ÖBB mit stabilem Ergebnis trotz Krisenjahr 2024

Apr. 11, 2025 | Bahnunternehmen

Trotz Wirtschaftsflaute, hoher Energiekosten und eines Jahrhunderthochwassers konnten die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) im Geschäftsjahr 2024 ein stabiles Ergebnis erwirtschaften. Der Konzern erzielte ein Ergebnis vor Steuern (EBT) von 113,6 Millionen Euro – ein leichtes Plus gegenüber dem Vorjahr (2023: 111,6 Mio. Euro). Maßgeblich dafür war die gestiegene Nachfrage im Personenverkehr: Insgesamt nutzten 511,3 Millionen Menschen das Angebot von Bahn und Bus, ein Anstieg um 3,6 %.

Fahrgastrekord getragen vom Nahverkehr

Mit einem Zuwachs von 9,8 % auf 254,3 Millionen Fahrgäste trug insbesondere der Nahverkehr zum neuen Fahrgastrekord bei. Im Fernverkehr kam es durch die Hochwasserkatastrophe zu einem leichten Rückgang von 1,1 % auf 46 Millionen Fahrgäste. Der Busbereich verzeichnete hingegen ein Minus von 2,1 % auf 211 Millionen Passagiere. Die Gesamtumsätze des Personenverkehrs stiegen um 20,9 % auf 3,79 Milliarden Euro, der Gesamtaufwand nahm jedoch ebenfalls deutlich zu, was zu einem Rückgang des EBT auf 70 Millionen Euro führte (2023: 109,1 Mio. Euro).

Güterverkehr unter Druck

Im Schienengüterverkehr zeigte sich die wirtschaftliche Lage besonders deutlich. Die Rail Cargo Group (RCG) musste einen Verlust von 24,5 Millionen Euro hinnehmen (2023: +13 Mio. Euro). Zwar konnte das Transportvolumen leicht gesteigert werden (+1,7 % auf 79,9 Mio. Nettotonnen), die höheren Kosten durch längere Umleitungsstrecken infolge des Hochwassers und gestiegene Energiepreise konnten jedoch nicht kompensiert werden.

Ausbau der Infrastruktur und Investitionen

Die ÖBB investierten auch 2024 umfangreich in die Modernisierung und den Ausbau ihres Netzes. Zu den Meilensteinen zählen die bauliche Fertigstellung der Koralmbahn, der Durchschlag beim Semmering-Basistunnel und die Inbetriebnahme neuer Kraftwerke zur Steigerung der Eigenversorgung mit Bahnstrom. Der Eigenversorgungsanteil soll bis 2030 von derzeit 60 % auf 80 % steigen. Auch Digitalisierungsprojekte, Elektrifizierungen und Bahnhofsmodernisierungen wurden vorangetrieben.

Infrastruktur wächst mit der Nachfrage

Die ÖBB-Infrastruktur AG verzeichnete einen Anstieg der Zugkilometerleistung um 4,2 % auf 172,8 Millionen. Dies ist unter anderem auf die Integration der Infrastruktur der Graz-Köflacher-Bahn zurückzuführen. Das Ergebnis vor Steuern lag bei 12,6 Millionen Euro. Die Zahl der Eisenbahnverkehrsunternehmen (EVUs), die das ÖBB-Netz nutzen, stieg auf 72.

Starkes Personalwachstum zur Absicherung der Zukunft

Der ÖBB-Konzern stockte sein Personal 2024 deutlich auf: Der Personalstand stieg um 5,4 % auf 47.484 Mitarbeiter:innen. Besonders ins Gewicht fiel die Übernahme des deutschen Betreibers Arverio mit über 1.000 Beschäftigten. Auch bei Lehrlingen verzeichnete man ein Plus: 1.964 junge Menschen befanden sich Ende 2024 in Ausbildung bei der ÖBB. Für 2025 plant der Konzern über 4.000 Neueinstellungen.

Ausblick: Mobilitätswende mit Koralmbahn

Mit der Eröffnung der 130 Kilometer langen Koralmbahn im Dezember 2025 erwartet die ÖBB einen weiteren Wachstumsschub. Die Verbindung Graz – Klagenfurt wird auf 45 Minuten Fahrzeit verkürzt. Insgesamt soll das Fern- und Interregio-Angebot österreichweit um 30 % steigen. Die Strecke gilt als zentrales Element der neuen Südstrecke und als wichtiger Abschnitt des Baltisch-Adriatischen Korridors, was auch dem Güterverkehr zugutekommen soll.

Konzernzahlen im Überblick

Im Jahr 2024 stiegen die Gesamterträge des ÖBB-Konzerns um 15,3 % auf knapp 9 Milliarden Euro. Die Gesamtaufwendungen wuchsen um 14,7 % auf 8,29 Milliarden Euro. Das operative Ergebnis (EBIT) verbesserte sich um 21,7 % auf 707,8 Millionen Euro. Die Bilanzsumme erhöhte sich auf 44,2 Milliarden Euro (+8,1 %), bedingt durch hohe Investitionen in Sachanlagen. Die Eigenkapitalquote sank leicht auf 7,7 % (2023: 7,9 %).

Pünktlichkeit bleibt Herausforderung

2024 waren 93,6 % der ÖBB-Züge pünktlich, das bedeutet einen Rückgang um 1,4 Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr. Besonders im Fernverkehr (78,2 %) machten sich die Folgen des Extremwetters bemerkbar. Dennoch zählt die ÖBB weiter zu den pünktlichsten Bahnen Europas.

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