Weltpremiere in Salzgitter: Erste umgerüstete Rangierlokomotive fährt mit Wasserstoff

Sep. 22, 2025 | Bahnindustrie

Alstom hat in Salzgitter die weltweit erste Fahrt mit einer von Diesel- auf Wasserstoffantrieb umgerüsteten Rangierlokomotive durchgeführt. Die Modernisierungslösung für Bestandslokomotiven entwickelt Alstom gemeinsam mit der VPS Verkehrsbetriebe Peine-Salzgitter GmbH (VPS, Tochtergesellschaft Salzgitter AG), der WTZ Roßlau gGmbH, der TU Braunschweig und dem assoziierten Partner Fraunhofer-Institut für Schicht- und Oberflächentechnik. Unterstützt wird das Projekt durch die Stadt Salzgitter, die Fördermittel in Höhe von 1,5 Millionen Euro aus der 50-Millionen-Euro Strukturhilfe, die die Stadt vom Land Niedersachsen erhalten hat, beisteuert.

Der Probebetrieb läuft bis Oktober 2025 und soll Erkenntnisse über Alltagstauglichkeit und Wirtschaftlichkeit liefern. Danach wird die Lok wieder auf ihren ursprünglichen Dieselantrieb zurückgerüstet.

Potenzial für den Schienengüterverkehr

Das Projekt gilt als Meilenstein zur Dekarbonisierung des Rangierverkehrs. Anders als bei batterie- oder brennstoffzellenbetriebenen Fahrzeugen basiert der Ansatz auf der direkten Verbrennung von Wasserstoff im Motor. Nach Angaben der Projektpartner lassen sich durch die Umrüstung pro Lokomotive jährlich rund 150 Tonnen CO₂ einsparen. Bei einer Restnutzungsdauer von 15 bis 20 Jahren entspricht das einer Vermeidung von bis zu 3.000 Tonnen CO₂.

Allein in Deutschland sind rund 1.000 Diesel-Rangierloks im Einsatz, europaweit etwa 4.000. Die durchschnittliche Lebensdauer liegt bei 50 bis 70 Jahren, sodass eine Nachrüstung vorhandener Fahrzeuge eine Alternative zum Neubau sein könnte.

Regionale Bedeutung

Die Wasserstofflok ist eingebettet in die umfassenden Transformationsprojekte in Salzgitter. So stellt die Salzgitter AG mit dem Programm SALCOS ihre Stahlproduktion schrittweise auf wasserstoffbasierte Verfahren um. Parallel entstehen neue Industriezweige, etwa durch den Bau eines Batteriezellenwerks von Volkswagen. Der Wasserstoff-Campus Salzgitter bündelt zudem Forschung zu grünen Energieträgern und deren Speicherung.

Forschung und Entwicklung

Wissenschaftliche Partner wie die TU Braunschweig untersuchen im Projekt insbesondere die Verbrennungsprozesse. Ziel ist es, die Effizienz des Motors zu steigern und die Bildung von Stickoxiden zu minimieren. Die Ergebnisse des Testbetriebs sollen zeigen, ob sich aus der Technologie eine Serienlösung entwickeln lässt.

Das Projekt wird im Herbst 2025 abgeschlossen. Dann ziehen die beteiligten Partner Bilanz, wie groß das Potenzial der Wasserstoff-Verbrennung für den Einsatz im Rangierverkehr tatsächlich ist.

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