen Klimaziele zu erreichen!

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