Die Verlagerung des Warentransports von der Straße auf die Schiene ist entscheidend, um die Klimaziele in Österreich und Europa im Verkehr zu erreichen. Rund 30% der heimischen CO2-Emissionen kommen aus dem Verkehr – Tendenz weiter stark steigend. Im Güterverkehr zählt der Transit-Lkw zu den Hauptemittenten. Der Transport von einer Tonne Fracht mit der Bahn ist hingegen 30-Mal klimafreundlicher als mit dem Lkw.
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Um die notwendige Verkehrswende im Güterverkehr zu erreichen, muss der Schienengüterverkehr in Europa wettbewerbsfähiger und effizienter werden. Seit der Kaiserzeit hat sich das Verbinden von Güterwaggons nicht geändert. Das wird sich mit der Einführung der Digitalen Automatischen Kupplung („DAK“) entscheidend ändern. Sie löst die derzeitige ineffiziente Schraubenkupplung ab. Die DAK leitet die Digitalisierung im Schienengüterverkehr ein, da mit ihr (weltweit einzigartig) eine durchgehende Strom- und Datenversorgung entlang des gesamten Güterzugs integriert werden kann. Das ist die Voraussetzung für zukünftige Innovationen im Bereich des intelligenten Güterverkehrs und in weiterer Folge für die automatisierte Betriebsführung. Derzeit laufen intensive Forschungs- und Entwicklungstätigkeiten, die bis 2025 abgeschlossen sein sollen. Ab 2026 soll die DAK schrittweise bis 2030 in ganz Europa zum Einsatz kommen.
ÖBB CEO Andreas Matthä betonte bei der heutigen erstmaligen Präsentation der DAK-Prototypen am Wiener Hauptbahnhof, bei der auch der Vorsitzende der Gewerkschaft vida, Roman Hebenstreit und der Obmann des Fachverbandes der Schienenbahnen, WKO, Thomas Scheiber anwesend waren, die Bedeutung der DAK: „Die Digitale Automatische Kupplung wird als Game Changer eine Revolution im europäischen Schienengüterverkehr auslösen. Mit ihr gelingt uns der Sprung ins 21. Jahrhundert und technologisch katapultiert uns die DAK weltweit auf Platz Eins. Sie macht aus einem vormals „dummen“, einen intelligenten digitalisierten Güterzug. Die Automatisierung des Verschubs leistet dabei auch einen erheblichen Beitrag zur Arbeitssicherheit. Darüber hinaus wird die DAK ein Enabler für gänzlich neue automatisierte Abläufe wie etwa Bremstests. Auch Wartung und Instandhaltung können technologisch völlig neu aufgesetzt werden. Die jetzigen Prototypen dienen dazu betriebliche Erkenntnisse zu sammeln und marktreife Produkte zu entwickeln. Ich freue mich, dass wir diese innovative Technologie als ÖBB gemeinsam mit unseren europäischen Partnern schrittweise bis 2030 in die Realität umsetzen können. Die DAK wird entscheidend dazu beitragen, den Verkehr auf die Schiene zu verlagern und die Klimaziele zu erreichen.“
„Die Digitale Automatische Kupplung ist für Europa eine greifbare Vision geworden,“ so Roman Hebenstreit, Vorsitzender der Gewerkschaft vida, und ergänzt „Mit demselben Elan braucht es nun konkrete Maßnahmen und deren Finanzierung, um die Bahnbeschäftigten sozial abzusichern und um diese (rechtzeitig) in den Transformationsprozess miteinzubinden. Das bedeutet in die technischen Kompetenzen unserer Kolleg:innen zu investieren, damit sie den neuen Anforderungen im Zuge der Digitalisierung auch gerecht werden können.“
