ETCS: Nur 1,6 Prozent der deutschen Schienenwege ausgerüstet

Aug. 11, 2025 | Infrastruktur

Laut Allianz pro Schiene hat Deutschland bislang kaum Fortschritte bei der Digitalisierung seines Schienennetzes erzielt. Ende 2024 waren 1,6 Prozent des Bundesschienennetzes mit dem European Train Control System (ETCS) ausgestattet, einem zentralen Zugsicherungssystem, das die verschiedenen nationalen Systeme in Europa vereinheitlichen und den grenzüberschreitenden Bahnverkehr erleichtern soll.

Der Bund hat das Ziel ausgegeben, das gesamte Streckennetz bis 2040 auf ETCS umzustellen. Experten und Verbände äußern jedoch Zweifel, ob dieser Zeitplan ohne eine klar definierte Strategie realistisch ist.

ETCS ersetzt die bisher übliche Signaltechnik an den Strecken durch eine digitale Kommunikation direkt in den Führerstand der Lokomotiven. Damit müssen sowohl die Infrastruktur als auch die Fahrzeuge entsprechend umgerüstet werden, was eine komplexe Koordination verschiedener Akteure erfordert.

Dirk Flege, Geschäftsführer der Allianz pro Schiene, betont die Notwendigkeit eines abgestimmten Vorgehens:

„Weil es sowohl um Schienenwege als auch um Fahrzeuge geht, müssen mehrere Akteure gemeinsam eine Umsetzungsstrategie entwerfen. Der Bund muss hier eng mit der Branche und den Ländern zusammenarbeiten und die Finanzierung sicherstellen.“

Derzeit sei jedoch noch unklar, wann und in welcher Reihenfolge die Leit- und Sicherungstechnik modernisiert wird und wie die Umrüstung der Fahrzeuge finanziell unterstützt wird.

Die Bedeutung einer zentralen Strategie wird auch am Beispiel aktueller Bauprojekte deutlich. Während bei der Sanierung der Riedbahn bereits ETCS installiert wurde, bleibt das System bei der Generalsanierung der Strecke Berlin-Hamburg bislang außen vor – unter anderem, um die hohen Kosten für eine doppelte Ausrüstung mit klassischer und digitaler Technik zu vermeiden.

Flege weist zudem auf die erwarteten Effizienzsteigerungen durch die Digitalisierung hin: „Für die Bahnen ist es wichtig, hier auch Erfolge zu sehen. Schließlich müssen sie viel investieren, um ihre Fahrzeuge fit für ETCS zu machen. Es ist entscheidend, dass diese Effizienzgewinne spätestens in der nächsten Legislaturperiode spürbar werden.“

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