Die Digitalisierung und Automatisierung des Schienengüterverkehrs schreiten voran. Ein bedeutender Meilenstein auf diesem Weg ist die Entwicklung einer vollautomatischen Rangierlok, die die Effizienz in den Zugbildungsanlagen deutlich steigern soll. Die DB Cargo AG, Europas größte Güterbahn, arbeitet gemeinsam mit den Bosch-Tochterunternehmen Bosch Engineering GmbH und ITK Engineering GmbH an der Serienreife dieser Technologie.
Automatisierung des Rangierbetriebs
In Zugbildungsanlagen werden Güterzüge aufgelöst, Waggons neu sortiert und zu neuen Zügen zusammengestellt. Bislang erfolgt dieser Prozess weitgehend manuell, doch künftig sollen vollautomatische Rangierlokomotiven, sogenannte „Abdrückloks“, diese Aufgaben übernehmen. Die Automatisierung soll nicht nur die Effizienz steigern, sondern auch die Wettbewerbsfähigkeit des Einzelwagenverkehrs erhöhen und damit zur Verlagerung von Güterverkehr auf die umweltfreundliche Schiene beitragen.
Technologieentwicklung und Partner
Die Bosch Engineering GmbH entwickelt eine Automatisierungseinheit, die mit Sensoren und Algorithmen zur Umfelderfassung ausgestattet ist. ITK Engineering GmbH ist für die Entwicklung des Bedienarbeitsplatzes auf der Infrastrukturseite verantwortlich, der die Verwaltung und Übermittlung der Fahraufträge übernimmt. Die Partnerschaft zwischen DB Cargo und den Bosch-Tochtergesellschaften läuft bis Oktober 2027.
Erste Tests und Zeitplan
Bereits auf dem Rangierbahnhof München-Nord wurde ein Prototyp erfolgreich erprobt. Die Zulassung durch das Eisenbahnbundesamt ist für Ende 2027 geplant, sodass der bundesweite Einsatz der vollautomatischen Abdrücklok ab 2028 in den großen Zugbildungsanlagen der DB Cargo erfolgen soll.
Bedeutung für den Schienengüterverkehr
Dr. Sigrid Nikutta, Vorstand Güterverkehr der Deutschen Bahn AG und Vorsitzende des Vorstands der DB Cargo AG, betont die Vorteile der Automatisierung: Sie erhöht die Wirtschaftlichkeit, verbessert die betriebliche Qualität und unterstützt das Sanierungsprogramm S3 des DB-Konzerns. Kunden profitieren von einer schnelleren und flexibleren Transportabwicklung.
Dr.-Ing. Frank Schmidt, Geschäftsführer der Bosch Engineering GmbH und ITK Engineering GmbH, hebt die Rolle intelligenter Software hervor: Die Entwicklung der ersten vollautomatisierten Lokomotive im Vollbahnbereich markiere einen wichtigen Schritt hin zum automatisierten Zugbetrieb.
Förderung und Zukunftsperspektiven
Das Projekt wird im Rahmen des Programms „Zukunft Schienengüterverkehr“ durch das Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) gefördert. Mit der geplanten Einführung der vollautomatischen Rangierlok könnte der Schienengütertransport künftig noch effizienter und wettbewerbsfähiger gestaltet werden.