Westbahn verteidigt Kauf chinesischer Züge: „Oligopol in Europa schadet Bahnkunden“

Nov. 7, 2025 | Bahnindustrie

Die Westbahn hat in einer Stellungnahme Kritik an der Beschaffung chinesischer Doppelstockzüge des Herstellers CRRC zurückgewiesen. Das Unternehmen sieht den Schritt als notwendige Reaktion auf strukturelle Probleme des europäischen Bahnmarkts und fordert mehr Wettbewerb bei der Zugproduktion.

Nach Angaben der Westbahn herrscht in der europäischen Bahnindustrie ein Oligopol weniger Hersteller, was zu langen Lieferzeiten, hohen Preisen und mangelnder Innovationskraft führe. Neue Züge seien kaum verfügbar, individuelle Anpassungen schwer umsetzbar, und die Wartezeiten würden mittlerweile mehrere Jahre betragen. „Wer heute Züge kaufen will, hat kaum Wahlmöglichkeiten, wartet Jahre und zahlt dafür einen horrenden Preis“, heißt es in dem Statement. Leidtragende seien letztlich die Fahrgäste.

Das Unternehmen verweist darauf, dass die Kapazitäten der europäischen Produzenten – vor allem aus Deutschland, Frankreich und der Schweiz – für Jahre ausgelastet seien. Der Markteintritt neuer Anbieter wie CRRC sei daher keine Bedrohung, sondern eine Chance auf echten Wettbewerb.

Die Westbahn wendet sich gegen die Darstellung, die Bestellung der vier neuen Züge sei ein „Dammbruch“ für den europäischen Bahnsektor. Im Gegenteil könne der Einstieg eines zusätzlichen Herstellers Impulse für kürzere Lieferzeiten, technische Innovationen und faire Preise setzen. Politische Einflussnahme oder eine Abschottung des Markts würden dagegen Stillstand fördern – zum Nachteil von Fahrgästen und Steuerzahlern.

Die Westbahn betont, dass die vier bestellten CRRC-Züge den europäischen Markt nicht verändern, aber ein Signal für mehr Wettbewerb und Zukunftsfähigkeit im Bahnsektor senden sollen.

Bahnindustrie fordert bei Bahnfahrzeugbeschaffung stärkere Berücksichtigung europäischer Wertschöpfung

Der Verband der Bahnindustrie in Österreich (VBI) hat sich zu den aktuellen Diskussionen um den Einsatz von chinesischen Doppelstockzügen bei der Westbahn geäußert. Grundsätzlich begrüße der VBI Investitionen in moderne Fahrzeuge, die die Attraktivität und Wettbewerbsfähigkeit des Bahnverkehrs steigern, hieß es in einer Aussendung. Gleichzeitig äußerte der Verband Bedenken hinsichtlich der langfristigen Auswirkungen auf die europäische und heimische Bahnindustrie.

Laut VBI-Geschäftsführer Anil W. Rai könnte ein vermehrter Import von Schienenfahrzeugen aus Nicht-EU-Ländern Wertschöpfung, Know-how und Arbeitsplätze in Österreich und Europa gefährden. „Gerade in einer Zeit, in der die Bahn als Rückgrat der europäischen Mobilitätswende gilt, wäre dies ein Rückschritt“, so Rai.

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