Bahnstreik: Am Montag stehen in Österreich die Züge still!

Nov 25, 2022 | Personenverkehr

Die Gewerkschaft vida hat einen Warnstreik für kommenden Montag, 00:00 bis 24:00 Uhr, angekündigt. Österreichweit wird der gesamte Zugverkehr eingestellt. Vorerst haben die Verhandlungspartner der KV-Verhandlungen versichert, sich noch vor Montag um eine weitere Gesprächsrunde zu bemühen, um den Warnstreik doch noch abzuwenden. Jedoch verlief diese Verhandlungsrunde ohne Erfolg.

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Verhandlungen gescheitert

Der Fachverband Schienenbahnen in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) hat nach über zehn KV-Verhandlungsstunden für die 50.000 Eisenbahnbeschäftigten ein neues zeitlich befristetes Angebot vorgelegt. Das erneuerte Angebot der mehr als 60 Eisenbahnunternehmen im Detail:

  • Die prozentuelle Erhöhung der KV- und Ist-Gehälter wurde von den Arbeitgebern von ursprünglich Plus 7,5% auf Plus 8% erhöht.
  • Der monatliche Mindestbetrag wurde von Plus 200 auf 208 Euro erhöht.
  • Das entspricht einer durchschnittlichen Erhöhung der KV- und Ist-Gehälter auf 8,44%
  • In den niedrigen Gehaltsklassen ergibt dies nochmal ein höheres prozentuellen Plus von bis zu 12,42% (Betreuung und Bewirtschaftung von Schlaf- und Liegewagen)

Damit sind die Arbeitgeber sowohl der Forderung der Gewerkschaft nach einer Abgeltung der rollierenden Inflation nachgekommen, als auch nach einer größeren Unterstützung der GeringverdienerInnen.

„Acht Euro wenden keinen Warnstreik ab“, sagt Gerhard Tauchner, stv. Vorsitzender des Fachbereichs Eisenbahn in der Gewerkschaft vida und Leiter des vida-KV-Verhandlungsteams. Die Gewerkschaft vida wird daher den österreichweiten 24-stündigen Warnstreik am 28.11.2022 von 0-24 Uhr durchführen.

Am 28.11.2022 werden zwischen 0 und 24 Uhr keine Züge in Österreich verkehren. Die Eisenbahnunternehmen wurden von der Gewerkschaft vida bereits Mitte der Woche verständigt und ersucht, die Fahrgäste entsprechend zu informieren. „Wir ersuchen die betroffenen Fahrgäste um Verständnis, Geduld und Solidarität mit den 50.000 Eisenbahnbeschäftigten und entschuldigen uns für Unannehmlichkeiten“, sagt vida-Chefverhandler Gerhard Tauchner.

„Wir haben uns in jede Richtung bewegt und zuletzt ein Angebot auf den Tisch gelegt, das höher ist, als sämtliche KV-Abschlüsse in diesem Jahr in allen anderen Branchen. Dass die Gewerkschaft für ein durchschnittliches Lohn-Plus von 8,44 Prozent auf Kosten von Millionen Fahrgästen einen Streik vom Zaun bricht, ist verantwortungslos“, zeigt sich Arbeitgeber-Chefverhandler Thomas Scheiber, Obmann des Fachverbandes Schienenbahnen in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ)

Statement ÖBB-Vorstandsvorsitzender Matthä

ÖBB-Vorstandsvorsitzender Andreas Matthä: „Mir fehlt jedes Verständnis für diesen Streik. Die Arbeitgeberseite hat mit 8,44% das höchste Angebot aller Branchen gestellt. Es ist ganz klar, ein mutwilliger Streik der Gewerkschaft. Es schmerzt mich, dass unsere Fahrgäste dermaßen in Mitleidenschaft gezogen werden. Ich möchte mich bei den Kund:innen aufrichtig entschuldigen. Die ÖBB werden alles daran setzen, den Betrieb so rasch wie möglich wieder hochzufahren und die Österreicher:innen wieder verlässlich an ihre Ziele zu bringen.“ 

Fahrgäste der ÖBB finden die Details zu Einschränkungen, Verzögerungen oder Ausfällen auf oebb.at/streik, den ÖBB SocialMedia-Kanälen sowie in der Fahrplanauskunft SCOTTY. 

Auch der grenzüberschreitende Bahnverkehr bzw. der Nachtreiseverkehr wird betroffen sein. Hier kann es bereits ab Sonntagabend bzw. bis Dienstagfrüh zu Ausfällen bei den Nightjet- und EuroNight-Verbindungen kommen.  

ÖBB Standard- & Sparschiene-Tickets bleiben bis inkl. 05.12.2022 gültig oder werden rückerstattet. Auch Besitzer:innen von Zeitkarten werden – entsprechend der Fahrgastrechte – entschädigt. 

WESTbahn erschüttert, dass Streik am Montag nicht vermieden wurde

Klar ist: Infrastruktur muss in staatlicher Hand bleiben, so dass aufgrund des vorhandenen Know-Hows, der nötigen Finanzkraft und langfristiger Stabilität der Auf- und Ausbau des Netzes für die Nutzung durch die Betreiber gewährleistet ist., sagt Mag. Florian Kazalek, Geschäftsführer der WESTbahn.

Wir finden es aber inakzeptabel, dass durch den Streik beim Mitbewerber automatisch auch die Kundinnen und Kunden der WESTbahn geschädigt werden., ergänzt DI Thomas Posch, Geschäftsführer der WESTbahn.

Beide sind sich einig: Das vielgerühmte Bahnland Österreich muss in der Lage sein, den Betrieb für die Reisenden aufrecht zu erhalten, selbst wenn die Sozialpartner hart verhandeln.

Wiener Lokalbahnen fahren im 15-Minuten-Takt

Der für Montag, den 28. November von 00 bis 24 Uhr angekündigte Streik der Eisenbahngewerkschaft betrifft auch die Verkehrsangebote der Wiener Lokalbahnen, allen voran jenes der Badner Bahn, betreffen. Fahrgäste müssen an diesem Tag bei Inkrafttreten des Streiks mit Einschränkungen und Verzögerungen auf der Strecke der Badner Bahn rechnen.

Die Wiener Lokalbahnen und der Betriebsrat haben aber vereinbart, für ihre Fahrgäste ein Verkehrsangebot in Form eines ganztägigen 15-Minuten-Takts auf der Strecke der Badner Bahn aufrechtzuerhalten. Die Verstärkerzüge von Wien Oper bis Wiener Neudorf entfallen allerdings. Die längeren Intervalle und generellen Einschränkungen im Bahnverkehr an diesem Tag lassen ein erhöhtes Fahrgastaufkommen und längere Wartezeiten erwarten.

Die Wiener Lokalbahnen bitten Fahrgäste, mehr Zeit für ihre Wege einzurechnen und wenn möglich alternative Verkehrsmittel an diesem Tag bevorzugt zu nutzen. In Wien wird der Umstieg auf das Angebot der Wiener Linien (von Streik nicht betroffen!) empfohlen.

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