Flix hatte im Jahr 2023 das erfolgreichste erste Halbjahr in der Unternehmensgeschichte. In einem exklusiven Interview teilt André Schwämmlein, Co-Gründer und CEO Flix, seine visionären Gedanken darüber, wie die Bahn- und Fernbusindustrie einen entscheidenden Beitrag zur Gestaltung einer nachhaltigen Reiseerfahrung leisten kann.
Flix hat vor kurzem das erfolgreichste erste Halbjahr in der Unternehmensgeschichte erlebt. Hätten Sie sich in der Zeit der Gründung gedacht, dass sich so eine bekannte und erfolgreiche Marke entwickelt?
Darauf haben wir immer hingearbeitet, wissen kann man es aber natürlich vorher nie. Unser Erfolgsgeheimnis, wenn man es so nennen will, ist, dass wir unser Angebot immer vom Fahrgast aus denken. Wir fragen uns: Was wollen die Menschen, wenn sie reisen, wie können wir ihr Erlebnis noch besser machen. Fahrpläne werden für Fahrgäste gemacht, nicht für Unternehmen.
Wie sehen Sie die Zukunft von Bus- und Bahnreisen, insbesondere in Bezug auf die Integration von Technologie und Nachhaltigkeit?
Erstmal ist wichtig: Kollektives Reisen ist die Zukunft, wir müssen die Anzahl der PKW verringern. Alternative Antriebe werden auch eine sehr wichtige Rolle spielen, aber das allein bringt auch keine echte Verkehrswende, wenn alle mit E-Autos im Stau stehen. Wir testen mit FlixBus schon sehr viele alternative Antriebe, um den ohnehin schon geringen CO2-Ausstoß bei Fernbusreisen pro Fahrgast zu verringern – etwa E-Busse oder Wasserstoffantriebe.
Bei Zügen geht es natürlich auch um die Infrastruktur. Da steht dann die Digitalisierung der Schiene im Vordergrund, wo die Bundesregierung noch einige Hausaufgaben zu machen hat.
Durch den großen Erfolg im Fernbusgeschäft ist Flix bekannt geworden. Warum haben Sie vor einigen Jahren den Schritt auf die Schiene gesetzt, was waren Ihre Überlegungen dazu?
Wir glauben, dass sich Züge und Fernbusse perfekt zu einem nachhaltigen Reiseangebot ergänzen können, wenn man das als Technologieunternehmen vom Kunden her denkt. Für die Stecken bis 300, 400 Kilometer ist der FlixBus oft das beste Angebot, auch für grenzüberschreitende Fahrten. Außerdem nutzen sehr viele Menschen gern unsere Nachtlinien, weil sie dann im Bus schlafen können und so mehr Zeit am Zielort haben. FlixTrain ist dann bei längeren Verbindungen, etwa zwischen Berlin und Köln, die schnellere und attraktivere Option. Wir haben mit FlixBus und FlixTrain ein sehr umfassendes nachhaltiges und erschwingliches Reiseangebot gebaut, das super ankommt und alle Menschen erreicht.
Sind Sie mit dem Zusammenspiel aus Flixbus und Flixtrain zufrieden?
Sehr. Wir arbeiten auch weiter daran, Fahrpläne noch besser aufeinander abzustimmen. So entstehen dann gerade für Menschen, die auf dem Land wohnen wo der Fernbus oft die einzige Alternative zum Auto ist, viel mehr Reisemöglichkeiten – mit dem FlixBus in die nächste Großstadt und dann mit dem FlixTrain zu Zielen in ganz Deutschland.
Flix hat in den letzten Jahren im Busgeschäft große Schritte gesetzt und global expandiert. Wie sieht es auf der Schiene aus? Wird sich das Flixtrain-Angebot in den nächsten Jahren auch weiter steigern und will man international werden?
Wir haben FlixTrain immer als internationales Angebot gesehen, aktuell arbeiten wir zusammen mit der Europäischen Kommission an Pilotstrecken zwischen Leipzig und Stockholm oder Zürich und München. In Schweden sind wir bereits erfolgreich unterwegs. Wir sehen aktuell, dass die Europäische Kommission viele Initiativen startet, um grenzüberschreitenden Schienenverkehr zu fördern und mehr Angebot möglich zu machen – insbesondere das Thema Trassenzugang- und preise schauen sich die Kommission, aber auch z.B. die französische Regierung an. Das sind sehr wichtige Signale für das nachhaltige Reisen in Europa und wir wollen hier mit FlixTrain mitgestalten.
Was ist Ihnen lieber, sind Sie eher im Fernbus unterwegs oder im Zug?
Das kommt immer auf die Distanz an. Ich bin öfter mal in Franken, von München nach Nürnberg gibt es eine hervorragende FlixBus-Verbindung, die ich gerne nehme. Für lange Strecken nehme ich auch gerne den Zug. Wichtig ist, dass es beides gibt und ich nicht aufs Auto angewiesen bin.