Der ÖBB-Postbus hat vor einigen Jahren das Postbus-Shuttle auf den Markt gebracht. Es soll ein neues Angebot speziell für den ländlichen und suburbanen Raum darstellen. Die Kund:innen sollen die Möglichkeit haben bequem per App ein Shuttle zu bestellen und so auch auf der letzten Meile unabhängig vom Auto sein. Wir haben mit Tibor Jermendy, Head of On-Demand Mobility bei Postbus, über die Herausforderungen und Chancen des Postbus Shuttles gesprochen.
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Das Postbus-Shuttle gibt es nun schon einige Jahre: Was war oder ist der Gedanke dahinter, dass man dieses Konzept in die Regionen bringt?
Heute ist es für uns selbstverständlich, Filme und Musik und sogar das Abendessen über eine App am Handy zu bestellen. Genauso schnell, unkompliziert und individuell wollen wir auch im Alltag mobil sein. Mit dem Postbus Shuttle folgen wir gemeinsam mit unseren Partnern, den Gemeinden, diesem Trend und schaffen die Möglichkeit auch ohne eigenes Auto die Wege des täglichen Bedarfs, wie Fahrten zum Friseur, Fußballtraining, in die Arztpraxis, zur Bank, ins Lieblingslokal bequem und flexibel zu erledigen. Das Postbus Shuttle bringt die Gemeindebürger:innen aber auch entspannt und sicher zur Bushaltestelle oder zum Bahnhof, von wo aus sie dann bequem mit dem öffentlichen Verkehr weiterreisen können. Und das ohne fixen Fahrplan, sondern „On-Demand“, also auf Abruf – so individuell, wie sie das möchten.
Unser Ziel war und ist es, gerade im ländlichen Raum unser Angebot im öffentlichen Nahverkehr zu verbessern, flächendeckende Mobilität in die Region zu bringen, die öffentliche mit bedarfsorientierter Mobilität intelligent kombiniert.
Warum ist die letzte Meile so wichtig aus Perspektive des Öffentlichen Verkehrs?
Die ÖBB verstehen Mobilität als ein ganzheitliches Angebot und nimmt sich auch der berühmten „ersten und letzten Meile“ an. Das Postbus Shuttle ist ein einzigartiges Angebot für den Mikro-Öffentlichen Verkehr, das Mobilitätslücken im ländlichen Raum in Österreich schließt. Es ist eine echt sinnvolle Alternative zum Privat-Pkw. Unter Mikro-ÖV verstehen wir bei Postbus eine neue Form der Mobilität, die flexibel, individuell, günstig, vernetzt und digital ist. Und das ohne Fahrplan, also rein bedarfsorientiert.
Mit dem Postbus Shuttle gibt es ein Produkt, das im ländlichen und suburbanen Raum Gäste und Bevölkerung gleichermaßen ansprechen soll. Im Gegensatz zum herkömmlichen Anrufsammeltaxi setzen wir beim Postbus Shuttle digitale Maßstäbe und stellen Apps bzw. unser Shuttle Interface in den Vordergrund.
Auch unser System im Hintergrund funktioniert rein digital: Fahrtwünsche werden mithilfe einer intelligenten Software (Bündelung durch selbstlernenden Algorithmus, somit steigende Effizienz mit jeder Buchung) koordiniert.
Vielleicht kannst Du uns zu Beginn kurz erklären, wie eine Fahrt mit dem Postbus Shuttle abläuft?
Am einfachsten gebucht wird das Postbus Shuttle auf Knopfdruck, über die Postbus Shuttle App. Die App ist im iOS App Store oder bei Google Play gratis zum Downloaden und schon kann es los gehen:
- Start- und Zielort sowie gewünschte Fahrzeit eingeben
- Angebot auswählen
- Gewünschte Haltepunkt über den Standort suchen
- Fahrt buchen
- Fußwege zum Einstiegspunkt bzw. vom Ausstiegspunkt zum Ziel werden angezeigt
- Einsteigen und komfortabel ans Ziel kommen
Über einen intelligenten Algorithmus werden die Fahrtwünsche und Buchungen unter Berücksichtigung vorhandener öffentlicher Verkehrsmittel gebündelt, die optimale Route berechnet und im Anschluss abgewickelt.
Bei der Buchung lassen wir Kund:innen die Wahlfreiheit: Fahrten können über die Postbus Shuttle App gebucht werden, wir sind aber auch in den Wegfinder vollintegriert.
Gibt es kein Handy oder kennt man sich nicht so gut mit Apps aus, ist das auch kein Problem. Denn die zahlreichen Shuttle Interface Partnerbetriebe, das sind Dienstleistungs- und Gastronomiebetriebe der jeweiligen Gemeinden, übernehmen für die Fahrgäste auf Wunsch die Buchung des Postbus Shuttles. So wird z. B. die Mobilität zur Tischreservierung im Restaurant automatisch mitgebucht. Ein klarer Mehrwert für die regionale Wirtschaft.
Ist das Postbus Shuttle nur für die erste oder letzte Meile zu betrachten, oder soll das Shuttle selbst auch innerhalb der Gemeinden zur Verbesserung der Mobilität beitragen?
