Tschechische Bahn testet umweltfreundlichen Biokraftstoff im regulären Zugbetrieb

Apr. 7, 2025 | Innovation

Die Tschechische Bahn (České dráhy) hat ein Pilotprojekt zur Erprobung eines umweltfreundlichen Biokraftstoffs in die nächste Phase überführt. Seit Anfang April werden drei Dieseltriebzüge des Typs RegioFox im regulären Fahrgastbetrieb mit einem Kraftstoffgemisch betrieben, das zu 20 Prozent aus hydrierter Pflanzenöl-Biokomponente (HVO) besteht. Das Projekt soll Aufschluss darüber geben, ob der alternative Kraftstoff künftig großflächig auf nicht elektrifizierten Bahnstrecken eingesetzt werden kann.

Der Praxistest folgt auf vorangegangene Laboranalysen und Testfahrten im Eisenbahnforschungszentrum Velim. Dabei wurden unterschiedliche Kraftstoffmischungen hinsichtlich Verbrauch, Emissionen und Leistung verglichen. Die nun eingesetzte Mischung mit 20 Prozent HVO hatte sich in den Tests als besonders geeignet erwiesen.

Getestet wird auf den Strecken Rakovník–Beroun sowie Beroun–Rudná u Prahy–Prag. Die Versuchsphase ist auf mindestens sechs Monate angesetzt. Der Biokraftstoff wird vom tschechischen Mineralölunternehmen ČEPRO geliefert, das zwischen 2023 und 2026 als offizieller Kraftstofflieferant der Tschechischen Bahn fungiert.

Der Hintergrund des Projekts ist die Suche nach klimafreundlicheren Antriebslösungen für die rund zwei Drittel der tschechischen Bahnstrecken, die noch nicht elektrifiziert sind. Neben der Elektrifizierung und dem Einsatz batterieelektrischer Züge prüfen die Tschechischen Bahnen daher auch alternative Kraftstoffe für moderne Dieseltriebwagen.

Laut Angaben der Projektpartner kann HVO, insbesondere wenn es aus Abfallstoffen wie gebrauchten Fetten oder Ölen hergestellt wird, die CO₂-Emissionen im Vergleich zu fossilem Diesel um bis zu 90 Prozent reduzieren. Der Kraftstoff ist mit herkömmlichem Diesel kompatibel und kann ohne technische Umrüstung eingesetzt werden.

Das Projekt wird neben der Tschechischen Bahn von mehreren Partnern getragen, darunter die Technische Universität Prag (ČVUT), das Eisenbahnforschungsinstitut VUZ, der Fahrzeughersteller PESA sowie die Regionen Prag und Mittelböhmen.

Langfristig sollen die Ergebnisse helfen, den Einsatz nachhaltiger Kraftstoffe im Bahnverkehr gezielt auszubauen – insbesondere dort, wo eine Elektrifizierung nicht kurzfristig umsetzbar ist.

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