Die Instandhaltung von Zügen auf ein neues Level heben – das ist das Ziel des Projekts „Stilllagenwartung“ der ÖBB. Dabei wird die Wartung gezielt in jene Zeiten verlegt, in denen Züge nicht im Fahrgastbetrieb benötigt werden. Ein eigens entwickeltes IT-System ermöglicht eine einfache Buchung der Wartungsfenster und sorgt für eine reibungslose Integration von Betrieb und Werkstatt.
Wartung nach Plan: Effiziente Nutzung von Werkstättenfenstern
Das Grundprinzip der Stilllagenwartung ist ebenso simpel wie genial: Umlaufpläne der Züge enthalten feste Zeitfenster für Instandhaltungsarbeiten, die sogenannten Werkstättenfenster. Diese Fenster sind ebenso wichtig wie die Zugfahrten selbst und können nicht gestrichen oder flexibel verschoben werden.
Ein speziell entwickeltes Software-Tool erleichtert die Buchung dieser Fenster. Fahrzeugdisponent:innen können per Mausklick freie Kapazitäten in den Werkstätten buchen. Die Software zeigt alle verfügbaren Zeitfenster für die einzelnen Flotten, die den spezifischen Wartungsanforderungen der Fahrzeuge zugeordnet sind. So wissen die Werkstätten genau, welche Arbeiten im jeweiligen Zeitfenster zu erledigen sind – inklusive definierter Zu- und Rückführung der Fahrzeuge.
Optimierte Wartung durch Modularisierung
Die Wartung erfolgt größtenteils laufleistungsabhängig. Je mehr Kilometer ein Zug zurücklegt, desto umfangreicher fallen die Wartungsarbeiten aus. Für die sogenannte Light Maintenance – kleinere Instandhaltungsarbeiten – ist das System der Stilllagenwartung ideal. Hier werden Wartungsschritte effizient in den Umlaufplan integriert, ohne den Betrieb zu beeinträchtigen.
Ein großer Fortschritt zeigt sich bei den Railjets: Die umfassenderen IW5- und IW6-Revisionen – die sogenannte Heavy Maintenance – wurden in mehrere Module aufgeteilt. So erfolgt die Wartung, aufgeteilt in kleinere Arbeitspakete, in kürzeren Abschnitten, beispielsweise von Montag bis Freitag. Am Wochenende, wenn die Züge am dringendsten gebraucht werden, stehen sie wieder im Betrieb zur Verfügung.
Zukunftsweisend: Wartung der Nightjets der neuen Generation
Die neue Generation der Nightjets bringt ein revolutionäres Wartungskonzept mit sich. Die gesamte Instandhaltung, also Light- und Heavy Maintenance, erfolgt während der Stilllagen, ohne zusätzliche Abstellungen. Alle Wartungsschritte werden in Module aufgeteilt und priorisiert – von technischen Arbeiten über die Entsorgung von Abwässern bis hin zur Erneuerung von Bettwäsche und Catering.
Dank einer IT-gestützten Planung sind die Arbeitsschritte optimal organisiert. Ähnlich wie bei einem Formel-1-Boxenstopp greifen alle Prozesse reibungslos ineinander. Ziel ist es, Bauteile vor Ablauf ihrer Einsatzzeit auszutauschen oder zu reparieren, um Schäden vorzubeugen und maximale Zuverlässigkeit zu gewährleisten.
Die Modularisierung der Wartung zeigt bereits jetzt großes Potenzial: Das Konzept soll künftig auch auf andere Fahrzeugflotten ausgeweitet werden. Mit der Stilllagenwartung schaffen die ÖBB ein innovatives Modell, das Betriebszeiten maximiert, Wartungszeiten minimiert und die Effizienz nachhaltig steigert – ein Vorzeigemodell für die gesamte Bahnbranche.