Die Coronavirus-Krise trifft Airlines ganz besonders hart. Flugzeuge bleiben seit Wochen aufgrund von sinkender Nachfrage und vor allem wegen geltender Reisebeschränkungen auf dem Boden.
Für die Unternehmen dahinter ist dies die größte Herausforderung ihrer Zeit. So macht z. B. die Lufthansa 1 Million Euro Schulden pro Stunde.
Daher sind in vielen Ländern Europas aktuell Staatshilfen im Spiel. Hat man jetzt die einmalige Chance, die Welt der Airlines zu reformieren und den Klimaschutz zu forcieren?
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Umweltverschmutzer Luftfahrt
Der Verkehr gehört zu den top Luftverschmutzern – so stammen in Deutschland beispielsweise 18 % der Treibhausgasemissionen (Methan, fluorierte Gase, Lachgas und Kohlendioxid) aus dem Verkehrsbereich. [note] Vgl.: https://www.umweltbundesamt.de/themen/klima-energie/treibhausgas-emissionen/emissionsquellen#energie-stationar zugegriffen am 2.05.2020 [/note] In Österreich ist der Anteil des Verkehrs an den Treibhausgasemissionen bei über 30 %. [note] Vgl.: https://www.umweltbundesamt.at/umweltsituation/luft/treibhausgase/ zugegriffen am 2.05.2020 [/note]
Im Verkehrs- und Transportbereich braucht es echte Reformen und klares Handeln um im Kampf gegen den Klimawandel bestehen zu können.
Das Flugzeug schneidet im Vergleich der Verkehrsträger am schlechtesten ab. Ein Flug ist 30-mal umweltschädlicher als eine Fahrt mit der Bahn. Warum nun Staatshilfen für Airlines?
Laut Zahlen des VCÖ hat der Flugverkehr im Vorjahr in Österreich mit rund drei Millionen Tonnen übrigens so viele Treibhausgase ausgestoßen wie noch nie zuvor. Die Emissionen sind damit im Vergleich zum Jahr 2018 um rund 14 Prozent gestiegen.
Warum Staatshilfen für Airlines?
Aktuell überschlagen sich täglich die Meldungen von möglichen Staatshilfen und staatlichen Beteiligungen an Airlines. Deren Bedingungen und Hintergründe werden diskutiert und kritisiert.
Jetzt soll es langsam zu Resultaten kommen. In Deutschland will sich der Staat für 3,5 Milliarden Euro mit 25,1 % an der Lufthansa. In Frankreich werden für die AirFrance 7 Milliarden Euro bereitgestellt. In Österreich wird noch verhandelt, wie die Konditionen aussehen – die Austrian Airlines fordern jedenfalls knapp 800 Millionen Euro.
Für Airlines werden aktuell in Form von Beteiligungen, Subventionen oder auch kostengünstigen Krediten große Mengen an Geld bereitgestellt. