Die ersten Details zu den neuen U-Bahn-Zügen der Piccadilly-Line

Mrz 5, 2021 | Bahnindustrie, Innovation

Transport for London (TfL) und Siemens Mobility präsentieren die Detailkonstruktion der neuen Generation von Deep-Tube-Zügen für die Londoner Piccadilly-Linie. Nach dem in Kürze geplanten Produktionsstart werden sie die Bestandsflotte nach und nach ersetzen. Der Betrieb der aus den 1970er Jahren stammenden Züge war zunehmend unzuverlässig und wartungsintensiv geworden – kein Wunder nach fast 50 Jahren im Einsatz.


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Ab 2025 werden die geräumigen Züge aus der Inspiro-Familie
die Fahrgäste auf der Piccadilly-Linie komfortabel ans Ziel bringen. ‚
Dank ihrer zukunftssicheren Konstruktion werden sie über Jahrzehnte hinweg verlässlich ihren Dienst tun. Mit 27 anstelle von 24 Zügen pro Stunde wird sich ab 2027 die Taktung während der Stoßzeiten signifikant verbessern. Zur Rushhour wird dann alle 135 Sekunden ein Zug fahren, was einer um 23 Prozent höheren Spitzenkapazität entspricht.

Die hochmodernen Deep-Tube-Züge werden Millionen von Fahrgästen ein völlig neuartiges Reise- und Komforterlebnis bieten, mit großen Türweiten sowie längeren, durchgängigen und klimatisierten Wagen. Ihr besseres Raumangebot erhöht die Fahrgastkapazität pro Zug um 10 Prozent, während die deutlich leichtere Bauweise für mehr Energieeffizienz und weniger Gleisschäden sorgt.
Erreicht wird dies durch ein innovatives Kupplungskonzept, bei dem pro Zugverband weniger Drehgestelle (das Laufwerk eines Zugs mit Radsatz, Antriebseinheiten und Federung/Lagerung) erforderlich sind. Für die Passagiere bedeutet das weniger lästiges Ruckeln während der Fahrt.

Fokus auf Nachhaltigkeit

Auch Nachhaltigkeit war ein zentrales Kriterium bei der Konstruktion der neuen U-Bahn-Züge. Sie bestehen zu 95 Prozent aus recyclingfähigen Materialien und punkten durch Rückgewinnung der Bremsenergie, modernste Antriebssysteme, durchgehende LED-Beleuchtung und fortschrittliches Energiemanagement. All dies führt dazu, dass sie 20 Prozent weniger Energie verbrauchen als die bestehende Fahrzeugflotte. Die längeren, geräumigeren und klimatisierten Wagen sind offen und durchgängig begehbar. Dies macht sie besser zugänglich und ermöglicht den Fahrgästen, bei Bedarf in ruhigere Zugteile auszuweichen. Für relevanten Input zu diesen Komfortmerkmalen wurden die TfL Independent Disability Advisory Group (IDAG) und das TfL Accessibility Forum in die Entwicklungsarbeit eingebunden.

Frequenz, Zuverlässigkeit und Kapazität

Der Bürgermeister von London, Sadiq Khan, kommentiert: „Diese dringend benötigten neuen Züge sind ein großer Schritt nach vorne für unsere Stadt, da sie die Frequenz, Zuverlässigkeit und Kapazität auf der Piccadilly-Linie verbessern. Die andauernde Modernisierung der Tube, die in den letzten zwei Jahrzehnten einen Wandel erlebt hat, ist ein wichtiger Teil meiner Verkehrsstrategie, um London zu einem grüneren, erschwinglicheren und besser zugänglichen Ort zu machen.“

„Ein ganz neues Fahrgefühl“

William Wilson, CEO von Siemens Mobility Limited, erklärt: „Die hochmodernen Züge werden den Passagieren auf der Piccadilly-Linie ein ganz neues Fahrgefühl eröffnen. Sie sind leichter, umweltfreundlicher und für eine lange Lebensdauer ausgelegt. Ihre Vorteile beschränken sich aber keinesfalls nur auf London: Mit ihrem Bau schaffen wir Jobs in ganz Großbritannien und erschließen den Unternehmen entlang der Lieferkette umfangreiche Chancen. Insgesamt ist das Projekt ein großartiges Beispiel für eine Investition in die Zukunft.“

Quelle: Siemens Mobility
Quelle: Siemens Mobility

Neue U-Bahn als wirtschaftlicher Erfolg

Die neuen Züge sind auch in anderer Hinsicht beispielhaft. Sie zeigen, dass eine Investition in Transport for London der gesamten britischen Wirtschaft zugutekommt. Schließlich werden 55 Pence eines jeden in die Modernisierung investierten Pfunds außerhalb der Hauptstadt ausgegeben. Die Bestellung der Züge für die PiccadillyLinie, ergänzt um die Anschaffung der zugehörigen Signalgebungstechnologie, kann allein in London 25.000 neue Jobs schaffen. Dazu kommen Ausbildungsmöglichkeiten bei Siemens Mobility, TfL und den Unternehmen entlang der Logistikkette, mit denen die nächste Generation von Facharbeitern im Transportsektor entstehen kann.
50 Prozent der neuen Flotte werden in Goole, East Yorkshire, gebaut. Dabei werden bis zu 700 Arbeitskräfte im Ingenieurs- und Produktionsbereich, 250 in der Konstruktion und 1.700 entlang der weiteren Logistikkette benötigt. Vergangenen Monat meldete Siemens Mobility die Unterzeichnung von Verträgen mit britischen Zulieferern im Wert von 50 Mio. GBP, darunter Vereinbarungen über die Lieferung verschiedener Zugkomponenten.

Aufträge im Wert von fast 6 Mio.GBP gingen dabei
an LPA Lighting in Yorkshire für die Innenbeleuchtung, an Baker Bellfield in den Midlands für Trennwände sowie an I M Kelly für Fahrersitze und Fußstützen.

Transport for London (TfL) will Transportnetz modernisieren

TfL will sein Transportnetz weiter modernisieren und so zur Erholung der britischen Wirtschaft beitragen. Entsprechende Pläne für die U-Bahn-Linien Bakerloo, Central und Waterloo & City wurden bereits ausgearbeitet und können umgesetzt werden, sobald eine langfristige Finanzierungsvereinbarung mit der Regierung vorliegt.
Im Zuge seines Financial Sustainability Plan, der gegenwärtig mit der Regierung diskutiert wird, fordert TfL für den Zeitraum von 2023 bis 2030 jährliche Mittel in Höhe von 1,6 Mrd. GBP. Ziel ist ein neues Finanzierungsmodell, das weniger abhängig von
Einnahmen aus dem Fahrscheinverkauf ist. Ein solches Modell würde
Verbesserungen wie Züge und Signalgebungssysteme nach neuestem Stand der Technik ermöglichen. Damit würde es einen entscheidenden Beitrag zur Realisierung des vom Londoner Bürgermeister ausgegebenen Ziels leisten, nach dem 80 Prozent der Fahrten mit öffentlichen Verkehrsmitteln, zu Fuß oder per Fahrrad erfolgen sollen. Auch das ambitionierte Ziel einer CO2-Neutralität bis 2030 ließe sich damit unterstützen.

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