Anfang Dezember 2024 wurde ein wichtiger Schritt im Bau des Brenner Basistunnels abgeschlossen: Das Baulos „Sillschlucht“, der nördlichste Abschnitt des Projekts, ist erfolgreich fertiggestellt worden. Mit der Fertigstellung des Bauloses ist ein bedeutender Meilenstein für den Brenner Basistunnel erreicht, der zukünftig der längste Eisenbahntunnel der Welt sein wird.
Herausforderungen beim Bau der Sillschlucht
Obwohl der Abschnitt mit 600 Metern zu den kürzeren des gesamten Projekts zählt, stellte der Bau des Bauloses Sillschlucht eine große logistische und bautechnische Herausforderung dar. Ein besonderer Fokus lag auf der Stabilität des Geländes im Bereich des Nordportals, wo insgesamt 60 Vorspannanker mit einer Länge von bis zu 120 Metern in das Gestein des Viller Berges gebohrt werden mussten. Diese anspruchsvolle Aufgabe erforderte präzise Planung und ausgeklügelte Technik.
Die Arbeiten konnten innerhalb der vorgegebenen Bauzeit von 52 Monaten erfolgreich abgeschlossen werden. Das Gesamtvolumen des Auftrags belief sich auf knapp 60 Millionen Euro. Ausgeführt wurde das Baulos von der PORR Bau GmbH Kematen, die auch die logistischen und technischen Herausforderungen meisterte.
Vielseitige Bauwerkskonstruktionen im Baulos Sillschlucht
Das Baulos Sillschlucht umfasste nicht nur die Tunnelbauarbeiten unter der Erde, sondern auch eine Reihe von Bauwerken oberirdisch. Die Enge der Schlucht sowie die bestehende Infrastruktur, darunter die A12 Inntalautobahn, die A13 Brennerautobahn, das Museum Tirol Panorama, das Kraftwerk Untere Sill und die bestehende ÖBB-Bahnstrecke im Bergisel-Tunnel, machten die Bauarbeiten besonders komplex.
„Das Baulos Sillschlucht war sehr herausfordernd, da es sich um ein komplexes Bauensemble handelt“, erklärt der zuständige Projektleiter Martin Keinprecht. „Neben dem Tunnelbau beinhalteten die Arbeiten 170 Bohrpfähle für die Stahlbeton-Stützwand, den Bau von drei 50 Meter langen Stahlbrücken und einer 55 Meter langen Spannbandbrücke für Fußgänger. Zusätzlich wurden sowohl Eisenbahnbrücken als auch ein Stahlbetontunnel realisiert“, so Keinprecht weiter.
Die Planung und Umsetzung der beiden Eisenbahnbrücken über die Sill sowie des Stahlbetontunnels erforderten höchste ingenieurtechnische Expertise und eine sorgfältige landschaftsgestalterische Abstimmung. Insbesondere die Sillschlucht als wertvolles Naherholungsgebiet für die Innsbrucker Bevölkerung galt es zu schonen und zu erhalten.
Renaturierung und Wiederherstellung des Wanderweges
Derzeit laufen die letzten Arbeiten zur Renaturierung des Außenbereichs der Baustelle. Das Ziel ist es, den ursprünglichen Zustand des vorderen Teils der Sillschlucht wiederherzustellen. Ab dem Frühjahr 2025 wird der Wanderweg in diesem Bereich wieder für die Bevölkerung zugänglich sein. Dies stellt einen wichtigen Schritt dar, um die verträgliche Integration des Infrastrukturprojekts in die umgebende Landschaft zu gewährleisten.
Wichtiger Meilenstein für den Brenner Basistunnel
„Wir freuen uns sehr über die Fertigstellung dieses bedeutenden Tunnelabschnitts des Brenner Basistunnels“, betonen die beiden Vorstände der Projektgesellschaft BBT SE, Martin Gradnitzer und Gilberto Cardola. „Die Portale sind die einzigen sichtbaren Bauteile eines Eisenbahntunnels. Das Nordportal bei Innsbruck und das Südportal bei Franzensfeste werden dem Brenner Basistunnel ein einzigartiges und unverwechselbares Gesicht geben.“