Die ÖBB haben wirtschaftlich betrachtet die Corona-Pandemie hinter sich gelassen: Die Finanzergebnisse befinden sich wieder auf Vorkrisenniveau. Auch die Fahrgastzahlen steigen wieder. Knapp 323 Mio. Fahrgäste sind im vergangenen Jahr auf den Zug oder den Postbus aufgesprungen, knapp 13 Prozent mehr als 2020. Vor Corona waren es allerdings noch rund 477 Mio. Fahrgäste. Diesem Niveau wollen sich die ÖBB im laufenden Jahr weiter annähern. Der Güterverkehr entwickelt sich mit 94,1 Mio. Nettotonnen Transportleistung stabil. Ingesamt konnten die ÖBB das Jahr 2021 mit einem Ergebnis vor Steuern (EBT) von 170,0 Mio. Euro abschließen (2020: 58,6 Mio. Euro). 2019, vor der Pandemie, waren es 168,5 Mio. Euro
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ÖBB Vorstandsvorsitzender Andreas Matthä: „Ich freue mich, dass wir wieder auf Kurs sind und an den wirtschaftlichen Erfolg vor der Pandemie anschließen konnten. Das sichert unsere Investitionsfähigkeit. Sie ist Grundlage für den Bahnausbau und die Modernisierung unserer Flotte und Infrastruktur. Allein in die Erneuerung unserer Züge und Busse wollen wir bis 2027 4,1 Milliarden Euro investieren.“
ÖBB Finanzvorstand Arnold Schiefer: „Das deutlich positive Konzernergebnis ist Beweis dafür, dass die ÖBB auch in Krisenzeiten stabil unterwegs sind. Das deutlich positive Ergebnis in allen drei Teilkonzernen ist vor allem auch durch die hohe Einsatzbereitschaft und Flexibilität unserer Mitarbeiter:innen möglich geworden. Die ÖBB konnten so einmal mehr den Beweis dafür bringen, dass sie auch in Krisenzeiten ein stabiler Partner und Arbeitgeber in der Republik Österreich sind.“
Schneller Überblick zu ÖBB Bilanz 2021
- Die Gesamterträge des ÖBB Konzerns steigen über Vorkrisenniveau auf knapp 7 Mrd. EUR.
- Ein EBT von 170 Mio. EUR wurde erwirtschaftet (bestes EBT seit 2017).
- Alle Teilkonzerne schließen positiv ab!
- Bis 2030 investieren die ÖBB rund 1 Mrd. EUR in den Ausbau der Energieproduktion. Durch neue Wasserkraft, Wind & PV Anlagen steigt die Eigenproduktion bis 2030 auf 280 GWH/Jahr.
- Im Jahr 2021 wurden knapp 3,7 Mrd. EUR in Flotte und Infrastruktur investiert.
- Bis 2027 werden bei den ÖBB knapp 28 Mrd. EUR in Flotte und Infrastruktur investiert.
Alle Teilkonzerne mit positivem Ergebnis
Trotz einem weiteren von der COVID19-Pandemie geprägten Jahr konnte im Teilkonzern ÖBB Personenverkehr ein Ergebnisanstieg verzeichnet werden. Während im ersten Halbjahr durch Lockdowns und Ausgangsbeschränkungen das Reiseverhalten noch deutlich eingeschränkt war, konnte über die Sommermonate ein Anstieg bei Tariferlösen und Fahrgästen erzielt werden. 322,9 Mio. Menschen, also nahezu 900.000 pro Tag, beförderten die ÖBB im Jahr 2021. Das sind um rund 13% mehr als im Jahr zuvor. Im Nahverkehr konnte ein Anstieg von rund 15% erreicht werden. Die stärksten Zuwächse konnten dabei in der Ostregion, Kärnten und Tirol verzeichnet werden. Im Fernverkehr betrug die Steigerung rund 18% auf Grund der Wiederaufnahme des internationalen Reiseverkehrs ab Mai 2021. Die Pünktlichkeit lag bei 96,7% im Gesamtsystem (2020: 97,2). Damit zählen die ÖBB zu den pünktlichsten Bahnen in Europa.
