Dichtere Takte und neue Strecken sind die Voraussetzung für das Gelingen der Verkehrswende. Um die dafür nötige Zuverlässigkeit zu sichern, modernisieren die Stadtwerke München (SWM) ihren Instandhaltungsfuhrpark für den U-Bahnbetrieb.
Ein Fokus liegt dabei auf der Senkung von Luft- und Lärmemissionen, um die Umwelt- und Arbeitsbedingungen im Tunnel spürbar zu verbessern. Die Münchner setzen dafür auf vollkommen neue Fahrzeugtechnologie und einen in jahrzehntelanger Zusammenarbeit bewährten Partner: Robel, dessen Werkstandort nur 140 km von der bayrischen Landeshauptstadt entfernt liegt, entwickelte in enger Abstimmung mit der SWM den weltweit ersten Akku/Hybrid-Antrieb für schienengebundene Arbeitsfahrzeuge.
Den ersten von insgesamt zehn Hybrid-Gleiskraftwagen RORUNNER E³ übergab Robel Geschäftsführer Wolfgang R. Fally auf der diesjährigen InnoTrans an Oliver Glaser, Leiter Geschäftsbereich Schiene der SWM und Mitglied der Geschäftsführung der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) sowie Christian Schallenkammer, Projektleiter Schienenfahrzeugbeschaffung bei den SWM.
Die vierachsigen Fahrzeuge verfügen über einen trimodalen Antrieb: Die Baustellenanfahrt erfolgt emissionsfrei per Stromabnehmer über die seitliche Stromschiene, ein Akku-Speicher liefert die Energie für Arbeitsfahrt und Kranbetrieb, für Langzeit-Einsätze steht zusätzlich ein Dieselgenerator bereit. Erste Testfahrten an der Stromschiene wurden Mitte Oktober erfolgreich in München absolviert.
Maßgeschneidert für die Anforderungen in der U-Bahn sind die Gleiskraftwagen für den Zweirichtungsbetrieb ausgelegt, erlauben Mehrfachtraktion und sind über Funk steuerbar.
Ganz wesentlich profitieren auch die eingesetzten Mitarbeitenden, da durch den symmetrischen Aufbau der RORUNNER das Arbeiten am Gleis deutlich sicherer und ergonomischer wird: Die Kräne agieren unabhängig voneinander funkferngesteuert, die beidseitigen Ladeflächen befinden sich auf Bahnsteigniveau, die Kabine verfügt über zwei identische Fahrerarbeitsplätze mit Sicht auf einen weiten Bereich vor dem Fahrzeug und Platz für bis zu sechs Personen.
Neben Instandhaltungsaufgaben übernehmen die RORUNNER auch das Versetzen von U-Bahn-Zügen und das Schieben oder Ziehen mehrerer Anhänger bei bis zu 40 Promille Steigung sowie das Rangieren von Vollbahn-Güterwagen auf der Anschlussstrecke. Bis auf Letzteres erfolgt der Betrieb ohne Einsatz des Dieselmotors. Möglich wird dies durch batterieschonendes Fahren an der Stromschiene, Fahrt und Arbeiten mit Akku-Energie sowie Rekuperation bei Bremsungen.
Das Flottenmanagement erfolgt vollständig digital. Ein in allen Fahrzeugen integriertes Datenerfassungs-System speichert u.a. Akkuzustand, Betriebsmodus, Traktion und Kranbewegungen. Auch das Alterungsverhalten der Speicherzellen wird so verfolgbar. Dies ermöglicht Auswertungen und Rückschlüsse für Folgeprojekte sowie eine Ferndiagnose aller Betriebszustände: Hersteller und die Experten aus Projektteam und Fertigung können bei Störungen jederzeit unterstützend eingreifen. Kurze Stillstandzeiten, schnelle Ersatzteillieferung und somit gesteigerte Verfügbarkeit sind die Folge.
Der Einsatz unter Realbedingungen im Münchner Netz wird zeigen, ob langfristig der Verbrennermotor durch weitere Akkuspeicher ersetzt werden kann. Die technischen Voraussetzungen dafür erfüllten die Fahrzeuge bereits jetzt.