ICE-Testzug fährt bis zu 405,0km/h und sammelt wichtige Erkenntnisse für den Hochgeschwindigkeitsverkehr

Juni 30, 2025 | Bahnindustrie, Personenverkehr

Bei einer Testfahrt auf der Schnellfahrstrecke Erfurt–Leipzig/Halle haben die Deutsche Bahn (DB) und Siemens Mobility am 28. Juni 2025 einen neuen Geschwindigkeitsrekord auf deutschem Boden aufgestellt. Ein ICE-Testzug erreichte dabei 405,0 Kilometer pro Stunde – so schnell ist auf dieser Strecke bislang noch kein Zug gefahren. Die Fahrten fanden außerhalb des regulären Betriebs statt und dienten ausschließlich der Erprobung technischer Systeme.

ICE-S bei Testfahrten auf der Schnellfahrstrecke Erfurt-Leipzig/Halle bei Berlstedt am 28.06.2025

Bedeutung für Infrastruktur und zukünftige Sanierungen

Dr. Philipp Nagl, Vorstandsvorsitzender der DB InfraGO AG, bezeichnete den neuen Rekord als Beleg für die Qualität der bestehenden Infrastruktur. Die Strecke, die seit zehn Jahren in Betrieb ist, habe die außergewöhnlich hohen Geschwindigkeiten ohne bauliche Anpassungen problemlos ermöglicht. Ziel der Testfahrten sei es, Erkenntnisse für die Instandhaltung von Schnellfahrstrecken zu gewinnen und die technische Weiterentwicklung von Hochgeschwindigkeitszügen voranzutreiben.

Politische Rückendeckung für Hochgeschwindigkeitsprojekte

Christian Hirte, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, lobte die Testfahrt als Zeichen deutscher Ingenieurskunst. Sie zeige, dass Deutschland über eine „hochwertige Infrastruktur und leistungsfähige Industrie“ verfüge. Die dabei gesammelten Daten sollen in künftige Zugbeschaffungen einfließen und die Attraktivität des Bahnfahrens durch höhere Geschwindigkeit und Zuverlässigkeit weiter erhöhen.

Velaro Novo: Zukunft des Hochgeschwindigkeitsverkehrs bei Siemens

Der verwendete Testzug war ein Velaro Novo von Siemens Mobility. Laut Thomas Graetz, Vice President High Speed bei Siemens, setzt dieses Modell neue Maßstäbe in Sachen Effizienz, Kapazität und Nachhaltigkeit. Der Zug verbrauche bis zu 30 Prozent weniger Energie, biete zehn Prozent mehr Sitzplätze und könne flexibel an neue Anforderungen angepasst werden. Die Testfahrten zielten insbesondere auf Daten zu Akustik, Aerodynamik und Fahrverhalten bei extrem hohen Geschwindigkeiten.

ICE-S: Messzug für präzise Streckenanalysen

Zum Einsatz kam der Hochgeschwindigkeitsmesszug ICE-S der DB Systemtechnik. Mit seiner umfangreichen Messtechnik liefert er präzise Informationen über das Zusammenspiel von Zug und Schiene bei hohen Geschwindigkeiten. Dr. Hiie-Mai Unger, Vorsitzende der Geschäftsführung der DB Systemtechnik, betonte die Bedeutung solcher Tests für eine zukunftsfähige Bahn. Die Ergebnisse sollen auch in zukünftige Sanierungsmaßnahmen einfließen.

Über die Strecke Erfurt–Leipzig/Halle

Die Strecke ist Teil des Verkehrsprojekts Deutsche Einheit Nr. 8 (VDE 8) und wurde 2015 eröffnet. Sie ist für hohe Geschwindigkeiten ausgelegt und wird derzeit bis zum 12. Juli 2025 für Instandhaltungsarbeiten gesperrt. Während der Sperrung werden unter anderem wartungsarme Brückenlager eingebaut. Der Zugverkehr wird auf alternative Strecken umgeleitet.

Regelbetrieb deutlich langsamer

Im regulären Fahrgastbetrieb verkehren ICE-Züge in Deutschland mit maximal 300 km/h. Höhere Geschwindigkeiten wie beim aktuellen Test sind ausschließlich zu Forschungs- und Erprobungszwecken vorgesehen.

Diesen Artikel auf Social Media teilen:

Ähnliche Artikel