Die Gesamterträge im Teilkonzern Personenverkehr stiegen um 22% auf 2.664,0 Mio. Euro, die Aufwände sanken gleichzeitig um 18% auf -2.527,9 Mio. Euro. Das EBT stieg von 6,3 Mio. Euro auf 89,3 Mio. Euro.
Güterverkehr: Deutliches Umsatz- und Ergebnisplus in der Bahnlogistik
Die Gesamterträge im Teilkonzern Rail Cargo Austria verzeichneten einen rechnerischen Rückgang um 15% auf 1.933,1 Mio. Euro, wobei dieser Wert aufgrund des ÖBB-internen Verkaufs von 26% der Anteile an der ÖBB-Technische Services-GmbH an die ÖBB-Personenverkehr AG und des damit zusammenhängenden Wechsels vom Vollkonsolidierungskreis der Rail Cargo Austria in den Vollkonsolidierungskreis der ÖBB-Personenverkehr AG nicht direkt vergleichbar ist. Bereinigt um den Einmaleffekt dieser Anteilstransaktion sind die Gesamterträge mit Bahnlogistikgeschäften um 10% oder 174 Mio. Euro gestiegen und liegen knapp 50 Mio. EUR über den bereinigten Gesamterträgen in 2019, was vor allem auf das Wachstum bei Intermodal-, Stahl-, Baustoff- und Abfallverkehren zurückzuführen ist.
Die Gesamtaufwendungen des Teilkonzerns Rail Cargo Austria wurden mit 1.879,0 Mio. Euro um 16% niedriger als im Vorjahr ausgewiesen. Bereinigt um die Anteilstransaktion sind die Aufwendungen um 8% gestiegen. Erfreulich ist, dass auch das um alle Einmaleffekte bereinigte Ergebnis im Teilkonzern klar positiv ist und deutlich über 2020 und 2019 liegt. Das EBT stieg vor allem aufgrund des Verkaufs der Anteile an der Wartungstochter stark auf 121,6 Mio. Euro (2020: 7,6 Mio. Euro) an, wobei sich hier der Einmaleffekt aus der Anteilstransaktion mit 86,4 Mio. Euro besonders stark zu Buche schlägt. Auf der Ebene des Gesamtkonzerns der ÖBB-Holding AG hat diese Anteilstransaktion zwischen zwei Teilkonzernen keinen Effekt auf den Konzernabschluss. Insgesamt wurden 2021 94,1 Mio. Nettotonnen Güter mit eigenen Lokomotiven und Personal befördert, um etwa 1% weniger als 2020. Vor der Pandemie, im Jahr 2019, waren es noch 105,3 Mio. Nettotonnen.
Die Gesamterträge des Teilkonzerns ÖBB Infrastruktur beliefen sich 2021 auf 3.318,9 Mio. Euro und damit auf dem Vorjahresniveau (2020: 3.329,0 Mio. Euro). Die Gesamtaufwendungen verzeichneten wiederum einen Anstieg um 3% auf 2.917,6 Mio. Euro. Das EBT lag bei 10,9 Mio. Euro, um 7% höher als 2020. Dabei haben sich die Hauptproduktionsmengen (Zug- und Bruttotonnenkilometer) gegenüber dem Vorjahr mengenmäßig deutlich erholt und liegen 2021 bereits wieder auf Vorkrisenniveau: Die Zugkilometerleistung lag bei 156,6 Mio. (2019: 156,4 Mio.), die Bruttotonnenkilometer bei 78.682 Mio. (2019: 78.698).
