Der jährlich erscheinende Bericht des Dachverbandes europäischer Eisenbahnregulierungsbehörden (IRG-Rail) bietet eine detaillierte Analyse der Entwicklungen im europäischen Eisenbahnsektor. Der Bericht, der von 31 Mitgliedsbehörden unterstützt wird, umfasst umfangreiche Informationen zu verschiedenen Aspekten des Sektors, darunter Eisenbahninfrastruktur, Infrastruktur-Benutzungsentgelte, Marktteilnehmer sowie Güter- und Personenverkehrsmärkte. Ein besonderer Schwerpunkt liegt dabei auf den potenziellen Ursachen für die Unterschiede in der Netznutzung zwischen den Mitgliedstaaten.
Personenverkehr: Eine graduelle Erholung mit Unterschieden zwischen Angebot und Nachfrage
Angebotsseitig verzeichnete der Personenverkehr in den 31 untersuchten Ländern im Jahr 2022 einen Anstieg um vier Prozent im Vergleich zum Vorjahr, blieb jedoch zwei Prozent unter dem Niveau von 2019. Im Gegensatz dazu lag die Nachfrage, gemessen in Personenkilometern, trotz einer positiven Erholung (plus 52 Prozent gegenüber 2021) sogar zehn Prozent unter dem Niveau von 2019. Diese Diskrepanz wird hauptsächlich auf die schrittweise Wiederannäherung der Nachfrage an das Vorkrisenniveau zurückgeführt, insbesondere durch das Auslaufen der Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Pandemie, wovon vor allem der Fernverkehr profitierte.
Frankreich führend im Personenverkehr innerhalb der EU
Alle beteiligten Behörden meldeten für das Jahr 2022 einen signifikanten Anstieg des Personenverkehrs im Vergleich zum Vorjahr. Während die Schweiz weiterhin die meisten Personenkilometer pro Einwohner aufweist, konnte sich Frankreich innerhalb der EU an die Spitze setzen, gefolgt von Österreich und Schweden. Österreich verzeichnete mit 1.444 gefahrenen Bahnkilometern pro Einwohner beinahe wieder das Niveau von 2019 (1.507 Kilometer).
Stabilität im europäischen Güterverkehr
Der Schienengüterverkehr verzeichnete im Jahr 2022 einen leichten Anstieg der gefahrenen Zugkilometer um ein Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Verkehrsleistung in Nettotonnenkilometern lag jedoch ein Prozent unter dem Vergleichsjahr. Insgesamt wurden im europäischen Schienengüterverkehr in 30 Ländern rund 463 Milliarden Nettotonnenkilometer erbracht, wobei Deutschland den größten Anteil am Gesamtvolumen hielt, gefolgt von Polen und Frankreich.
Steigende Kosten belasten Eisenbahnunternehmen
Die hohen Inflationsraten in Europa führten zusammen mit gesunkenen Subventionen im Schienengüterverkehr im Jahr 2022 zu einem deutlichen Anstieg der Infrastruktur-Benutzungsentgelte für Eisenbahnverkehrsunternehmen. Im Personenverkehr stiegen diese durchschnittlich um 15 Prozent, im Güterverkehr sogar um 36 Prozent. Zusätzlich belasteten die Ausgaben der Eisenbahnverkehrsunternehmen für Energie, die durch den Ukraine-Krieg bedingten, die Branche. Die Stromkosten stiegen im Durchschnitt um 34 Prozent pro Kilowattstunde, während Diesel um 42 Prozent teurer wurde.
Über IRG-Rail
IRG-Rail, gegründet im Juni 2011, ist ein Zusammenschluss europäischer Eisenbahnregulierungsbehörden mit 31 Mitgliedern. Der Verband zielt darauf ab, die Zusammenarbeit zwischen den Regulierungsbehörden zu stärken und die Schaffung eines einheitlichen, wettbewerbsfähigen, effizienten und nachhaltigen Eisenbahnmarktes in Europa voranzutreiben.