Europäische Bahnbetreiber im Vergleich: Trenitalia, SBB und RegioJet an der Spitze

Dez. 9, 2024 | Personenverkehr

Ein neues Ranking der Umweltschutzorganisation Transport & Environment (T&E) wirft einen kritischen Blick auf die Leistungen europäischer Bahnbetreiber. Während Trenitalia, SBB und RegioJet die Spitzenplätze belegen, landet Eurostar auf dem letzten Rang. Das Ranking zeigt, dass hohe Ticketpreise nicht unbedingt eine höhere Servicequalität garantieren und Reformen notwendig sind, um den Bahnverkehr in Europa attraktiver zu gestalten.

Acht Kriterien für die Bewertung der Bahnunternehmen

Das von T&E entwickelte Ranking bewertet 27 Bahnbetreiber aus Europa anhand von acht Kriterien, darunter Ticketpreise, Zuverlässigkeit und Komfort an Bord. Spitzenreiter Trenitalia überzeugt mit einem erstklassigen Reiseerlebnis, die SBB punktet mit ihrer Pünktlichkeit, und RegioJet bietet einige der günstigsten Tickets. Im Kontrast dazu erhält Eurostar schlechte Bewertungen aufgrund hoher Ticketpreise und unzuverlässiger Verbindungen.

Erschwinglichkeit bleibt ein Schlüssel für den Erfolg der Bahn

Für viele Passagiere sind günstige Ticketpreise ein entscheidender Faktor bei der Wahl der Bahn, insbesondere für Fernreisen. Doch das Ranking zeigt, dass einige große Betreiber wie die Deutsche Bahn (DB), SNCF und Eurostar in dieser Kategorie schwächeln. Gleichzeitig erhalten Anbieter wie BDZ (Bulgarien), CP (Portugal) und Hellenic Trains (Griechenland) Top-Bewertungen für erschwingliche Sondertarife, die die Bahn für verschiedene Zielgruppen zugänglicher machen.

Zuverlässigkeit und Buchungserfahrung als Herausforderung

Zuverlässigkeit und die Nutzerfreundlichkeit bei der Ticketbuchung spielen eine zentrale Rolle für das Reiseerlebnis. Während die SBB, SNCB (Belgien) und Renfe (Spanien) in puncto Pünktlichkeit führend sind, schneiden die Deutsche Bahn, CP und Snälltåget (Schweden) schlecht ab. Nur elf von 27 Betreibern erreichen Pünktlichkeitsraten von über 80 %. In der Kategorie Buchungserfahrung liegt die SBB an der Spitze, gefolgt von der Deutschen Bahn und der ÖBB.

T&E fordert erschwinglichere Tickets und fairen Wettbewerb

Victor Thévenet, Bahnpolitik-Manager bei T&E, fordert Maßnahmen zur Senkung der Ticketpreise, um den Bahnverkehr attraktiver zu machen.
„Himmelhohe Ticketpreise schrecken Passagiere ab. Um das volle Potenzial der Bahn auszuschöpfen, müssen Tickets erschwinglicher werden. Bahnunternehmen sollten kundenfreundliche Tarife anbieten, während Regierungen und die EU für fairen Wettbewerb und niedrigere Schienennutzungsgebühren sorgen müssen“, erklärt Thévenet.

Das Ranking zeigt, dass hohe Preise nicht automatisch bessere Leistungen garantieren. Während Trenitalia und die ÖBB ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis bieten, fallen Anbieter wie Eurostar und Avanti durch hohe Preise und schlechte Bewertungen auf.

EU will grenzüberschreitenden Bahnverkehr stärken

Die Notwendigkeit, Europas Bahnverkehr zu verbessern, ist politisch längst erkannt. EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen hat angekündigt, eine neue Verordnung für digitale Buchung und Ticketing vorzulegen. Ziel ist es, länderübergreifende Bahnreisen einfacher und verlässlicher zu gestalten. Zudem wird die Einführung des europäischen Zugsteuerungssystems ERTMS angestrebt, das die Kapazität und Pünktlichkeit des Bahnverkehrs erhöhen soll.

Das Ranking von T&E verdeutlicht den Reformbedarf im europäischen Bahnsektor. Neben erschwinglicheren Tickets und zuverlässigen Verbindungen müssen auch Buchungsprozesse vereinfacht werden. Die EU hat mit geplanten Regelungen eine Chance, den Bahnverkehr attraktiver zu gestalten und damit einen wichtigen Beitrag zum klimafreundlichen Reisen zu leisten.

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