Mit der bevorstehenden Fertigstellung des Koralmtunnels und der damit verbundenen Koralmbahn rückt Österreichs ambitioniertes Bahnbauvorhaben immer näher an die Realität heran. Der 33 Kilometer lange Tunnel, der sich durch die Koralpe zieht, gilt bereits jetzt als eines der eindrucksvollsten Bauwerke weltweit. Während sich das Projekt in seiner finalen Bauphase befindet, arbeiten fast ausschließlich österreichische Bahntechnikspezialisten daran, die Tunnelröhren mit hochmoderner Technik auszurüsten.
Heimische Fachkompetenz im Fokus
ÖBB-Projektleiter Klaus Schneider betont die hohe Beteiligung heimischer Unternehmen am Koralmtunnel. Von insgesamt 655 beteiligten Unternehmen sind etwa 95 Prozent österreichische Betriebe, die sich in EU-weiten Ausschreibungen durchsetzen konnten. Aktuell sind immer noch 134 Auftragnehmer aktiv, darunter zahlreiche regionale Subunternehmen. Ihre Arbeit konzentriert sich derzeit auf die Ausstattung von 70 Querschlägen mit Sicherheits-, Elektro- und Telekomtechnik, was eine logistische Herausforderung darstellt.
Logistische Meisterleistung und heimisches High-Tech
Die logistischen Herausforderungen beim Bau des Koralmtunnels sind immens. Der Zugang zu den Baustellen ist ausschließlich über das Ost- oder Westportal möglich, was lange Anfahrtszeiten bedeutet. Dennoch schreitet die Installation der Bahntechnik kontinuierlich voran, wobei Unternehmen wie die Rhomberg Sersa Rail Group und die PORR Group maßgeblich beteiligt sind. Für die Fahrwege werden umweltfreundlich hergestellte Gleistragplatten der MABA Fertigteilindustrie verwendet, während die voestalpine Railway Systems Hochleistungsschienen und Hochgeschwindigkeitsweichen liefert.
Zukunftsorientierte Technologien für Sicherheit und Effizienz
Die Installation der Oberleitung im Tunnel, die von der ARGE Rhomberg Fahrleitungsbau GmbH & European Trans Energy GmbH durchgeführt wird, ist ein weiterer Schritt Richtung Inbetriebnahme. Der Tunnel wird mit einer Deckenstromschiene ausgestattet, die auch hohe Geschwindigkeiten von bis zu 250 km/h sicher ermöglicht. Neben der Bahntechnik setzt der Koralmtunnel auch auf digitale Lösungen wie das Building Information Modeling (BIM), um eine effektive Wartung der Tunneltechnik zu gewährleisten.
Vorbereitung auf die Inbetriebnahme
Mit über 500 direkt beteiligten Arbeitern auf der Baustelle und mehr als 1.000 Personen insgesamt ist das Projekt in vollem Gange. Die Hauptbauarbeiten sollen bis Ende des Jahres abgeschlossen sein, gefolgt von einer umfangreichen Inbetriebnahmephase. Diese umfasst Tests, Messungen, Schulungen und behördliche Genehmigungen, bevor der Koralmtunnel und der steirische Teil der Koralmbahn Ende 2025 offiziell in Betrieb gehen.
Die Koralmbahn: Ein Projekt mit weitreichenden Auswirkungen
Die Koralmbahn ist Teil der neuen Südstrecke und eines der wichtigsten Infrastrukturprojekte Europas. Auf einer Strecke von 130 Kilometern, darunter 50 Tunnelkilometern und über 100 Brücken, verkürzt sie die Reisezeit zwischen Graz und Klagenfurt auf nur 45 Minuten.