Thomas Scheiber, Obmann des Fachverbands Schienenbahnen WKO, sieht mehr Gütertransport auf der Schiene als einen der zentralen Hebel zur Erreichung der Klimaziele. Scheiber: „Wir werden das Wachstumspotenzial im europaweiten Schienengüterverkehr aber nur dann heben können, wenn wir betriebliche und technische Hürden abbauen. Die Einführung der DAK ist ein längst überfälliger und wichtiger Schritt auf diesem Weg, in der Start-Up und Digitalisierungswelt würde man „Game Changer“ dazu sagen. Das europaweite Vorzeigeprojekt und der gemeinsame Schulterschluss des Sektors haben die Chance zu einer Initialzündung zu werden: für weitere Anstrengungen und Rahmenbedingungen, damit der Güterzug gegenüber dem Individualverkehr auf der Straße endlich wettbewerbsfähiger wird.“
Die Digitale Automatische Kupplung löst die Schraubenkupplung ab
Derzeit werden in Europa die Güterwaggons manuell mit der Schraubenkupplung verbunden. Bei jedem Kupplungsvorgang muss dabei mühevoll eine über 20 kg schwere Schraube angehoben und die Luftleitung miteinander verbunden werden. Bei jedem Wetter muss diese unfallgefährdete Tätigkeit rund 300 Mal pro Schicht ausgeführt werden. Derzeit laufen umfangreiche Forschungs- und Entwicklungsarbeiten auf europäischer wie auf nationaler Ebene, um die Serienreife der DAK („Schafenberg-Design“) zu erlangen. Sie soll von 2026 bis 2030 die herkömmliche Schraubenkupplung in Europa schrittweise ablösen. Betroffen sind dabei rund 450.000 Güterwaggons und 17.000 Triebfahrzeuge.
Das europäische Konsortium DAC4EU (= Digital Automatic Coupling for Europe)
Das europäische Konsortium DAC4EU testet im Rahmen eines vom deutschen Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) beauftragten und finanzierten Forschungsprojekts Digitale Automatische Kupplungen für den Schienengüterverkehr. Das Konsortium besteht aus der DB AG, den Güterbahnen ÖBB Rail Cargo Group, DB Cargo und SBB Cargo sowie den Wagenhaltern Ermewa, GATX Rail Europe und VTG. Das Ziel des DAC4EU Forschungsprojektes ist es wesentliche Grundlagen für die Auswahl einer Standard-DAK in der EU auszuarbeiten.
Das Konsortium hat im Juni 2020 seine Arbeit aufgenommen. Nach umfangreichen technischen Tests von Kupplungsprototypen verschiedener Hersteller in Phase I des Projektes, zielt Phase II des Projektes darauf ab die DAK Prototypen in einem Demonstratorzug in realen Betriebsszenarien zu erproben. Nach Erprobungen in Deutschland, wurden die DAK-Prototypen von Anfang Februar bis Anfang März 2022 an fünf österreichischen Stationen einem umfangreichen Testprogramm unterzogen. Als nächstes wird der Zug in der Schweiz getestet. Weitere europäische Länder sollen folgen. Das deutsche Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) finanziert das Projekt in der Projektlaufzeit von zweieinhalb Jahren mit rund 13 Millionen Euro.
European DAC Delivery Programme
Das von Shift2Rail ermöglichte European DAC Delivery Programme (EDDP) ist eine einzigartige Plattform, die sich der erfolgreichen Implementierung der Digitalen Automatischen Kupplung (DAK) widmet, um den Schienengüterverkehr in Europa zu revolutionieren. Das Projekt basiert auf einem offenen Kooperationskonzept und vereint ein breites Spektrum von Einrichtungen aus Eisenbahnverkehrsunternehmen, Infrastrukturbetreibern und Wagenhaltern sowie der Eisenbahn-Zulieferindustrie, für die Instandhaltung zuständigen Stellen, betroffenen Branchenorganisationen, Eisenbahnforschungseinrichtungen sowie nationalen und europäischen politische Institutionen. Ziel ist die Bereitstellung einer europäischen DAK-Lösung durch ein integriertes gemeinsames Programm, das auf F&E-Ergebnissen und Pilotprojekten aufbaut und die notwendigen Maßnahmen für eine schnelle, technisch und wirtschaftlich durchführbare europaweite Einführung sicherstellt.