Am 5. November 2021 wurde die autonome Vereinbarung „Frauen im Eisenbahnsektor“ offiziell unterzeichnet. Das Ziel der Vereinbarung ist, die Förderung der Beschäftigung von Frauen im Eisenbahnsektor. Bei der Unterzeichnung vertrat die Gemeinschaft der Europäischen Bahnen und Infrastrukturgesellschaften (CER) die Arbeitgeber:innen und die Europäische Transportarbeiter-Föderation (ETF) die Arbeitnehmer:innen.
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Mehr Frauen für den Bahnsektor & Chancengleichheit im Job
Die Vereinbarung „Frauen im Eisenbahnsektor“ zielt darauf ab, mehr Frauen für eine Tätigkeit im Bahnsektor zu gewinnen und Chancengleichheit am Arbeitsplatz zu garantieren.
Unter den Überschriften der allgemeinen Gleichstellungspolitik wurden dafür zahlreiche Maßnahmen erarbeitet: Dabei geht es um folgende Zielvorgaben: Mehr Frauen für den Sektor zu gewinnen, die Vereinbarkeit von Berufs- und Privatleben, Aufstieg und Karriereentwicklung, gleiches Entgelt für Frauen und Männer, Gesundheit und Sicherheit am Arbeitsplatz sowie sexuelle Belästigung und Sexismus zu verhindern.
Der Eisenbahnsektor als Vorreiter
ÖBB-CEO Andreas Matthä begrüßt die neue Vereinbarung für den gesamten Eisenbahnsektor, an deren Verhandlungen die ÖBB maßgeblich beteiligt waren: „Die Vereinbarung „Frauen im Eisenbahnsektor“ ist ein historischer Erfolg. Die Umsetzung der ehrgeizigen Ziele wird ein hartes, aber lohnendes Stück Arbeit sein. Der gesamte Eisenbahnsektor muss vorangehen und Vorbild werden, um die Attraktivität der Eisenbahn als Arbeitgeberin auch für die Zukunft zu sichern. Wir können es uns nicht leisten, auf das Potenzial und die Perspektive der Hälfte der Bevölkerung zu verzichten, denn Frauen bereichern die männerdominierte Eisenbahnerbranche und machen sie auch produktiver. Dieser Kulturwandel ist heute schon spürbar, er wird weiter zunehmen und an Dynamik gewinnen.“
Die Vereinbarung tritt ab sofort mit der Unterzeichnung in Kraft. Die Unternehmen im Eisenbahnsektor haben nun 12 Monate Zeit, eine Gleichstellungs- und Diversitätsstrategie zu entwickeln und 24 Monate, um sie umzusetzen. ÖBB-Diversitybeauftragte Traude Kogoj erläutert einen Teil der ÖBB Diversitystrategie: „Die Bahn ist gleich mehrfach Gamechangerin: in Bezug auf klimafreundliche Mobilität und Erreichen der Klimaziele gleichermaßen wie in Bezug auf die Attraktivität als Arbeitgeberin, die durch die autonome Vereinbarung, den Frauenanteil anzuheben, in der Bahn deutlich an Fahrt gewinnen wird. Frauen ist Umwelt ein zentrales Anliegen und es gibt wohl keinen anderen Sektor, der mehr spannende Green Jobs bietet als die Bahn. Bei den ÖBB setzen wir darauf, bis 2026 den Frauenanteil im Gesamtkonzern von derzeit 14 Prozent auf 17 Prozent zu erhöhen.“
„Die Europäische Sozialpartnerschaft hat heute einen großen Schritt für den Eisenbahnsektor und ein wichtiges Zeichen zur Stärkung des Sozialen Dialogs auf europäischer Ebene gesetzt“, freut sich Roman Hebenstreit, Vorsitzender der für den österreichischen Eisenbahnbereich zuständigen Gewerkschaft vida, Mitglied der Europäischen Transportarbeiter Föderation (ETF). Mit der Unterzeichnung des Abkommens wird keine Bahn mehr am Thema Chancengleichheit vorbeikommen: „Frauen nehmen jetzt verbindlich eine zentralere Rolle bei der Beschäftigung im Eisenbahnbereich ein.“ Die Einigung könnte auch in vielen anderen Bereichen des europäischen Sozialpartnerdialogs Vorbildwirkung haben: Beispielsweise für gemeinsamen Maßnahmen gegen das im Verkehrs- und Dienstleistungssektor aufgrund von Liberalisierungen der EU-Kommission zunehmende Lohn- und Sozialdumping, ist Hebenstreit optimistisch.
„In den einzelnen EU-Staaten muss die Vereinbarung von den Sozialpartnern verbindlich umgesetzt werden“, freut sich auch vida-Bundesfrauenvorsitzende Olivia Janisch, dass die Unterzeichnung gerade im heurigen europäischen Jahr der Schiene gelungen ist. „Jetzt muss rasch umgesetzt werden, denn der Frauenanteil bei Bahnbeschäftigten beträgt in Europa nur 21 Prozent. Damit Frauen auch als Fahrdienstleiterin oder Lokführerin langfristig bei den Bahnen arbeiten, müssen die Arbeitsbedingungen beginnend von passender Dienstkleidung bis hin zu Arbeitszeitmodellen, mit denen sich Berufs- und Privatleben auch durch Schichtdienst noch vereinbaren lassen, weiter verbessert werden“, betont Janisch.
Europäischer Women in Rail Bericht
Nach den über dreijährigen Verhandlungen, die von COVID19 unterbrochen wurden, nahm die CER-Generalversammlung und die EFT-Sektion Eisenbahn die Vereinbarung im September bzw. Oktober an. Die nunmehrige offizielle Unterzeichnung der Vereinbarung markiert ihr Inkrafttreten. Außerdem wurde fixiert, dass die Unternehmen ihre Maßnahmen und quantitative Aspekte für einen europäischen Bericht austauschen und zur Verfügung stellen. Der „Women in Rail“-Bericht („WiR-Bericht“) soll jedes zweite Jahr erstellt werden. Nach zwei Jahren wird die Vereinbarung von beiden Parteien neu bewertet werden.