Das Konzept hinter Mikro-ÖV-Konzepte ist viel mehr als nur Personen von A nach B zu bringen. Der Nutzen liegt vor allem in der Region, in der Gemeinde selbst – die wesentlichen Vorteile sind schnell erklärt:
- Die Region wird gestärkt und zusätzlich das gesamte Gemeindegebiet versorgt – es werden Siedlungsbereiche und Einrichtungen erschlossenen und das Angebot wird auf flexible Bedürfnisse der Bevölkerung abgestimmt, die sehr auf ein Auto angewiesen sind.
- Steigerung der Wertschöpfung in der Region, da wir mit lokalen Betrieben (sowie regionalen Verkehrsunternehmen und Shuttle Interface Betrieben) zusammenarbeiten.
- Aber auch der Tourismus profitiert – sowohl Gäste als auch Tourismusbetriebe. Die Nachfrage nach öffentlicher Anreise sowohl bei Nächtigungs- als auch bei Tagesgästen steigt sprunghaft. Touristische Ziele werden gut erreichbar gemacht, Gäste können aufs eigene Auto verzichten und die vor Ort Mobilität wird gestärkt.
- Services wie das Postbus Shuttle führen dazu, dass dezentrale Räume als Lebensraum für die Bevölkerung attraktiv und lebenswert bleiben bzw. diese an Attraktivität zunehmen, sodass die Bevölkerung nicht mehr abwandert. Regionalen Angebote, Produkte und Betriebe werden einfach erreichbar gemacht – für jedermann.
- Ein wesentlicher weiterer Punkt ist, dass wir mit dem Service dem stark zunehmenden Verkehrsaufkommen in der Region entgegenwirken und einen Beitrag für den Klimaschutz leisten. Durch die Bereitstellung von bedarfsorientierten Verkehrslösungen, besteht erstmals der Zugang zu leistbarer, flexibler Mobilität, die dem Zweitauto Konkurrenz macht. Hier ermöglichen wir den ersten Schritt in Richtung Reduktion von Stelllplätzen – einerseits bei privaten Haushalten, andererseits auch bei Infrastruktureinrichtungen, die über unser Shuttle Interface öffentlich erreichbar und vernetzt sind.
- Mit dem Postbus Shuttle schaffen wir die Möglichkeit, Verkehrsknotenpunkte, die für die Menschen, die hier leben, wichtig sind und jederzeit – dann, wann sie dies möchten – anzufahren.
- Die Kombination bedarfsorientierte, individueller Mobilität mit öffentlicher Mobilität ist die einzig sinnvolle Lösung, den lückenlosen und uneingeschränkten Zugang zur Arbeit, Bildung und Freizeitaktivitäten im ländlichen Raum sicherzustellen und damit die Mobilitätsarmut in Gemeinden zu lösen. Es verhilft vor allem der älteren Bevölkerung zu mehr Beweglichkeit. Weil was tun, wenn der Bahnhof oder die nächste Bushaltestelle zu weit entfernt ist und der Fußweg aufgrund des Alters zu beschwerlich ist? Wenn ein Arzttermin ansteht, aber kein Angehöriger oder Bekannter Zeit hat, einen hinzuführen?
- Wo stehen wir aktuell: Wo ist das Postbus-Shuttle jetzt schon verfügbar und wo werden neue Regionen erschlossen?
Mit Ende 2022 hat Postbus mit dem Postbus Shuttle elf Mikro-ÖV-Projekte in Betrieb genommen: zwei davon waren Sommerprojekte, neun laufen nach wie vor. Damit ergänzen wir in fünf Bundesländern das bereits bestehende öffentliche Verkehrsangebot durch ein flexibles und bieten nahezu 300.000 Einwohnerinnen von rund 50 Gemeinden ein individuelles, bedarfsorientiertes öffentliches Verkehrsangebot.
Und so viel darf ich schon verraten, dass weitere Projekte in mehreren Bundesländern für einen Start in 2023 bereits in Planung sind.
Nachfrage: Nach welchen Kriterien werden Regionen ausgesucht?
Postbus Shuttle ist ein System, das an die individuellen Anforderungen der Regionen angepasst werden kann. Die Form folgt dabei der Funktion. Damit können einerseits spielend leicht touristische Verkehre geplant und betrieben werden, gleichzeitig können wir attraktive Angebote für Alltags- und Pendler:innenmobilität umsetzen. Wir stellen uns ganz auf die Kriterien ein, die von der Region an uns herangetragen werden. Das ist eine unserer Stärken.
Wie sind die Erfahrungen oder auch das Feedback der Kund:innen zum Postbus-Shuttle?
Die Buchungslage zeigt deutlich, wie gut das On-Demand-Angebot von der lokalen Bevölkerung angenommen wird. Seit Jänner 2022 wurden bisher insgesamt 30.000 Fahrten mit etwa 40.000 Fahrgäste gebucht. Rund 65 % der Fahrten finden von und zu öffentlichen Verkehrsknotenpunkten, also zu Bus und Bahn, statt. Das bedeutet eine Verzehnfachung der Fahrgäste seit der Einführung des Postbus Shuttle im April 2021.