Jahresbericht 2024 der Schienen-Control: Wachstum im Personenverkehr, Stagnation beim Gütertransport

Juli 14, 2025 | Güterverkehr & Logistik, Personenverkehr

Die Schienen-Control hat ihren Jahresbericht für 2024 veröffentlicht. Dieser zeigt ein gemischtes Bild der aktuellen Entwicklung des Bahnsektors in Österreich: Während der Schienenpersonenverkehr neue Rekordwerte erreichte, bleibt das Wachstum im Schienengüterverkehr trotz zunehmendem Wettbewerb weitgehend aus.

Rekordwerte im Personenverkehr

Im Jahr 2024 wurden im Schienenpersonenverkehr 138,5 Millionen Personenzugkilometer verzeichnet – ein neuer Höchststand. Die Fahrgastzahlen stiegen im Vergleich zum Vorjahr um sechs Prozent auf insgesamt 348,7 Millionen. Die Fahrleistung erreichte rund 15 Milliarden Personenkilometer.

Der Zuwachs wird unter anderem auf Angebotsausweitungen, häufigere Taktverbindungen und neue Strecken zurückgeführt. Besonders hervorzuheben sind die Inbetriebnahme des Kärntner Abschnitts der Koralmbahn sowie neue Verbindungen in und um Wien. Auch im Fernverkehr kam es zu Ausweitungen, etwa durch neue Direktverbindungen zwischen Linz und Graz, Wien und Villach sowie durch zusätzliche Nachtzüge und eine Erweiterung des WESTbahn-Angebots.

Schienengüterverkehr unter Druck

Der Markt für Schienengüterverkehr zeigt sich laut Bericht dynamisch, doch das Leistungsniveau stagniert. Trotz eines leichten Anstiegs bei den Netto- und Bruttotonnenkilometern konnte keine spürbare Steigerung der Gesamtleistung erzielt werden. Hemmnisse sind unter anderem die konjunkturelle Entwicklung, eine rückläufige Nachfrage nach bahnaffinen Gütern sowie Einschränkungen durch Hochwasser, internationale Baustellen und Umleitungen.

Marktführer im Güterverkehr blieb die Rail Cargo Austria mit einem Anteil von 57,3 Prozent, verzeichnete jedoch einen leichten Rückgang um 0,3 Prozentpunkte. Private Anbieter wie Ecco-Rail, Lokomotion oder CargoServ bauten ihren Anteil auf 27,6 Prozent aus und dominierten auf Haupttransitstrecken wie der Westachse und am Brenner bereits mit Marktanteilen um 60 Prozent.

Kapazitätsgrenzen und Strukturprobleme

Trotz mehr Wettbewerb steigt die Gesamtleistung des Sektors nicht. „Mehr Kuchenstücke – aber der Kuchen bleibt gleich groß“, fasst Maria-Theresia Röhsler, Geschäftsführerin der Schienen-Control, die Situation zusammen. Langfristig könnte zudem das Wachstum im Personenverkehr zu Kapazitätsengpässen für den Güterverkehr führen, da beide Bereiche das gleiche Netz nutzen.

Auch strukturelle Herausforderungen wirken sich negativ aus – insbesondere im Einzelwagenverkehr. Trotz öffentlicher Förderungen gilt dieses Marktsegment zunehmend als wirtschaftlich schwer tragfähig. Die Schließung von Anschlussbahnen, Personalengpässe und mangelndes Rollmaterial verschärfen die Situation, vor allem im internationalen Verkehr.

Flexiblere Trassen und bessere Koordination gefordert

Knapp ein Drittel der Güterverkehrsleistung wurde 2024 über kurzfristig bestellte Ad-hoc-Trassen abgewickelt – bei privaten Anbietern sogar über 40 Prozent. Daraus ergibt sich ein wachsender Bedarf an flexiblen und gleichzeitig verlässlichen Trassenkapazitäten. Röhsler betont die Notwendigkeit einer verbesserten europäischen Koordination bei Baustellen sowie einer gezielten Trassenvergabe.

Weiterführende Informationen

Der vollständige Jahresbericht mit detaillierten Daten zur Entwicklung des Personen- und Güterverkehrs, zur Preisgestaltung sowie zu den Verfahren der Schienen-Control Kommission steht online unter folgendem Link zur Verfügung: www.schienencontrol.gv.at/de/publikationen.html

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