IRG-Rail-Report 2023: Gemischte Entwicklungen im europäischen Bahnverkehr

Apr. 25, 2025 | Güterverkehr & Logistik, Personenverkehr

Der neue Jahresbericht des Dachverbandes europäischer Eisenbahnregulierungsbehörden (IRG-Rail) bietet einen umfassenden Überblick über die Entwicklungen im europäischen Eisenbahnsektor. Er analysiert unter anderem die Infrastruktur, Trassengebühren, Marktakteure sowie den Güter- und Personenverkehr. Die Ergebnisse zeichnen ein differenziertes Bild: Während der Personenverkehr stark zulegte, kämpfte der Güterverkehr mit Rückgängen.

Starkes Wachstum im Personenverkehr trotz hoher Inflation

Im Jahr 2023 stieg die Zahl der Personenkilometer (Pkm) in Europa im Vergleich zum Vorjahr um 12 Prozent. Damit wurde erstmals das Vorkrisenniveau von 2019 übertroffen. Sowohl der gemeinwirtschaftlich bestellte als auch der kommerzielle Personenverkehr trugen zu diesem Anstieg bei. Trotz einer anhaltend hohen Inflation von durchschnittlich 7 Prozent in den IRG-Rail-Mitgliedsstaaten blieb die Nachfrage nach Bahnreisen ungebrochen.

Österreich europaweit führend bei Bahnfahrten

Bei der Nutzung pro Kopf liegt die Schweiz weiterhin an der Spitze. Unter den EU-Staaten verzeichnete Österreich mit 1.597 Bahnkilometern je Einwohnerin und Einwohner den höchsten Wert. Es folgten Frankreich mit 1.542 Kilometern und Schweden mit 1.261 Kilometern. Damit übertraf Österreich seinen bisherigen Spitzenwert aus dem Jahr 2019 deutlich.

Güterverkehr mit deutlichen Rückgängen

Anders als der Personenverkehr musste der Schienengütertransport 2023 erhebliche Einbußen hinnehmen. Die Verkehrsleistung sank europaweit um 8 Prozent. Besonders betroffen war der grenzüberschreitende Güterverkehr, dessen Volumen um 13 Prozent zurückging. Der Anteil des internationalen Verkehrs am Gesamtvolumen erreichte mit 48 Prozent einen historischen Tiefstand.

Kostenentwicklung spiegelt Markttrends wider

Die von den Infrastrukturbetreibern erhobenen Trassengebühren entwickelten sich unterschiedlich: Im Personenverkehr stiegen sie, während sie im Güterverkehr zurückgingen – ein Spiegelbild der jeweiligen Marktentwicklung. Gleichzeitig erhöhten sich die Ausgaben für Instandhaltung und Erneuerung der Infrastruktur um 19 Prozent pro Streckenkilometer, wobei der Fokus auf Erneuerungen lag.

Umsatzwachstum trotz sinkender Gütertransportmengen

Die Eisenbahnverkehrsunternehmen verzeichneten im Personenverkehr ein Umsatzplus von 9 Prozent gegenüber 2022 – inflationsbereinigt sogar 13 Prozent mehr als 2019. Auch im Güterverkehr stiegen die Umsätze trotz rückläufiger Transportmengen, was vor allem auf gestiegene Preise zurückzuführen ist.

Bei den Energiekosten kam es 2023 zu gegenläufigen Entwicklungen: Während die Preise für Diesel – bedingt durch sinkende Ölpreise – um 19 Prozent zurückgingen, stiegen die Kosten für Bahnstrom um denselben Prozentsatz. Dies führte bei vielen Bahnunternehmen zu höheren Betriebskosten.

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