Bilanz- und Ertragszahlen im Detail: Gesamterträge steigen
Mit Gesamterträgen von 6.986,3 Mio. Euro (2020: 6.724,3 Mio. EUR) konnte der ÖBB Konzern gegenüber dem Vorjahr einen leichten Anstieg von knapp 4% verzeichnet werden. Die Gesamtaufwendungen stiegen 2021 um rund 4% auf 6.357,6 Mio. Euro (2020: 6.099,7 Mio. Euro) an, wobei die Personalaufwendungen im Vergleich zum Vorjahr mit 2.751,5 Mio. Euro (2020: 2.742,9 Mio. Euro) nahezu konstant blieben. Die Materialaufwendungen verzeichneten einen Anstieg auf 405,7 Mio. Euro (2020: 379,8 Mio. Euro). Dieser Posten enthält unter anderem Aufwendungen für extern bezogenen Traktionsstrom sowie Aufwendungen für flüssige Treibstoffe. Die Aufwendungen für bezogene Leistungen lagen bei 1.402,2 Mio. Euro (2020: 1.313,8 Mio. Euro). Darin enthalten sind vorwiegend Entgeltzahlungen für Fahrzeugmieten, Transportleistungen und Infrastrukturbenützung an Drittbahnen. Die Abschreibungsaufwendungen stiegen um 112,8 Mio. Euro auf rd. 1.336,8 Mio. Euro (2020: 1.224,0 Mio. Euro).
Für das Geschäftsjahr 2021 weist der ÖBB Konzern ein negatives Finanzergebnis in Höhe von -458,7 Mio. EUR (2020: -566,0 Mio. Euro) aus. Der Zinsaufwand beträgt 503,3 Mio. Euro (2020: 572,3 Mio. EUR). Das Ergebnis vor Steuern und Zinsen (EBIT) des ÖBB Konzerns stieg im Berichtsjahr auf 628,7 Mio. Euro (2020: 624,6 Mio. Euro).
Das EBITDA (Gewinn vor Zinsen, Steuern, Abschreibungen auf Sachanlagen und Abschreibungen auf immaterielle Vermögensgegenstände) stieg im Berichtsjahr um 6% auf 1.965,5 Mio. Euro (2020: 1.848,6 Mio. Euro). Diese betriebswirtschaftliche Kennzahl beschreibt den nachhaltigen operativen Cashflow vor Steuern eines Unternehmens. Die ÖBB erwirtschaften somit ein EBT von 170,0 Mio. Euro und erreichten damit wieder das Vorkrisenniveau von 2019 (2020: 58,6 Mio. Euro, 2019: 168,5 Mio. Euro).
Vorwiegend bedingt durch die Investitionen in das Sachanlagevermogen erhöhte sich die Bilanzsumme des ÖBB Konzerns um 7% auf 35.554,7 Mio. Euro (2020: 33.103,2 Mio. Euro). Das Eigenkapital stieg um 17,2 % auf 3.244,0 Mio. Euro, die Eigenkapitalrentabilität auf 5,2% (2020: 2,1%).
ÖBB investierten 3,7 Milliarden Euro in Ausbau und Erneuerung
3.687,8 Mio. Euro (2020: 3.352,7 Mio. EUR) investierte der Konzern 2021. Der größte Anteil wurde davon in die Erneuerung und den Ausbau der Schieneninfrastruktur investiert, unter anderem in den Ausbau der Süd- und Weststrecke, der weiteren Elektrifizierung von Regionalbahnen oder der Modernisierung und Errichtung von Bahnhöfen und Park&Ride Anlagen. Auch Schallschutz- und Sicherheitsmaßnahmen bildeten einen Investitionsschwerpunkt im abgelaufenen Geschäftsjahr. Einen neuen Fokus bilden Investitionen in Kraftwerke und Photovoltaik- sowie Windkraftanlagen. Insgesamt wurden 20 neue Photovoltaikanlagen errichtet und heuer soll die weltweit erste Windkraftanlage für grünen Bahnstrom ans Netz gehen. Der ÖBB Konzern zählt zu den größten Arbeitgebern Österreichs. Per 31.12.2021 waren konzernweit 41.898 Mitarbeiter:innen (ohne Lehrlinge) beschäftigt. Das ist ein geringfügiger Anstieg des Personalstands im Vergleich zum Vorjahr (2020: 41.872). Der ÖBB-Konzern zählt auch zu den größten Ausbildungseinrichtungen Österreichs. Zum Jahresende 2021 waren 1.775 (2020: 1.787) Lehrlinge in Ausbildung. Hinzu kommen weitere 222 (2020: 227) Lehrlinge über die Allgemeine Privatstiftung für berufliche Bildung. 2021 wurden im Zuge des laufenden Generationswechsels 3.764 Mitarbeiter:innen neu aufgenommen.