Eine verlässliche und leistungsfähige Infrastruktur bildet das Rückgrat einer funktionierenden Wirtschaft. Die Erreichbarkeit von Unternehmen sowie die Versorgung und Verteilung von Gütern sind entscheidend, um Wachstumspotenziale zu realisieren. Doch anstehende Baustellen in Europa, aber vor allem in Deutschland, könnten dieses Rückgrat empfindlich schwächen.
Warnung vor Beeinträchtigungen durch Baustellen
Die Obleute der Bundessparte Transport und Verkehr, Alexander Klacska, sowie der Bundessparte Industrie, Sigi Menz, warnten bei einem Pressegespräch in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) vor erheblichen Beeinträchtigungen durch geplante Baumaßnahmen. Besonders die Generalsanierung der deutschen Bahninfrastruktur bis 2030, die etwa 40 Streckenabschnitte mit mehr als 4.300 km Länge umfasst, bereitet Sorgen.
Auswirkungen auf wichtige Bahnverbindungen
Die Modernisierung der Bahnstrecken Nürnberg–Regensburg–Passau sowie München-Rosenheim–Salzburg wird in den Jahren 2026 und 2027 massive Auswirkungen auch auf Österreich haben. Bis zu 140 Güterzüge täglich, die über den Grenzbahnhof Passau verkehren, sind von einer Totalsperre betroffen. Diese Züge müssten über längere und weniger leistungsfähige Strecken umgeleitet werden, was rund 20 Prozent des gesamten österreichischen Schienengüteraufkommens betrifft.
Bedeutung der Bahn für Containertransporte
Sigi Menz betonte die zentrale Rolle der Bahn für Containertransporte in und aus Österreich. Fast 98 Prozent des Transportvolumens von und nach Hamburg sowie ähnliche Mengen zu den Nordseehäfen Rotterdam und Antwerpen erfolgen auf der Schiene. Durch die geplanten Sperren könnten rund 28 Prozent der Gütertransporte auf der Schiene nicht mehr durch Deutschland erfolgen, was erhebliche Auswirkungen auf die Lieferketten hat.
Hohe Zusatzkosten und Zugausfälle
Die Umleitung der betroffenen Güterzüge könnte Zusatzkosten von bis zu 250 Millionen Euro verursachen. Zudem könnten bis zu 40 Ganzzüge gar nicht umgeleitet werden, was zu Produktionsausfällen und möglichen Kurzarbeitsszenarien in der Industrie führen könnte.
Forderungen nach besserem Baustellenmanagement
Die WKÖ-Bundessparten fordern ein verbessertes Baustellenmanagement mit kürzeren Bauabschnitten und bevorzugt eingleisigen Sperren anstelle von Totalsperren. Temporäre Maßnahmen wie die Aufhebung von Fahrverboten für den Straßenverkehr und eine höhere Priorität für den Schienengüterverkehr sind ebenfalls notwendig.
Europäische Zusammenarbeit und Kompensationen
Auf europäischer Ebene fordern die Bundessparten die Schaffung eines Konsultations- und Überwachungsmechanismus bei Sanierungsarbeiten sowie ein vorausschauendes Kapazitätsmanagement für Ausweichrouten. Zudem sollen Infrastrukturbetreiber und Bahnunternehmen Kompensationsleistungen für Umleitungen und Mehrkosten erhalten, und Transportunternehmen sollten von Trassenentgelten für Umleitungsstrecken befreit werden.
Zielnetz 2040: Weichenstellungen und Kritikpunkte
Das kürzlich vorgestellte Zielnetz 2040 der österreichischen Bundesregierung sieht Modernisierungen und den Ausbau wichtiger Routen im Transeuropäischen Verkehrsnetz (TEN-V) vor, einschließlich der Pyhrn-Bahnstrecke. Die Bundessparten begrüßen diese Maßnahmen, fordern jedoch eine durchgehende Zweigleisigkeit und den Ausbau weiterer wichtiger Strecken wie der Summerauer-Bahn.