Die České dráhy (Tschechische Bahnen) bereiten sich intensiv auf die Einführung des exklusiven Betriebs unter dem europäischen Zugbeeinflussungssystem ETCS auf ausgewählten Korridorstrecken vor. Bis zum 1. Januar 2025 plant das Unternehmen, etwa 520 Fahrzeuge mit ETCS zu betreiben. Derzeit sind bereits mehr als 400 Fahrzeuge mit der ETCS-Bordausrüstung ausgestattet. Zudem wurden über 700 Lokführer im Umgang mit ETCS geschult.
Erweiterung der ETCS-Ausstattung
Bis Ende dieses Jahres plant der nationale Betreiber den Kauf von weiteren 54 Fahrzeugen mit installierter ETCS-Einheit und die Nachrüstung (Retrofit) von 66 Fahrzeugen aus der bestehenden Flotte.
Jiří Ješeta, Vorstandsmitglied und stellvertretender Generaldirektor für den Personenverkehr bei České dráhy, betont:
„Alle unsere Aktivitäten zielen darauf ab, gut auf den exklusiven Betrieb auf den Korridorstrecken vorbereitet zu sein.“
Erste ETCS-Betriebsstrecken in Tschechien
Schon jetzt legen die Züge der České dráhy im Rahmen des Testbetriebs täglich mehrere tausend Kilometer unter ETCS-Bedingungen zurück. Züge mit ETCS-Ausrüstung verkehren im „switch-on“-Modus, bei dem ein geschulter Lokführer und aktivierte ETCS-Streckenteile erforderlich sind. Zu den ersten Korridoren zählen Strecken von der slowakischen und polnischen Grenze über Bohumín nach Břeclav, von Břeclav über Brno nach Česká Třebová, von Přerov über Česká Třebová nach Prag und von Beroun über Plzeň nach Cheb. Auf der Strecke von Uničov nach Olomouc ist České dráhy der erste Personenzugbetreiber in Tschechien, der den exklusiven Betrieb unter ETCS aufgenommen hat. Das Unternehmen beteiligt sich auch aktiv an der ETCS-Testung und an Belastungstests des gesamten Systems in verschiedenen Teilen des Landes.
Retrofit-Installationen und Schulungen
Die Installation von ETCS in weiteren Fahrzeugen der tschechischen Bahnen erfolgt kontinuierlich. Neben den Lokomotiven der Reihen 162 WTB, 362 und 362 WTB, bei denen ETCS bereits in insgesamt 103 Einheiten eingebaut ist, wird die Ausrüstung auch bei Lokomotiven der Reihe 750, den RegioSpider-Einheiten 841 und 841.2, allen 33 RegioShark-Einheiten, den elektrischen Einheiten 660 / 661 InterPanter, den RegioPanter-Einheiten der ersten Generation und den Vorort-Elektroeinheiten 471 CityElefant installiert. Alle neuen Fahrzeuge, die České dráhy beschafft, sind bereits mit der ETCS-Bordausrüstung ausgestattet.
Umfassende Schulung der Lokführer
Parallel dazu läuft die Schulung der Lokführer für den Betrieb von ETCS-ausgestatteten Fahrzeugen weiter. Bisher haben über 700 Lokführer diese Schulung absolviert, und mehr als hundert weitere befinden sich aktuell in der Ausbildung. In der Schulung lernen die Lokführer die neuen Vorschriften kennen, nach denen der Betrieb auf mit ETCS ausgestatteten Strecken organisiert wird, die Bedienung und Nutzung der ETCS-Ausrüstung auf der Lokomotive, den Umgang mit dem entsprechenden Interface (Bildschirme und Bedienelemente) und die Fahrpraxis unter ETCS-Überwachung sowie den nahtlosen Übergang zwischen ETCS-ausgerüsteten und nationalen Zugbeeinflussungssystemen.
Vorteile des ETCS für den Lokführer
Dank ETCS hat der Lokführer auf dem Monitor einen übersichtlichen Überblick über die maximalen Geschwindigkeiten für den vor ihm liegenden Streckenabschnitt, die Bremskurven, die Anzeige der näher kommenden Zielgeschwindigkeit, z.B. deren Reduzierung, und den Haltepunkt an einem Signal, das die Weiterfahrt verbietet. Sollte der Lokführer nicht angemessen auf eine Geschwindigkeitsreduzierung reagieren, greift das Sicherheitssystem automatisch ein und bringt den Zug zum Stehen.
Ziele des ETCS
Das European Train Control System (ETCS) ist ein einheitliches europäisches Zugbeeinflussungssystem. Sein Ziel ist es, verschiedene nationale Systeme zu ersetzen, einen interoperablen Betrieb von Lokomotiven in ganz Europa zu ermöglichen, die Geschwindigkeit der Züge zu erhöhen, die Streckenkapazität zu steigern und die Sicherheit des Eisenbahnbetriebs zu verbessern. Es besteht aus zwei grundlegenden Teilen: Der Streckenteil ist in die Eisenbahnstrecken integriert und sorgt für die Übertragung von Informationen an die Züge. Der mobile Teil ist in den Schienenfahrzeugen installiert, empfängt Informationen vom Streckenteil und übermittelt sie an den Lokführer oder greift gegebenenfalls automatisch ein, um den Zug zu stoppen.
České dráhy ist der erste Betreiber in der Tschechischen Republik, der seine Züge auf einer Strecke mit exklusivem Betrieb unter ETCS, nämlich der Strecke zwischen Olomouc und Uničov, einsetzt.