Berlin erneuert zentrale Verbindung im U-Bahnnetz: Der Waisentunnel wird neu gebaut

Juni 3, 2025 | Bau, ÖPNV

Berlin plant den Neubau eines unscheinbaren, aber zentralen Bauwerks im U-Bahnnetz: Der sogenannte Waisentunnel, eine unterirdische Verbindung zwischen zwei wichtigen U-Bahnlinien, soll ab Ende 2025 grundlegend erneuert werden. Die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) bereiten sich bereits jetzt intensiv auf den Baubeginn vor.

Obwohl durch den Waisentunnel bislang noch nie ein regulärer Fahrgastzug gefahren ist, ist er für den U-Bahn-Betrieb von großer Bedeutung. Der Tunnel verbindet die Linie U5 im Osten Berlins mit dem restlichen U-Bahnnetz, darunter der Linie U8 im Westen. Er ermöglicht es, Züge zwischen verschiedenen Werkstätten und Linien zu verschieben – eine wichtige Voraussetzung für einen flexiblen, stabilen und wirtschaftlichen Betrieb.

Ein Tunnel mit Geschichte – und Zukunft

Der Tunnel wurde 1918 gebaut und verläuft unter der Spree zwischen dem Alexanderplatz und dem U-Bahnhof Heinrich-Heine-Straße. Seit etwa sieben Jahren ist er aus Sicherheitsgründen gesperrt. Dadurch sind derzeit die U5 und ihre Werkstatt in Berlin-Friedrichsfelde vom übrigen Netz abgeschnitten. Muss dort ein Zug repariert oder eingesetzt werden, muss er aufwendig per Tieflader durch die Stadt transportiert werden – ein logistisch und finanziell aufwendiger Prozess.

Mit dem geplanten Neubau wird diese Verbindung wiederhergestellt. „Nur wenn alle Werkstätten gleichmäßig genutzt werden können, ist ein stabiler U-Bahn-Betrieb möglich“, sagt Henrik Falk, Vorstandsvorsitzender der BVG. Er zeigt sich zuversichtlich, dass der Tunnel nun bald gebaut werden darf.

Bauen unter der Spree – ohne die Schifffahrt zu stören

Eine besondere technische Herausforderung ist der Teil des Tunnels, der unter der Spree verläuft. Während der Bauzeit soll der Schiffsverkehr auf dem Fluss trotzdem ungehindert weiterlaufen. Dafür wird der bestehende Tunnelabschnitt zunächst mit Stahlbetonwänden vom restlichen Netz abgetrennt, sodass kein Wasser eindringen kann. Dann wird das alte Bauwerk Stück für Stück abgetragen und durch einen neuen Tunnel ersetzt.

Die Arbeiten erfolgen in zwei Etappen: Zuerst wird auf der südlichen Seite des Flusses eine trockene Baugrube geschaffen, in der die erste Tunnelhälfte entsteht. Danach wird die Grube wieder geflutet, und die Bauarbeiten wandern auf die nördliche Seite – bis der gesamte Tunnel neu errichtet ist.

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