Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) haben ein umfassendes Infrastrukturprogramm angekündigt, das in den kommenden fünf Jahren umgesetzt werden soll. Ziel ist es, die Grundlagen für einen stabilen, leistungsfähigen und zukunftssicheren öffentlichen Nahverkehr in Berlin zu schaffen. Im Mittelpunkt stehen Investitionen in Betriebshöfe, Werkstätten, Betriebsanlagen sowie digitale Technologien.
Jahrzehntelange Versäumnisse werden aufgeholt
Unter dem Leitmotiv „Stabilität vor Wachstum“ reagiert die BVG auf infrastrukturelle Defizite der vergangenen Jahre. Das Unternehmen verfolgt den Ansatz, zunächst die bestehenden Strukturen zu ertüchtigen und auszubauen, bevor weiteres Wachstum des Verkehrsangebots erfolgt. BVG-Vorstandschef Henrik Falk betont:
„Ein solides Fundament ist keine Option, sondern die Grundvoraussetzung für ein verlässliches System.“
Neue Betriebshöfe für Bus und Tram
Ein zentraler Baustein des Programms ist der Neubau mehrerer Betriebshöfe. Geplant sind ein neuer Straßenbahnbetriebshof in Adlershof sowie drei neue Elektrobus-Höfe in der Köpenicker Landstraße, der Rummelsburger Landstraße und der Säntisstraße. Diese sollen Abstell- und Wartungskapazitäten für insgesamt 550 Busse und 60 Straßenbahnen bieten und den Einsatz moderner, umweltfreundlicher Fahrzeuge ermöglichen.
Ausbau und Modernisierung der Werkstätten
Auch die Werkstattinfrastruktur der BVG wird umfassend erweitert. Die neuen U-Bahn-Fahrzeuge der Generationen J und JK erfordern größere Hallen und neue Wartungskonzepte. An den Standorten Grunewald, Friedrichsfelde und Britz-Süd entstehen neue bzw. modernisierte Werkstätten. Der Ausbau erfolgt schrittweise bis Ende der 2020er-Jahre und soll die langfristige Instandhaltung der Fahrzeugflotten sichern.
Unsichtbare, aber entscheidende Betriebsanlagen
Für einen stabilen Betrieb unerlässlich sind auch verschiedene Betriebsanlagen, die den Fahrgästen meist verborgen bleiben. Hierzu zählen neue Abstellanlagen für die U-Bahn im Bereich der Linie U3 sowie der Ersatzneubau des Waisentunnels, einer zentralen Verbindung zwischen der Linie U5 und dem übrigen Netz. Diese Projekte sollen die betriebliche Flexibilität erhöhen und Engpässe in der Wartungslogistik vermeiden.
Digitalisierung und Ladeinfrastruktur
Die BVG investiert zudem verstärkt in moderne Technologien. Auf der U5 wird das digitale Signalsystem CBTC (Communications-Based Train Control) eingeführt, das eine präzisere Steuerung und dichtere Taktung ermöglichen soll. Außerdem wird die Ladeinfrastruktur für Elektrobusse im gesamten Stadtgebiet ausgebaut – vor allem an Endhaltestellen, um den Betrieb direkt im Liniennetz zu ermöglichen. Ein gemeinsames Betriebsleitsystem für Bus und Tram befindet sich ebenfalls in Vorbereitung.
Großprojekt BIG2025 mit Fördermitteln unterstützt
Ein Teil des Infrastrukturprogramms ist das Projekt BIG2025 (Berliner Initiative zur Großbeschaffung von Elektrobussen). Es umfasst u. a. den Bau der beiden E-Busbetriebshöfe an der Spree und den Ausbau der Ladeinfrastruktur. Das Projekt wird mit rund 196 Millionen Euro vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) gefördert und durch das Land Berlin kofinanziert.
Zeitplan der wichtigsten Projekte
- Straßenbahnbetriebshof Adlershof: Baustart 2026, Inbetriebnahme 2030
- E-Busbetriebshöfe Köpenicker/Rummelsburger Landstraße & Säntisstraße: Baustart 2025, Inbetriebnahme 2027
- U-Bahnwerkstatt Grunewald: Baustart 2025/2026, Inbetriebnahme 2029
- Werkstätten Friedrichsfelde & Britz-Süd: Baustart 2027, Inbetriebnahme 2029
- Abstellanlage Krumme Lanke: Baustart 2025, Inbetriebnahme 2026
- Waisentunnel (U5-Verbindung): Baustart 2025, Fertigstellung voraussichtlich 2029
- CBTC-System auf U5: Umsetzung bis 2029
- Ladeinfrastruktur an Endhaltestellen: Erste Inbetriebnahmen 2026, flächendeckender Ausbau bis 2027
Grundlage für zuverlässige Mobilität der Zukunft
Mit dem Infrastrukturprogramm will die BVG das Fundament für einen zuverlässigen und zukunftsfähigen öffentlichen Nahverkehr in Berlin schaffen. Durch den Fokus auf Erhalt, Sanierung und Digitalisierung soll sichergestellt werden, dass Busse, U-Bahnen und Straßenbahnen auch in den kommenden Jahrzehnten zuverlässig durch die Stadt rollen.