Im Europäischen Parlament fand kürzlich eine hochrangig besetzte Lunch Debate zum Thema Zukunft des Schienenverkehrs in Europa statt. Eingeladen hatten der EU-Ausschuss im Fachverband der Schienenbahnen in der Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) sowie die Europaabgeordnete Sophia Kircher, Vizevorsitzende des Verkehrsausschusses (TRAN). Vertreterinnen und Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Bahnbranche diskutierten über zentrale Herausforderungen und Lösungsansätze für den öffentlichen Verkehr und den Schienengüterverkehr.
Schiene als Schlüssel für Klimaziele und Wettbewerbsfähigkeit
Die Diskussionsteilnehmenden waren sich einig, dass ohne eine Stärkung der Schiene die Klimaziele der Europäischen Union nicht erreichbar sind. Kircher betonte die Notwendigkeit eines modernen und effizienten Transportsystems, das auf eine Verlagerung des Verkehrs von der Straße auf die Schiene setzt. Bürokratieabbau, Infrastrukturinvestitionen und ein europaweit einheitliches Ticketsystem wurden dabei als zentrale Hebel genannt.
Auch Monika Unterholzner (Wiener Stadtwerke) und Elisabetta Garofalo (Europäische Kommission, DG Move) unterstrichen die Rolle der Schiene als Rückgrat der Verkehrswende. Besonders der Schienengüterverkehr müsse durch Investitionen und bessere grenzüberschreitende Interoperabilität gestärkt werden.
Brenner-Korridor im Fokus
Ein Schwerpunkt lag auf dem Brenner-Korridor, einer der wichtigsten Güterverkehrsachsen Europas. Ruby van der Sluis (Lokomotion) verwies auf bestehende Engpässe und warnte vor gravierenden Folgen durch anstehende Bauarbeiten. Ohne alternative Baukonzepte drohten zusätzliche Lkw-Fahrten und wirtschaftliche Nachteile für ganz Europa.
Nahverkehr, Datenqualität und Innovation
Neben dem Güterverkehr standen auch urbane Mobilitätskonzepte im Mittelpunkt. Gudrun Senk (Wiener Linien) stellte Strategien vor, wie trotz begrenzter Mittel in Sicherheit, Ausbau und Dekarbonisierung investiert werden kann.
Jacqueline Erhart (ITS Vienna Region) hob die Bedeutung hochwertiger, interoperabler Mobilitätsdaten für Fahrgastinformation, Verkehrssteuerung und neue Dienste hervor.
Technologie: ETCS als Schlüsselfaktor
Mark Topal-Gökceli (ÖBB) präsentierte den Stand beim Ausbau des Europäischen Zugsicherungssystems (ETCS). Diese Technologie gilt als Basis für sicheren, interoperablen Bahnverkehr und künftige Innovationen wie automatisiertes Fahren. Topal-Gökceli forderte europaweit abgestimmte Migrationspläne, weniger Spezifikationskomplexität und harmonisierte Upgrade-Zyklen, um Kosten zu senken und Planungssicherheit zu schaffen.
Konsens: Mehr Schiene für Europa
Zum Abschluss betonten die Teilnehmenden die Notwendigkeit entschlossener Maßnahmen auf europäischer Ebene. Investitionen in Infrastruktur und Digitalisierung, harmonisierte Standards, Bürokratieabbau sowie einheitliche Ticket- und Datensysteme gelten als zentrale Voraussetzungen, um die Schiene als Motor der Verkehrswende zu stärken.