Die extremen Unwetter der vergangenen Tage haben zu erheblichen Schäden an der österreichischen Schieneninfrastruktur geführt. Besonders stark betroffen sind der Bahnhof Tullnerfeld und der Atzenbrugger Tunnel zwischen Tullnerfeld und St. Pölten. Das Ausmaß der Schäden wurde erst nach dem Abpumpen des Wassers durch die Feuerwehr vollständig sichtbar. Laut der ÖBB-Infrastruktur AG werden die Aufräumarbeiten und der Wiederaufbau mehrere Monate in Anspruch nehmen.
Schwere Schäden im Atzenbrugger Tunnel
Im 2,5 Kilometer langen Atzenbrugger Tunnel hat das Hochwasser erhebliche Zerstörungen verursacht. Nachdem die Feuerwehr das etwa ein Meter hoch stehende Wasser entfernt hatte, begannen die Experten mit der ersten Schadensbegutachtung. Diese ergab, dass die elektrische Einrichtung, das Notfallsystem und die Entlüftungsanlage vollständig erneuert werden müssen.
Bahnhof Tullnerfeld stark beeinträchtigt
Auch der Bahnhof Tullnerfeld wurde schwer beschädigt. Viele Bereiche des Bahnhofs sind aufgrund von Überflutungen derzeit nicht nutzbar. Die Stromversorgung und die Aufzüge sind ausgefallen. Ein weiteres Problem stellt der ansteigende Grundwasserspiegel dar, der das Versickern des Wassers verhindert.
Weitere betroffene Bereiche
Zusätzlich zu den Schäden im Atzenbrugger Tunnel und am Bahnhof Tullnerfeld gab es auch im Lainzer Tunnel sowie am Knoten Hadersdorf Überschwemmungen. Technische Einrichtungen und Gleisabschnitte sind hier ebenfalls betroffen, konnten jedoch noch nicht vollständig begutachtet werden.
Teilweise Wiederinbetriebnahme der Weststrecke
Die Weststrecke, eine der am stärksten frequentierten Bahnstrecken in Österreich, ist ebenfalls stark beeinträchtigt. Die neue, viergleisige Verbindung zwischen Wien und St. Pölten, die erst 2012 eröffnet wurde, ist aufgrund der Schäden nicht befahrbar. Die alte zweigleisige Weststrecke durch den Wienerwald wird derzeit nur eingleisig betrieben. Die ÖBB arbeiten daran, die Schäden zu beseitigen, damit ab dem 10. Oktober beide Gleise wieder genutzt werden können.
Judith Engel, Vorständin der ÖBB-Infrastruktur AG, betont, dass die Sicherheit der Strecke höchste Priorität habe und eine Freigabe erst nach erfolgreichen Messfahrten erfolgen werde.
Auswirkungen auf den Bahnverkehr
Unter normalen Umständen verkehren auf der Weststrecke täglich rund 550 Züge. Aufgrund der aktuellen Einschränkungen können jedoch nur etwa 150 Züge täglich fahren. Mit der Wiedereröffnung des zweiten Gleises der alten Weststrecke wird die Kapazität auf rund 300 Züge pro Tag erhöht, was dem Stand von 2012 entspricht. Der Güterverkehr bleibt jedoch weiterhin stark eingeschränkt.
Zwischen Tullnerfeld und Wien (neue Strecke) sowie auf der Verbindung zwischen Tulln a.d. Donau und Herzogenburg bleibt der Bahnverkehr vorerst eingestellt. Für die betroffenen Abschnitte wurde ein Schienenersatzverkehr eingerichtet.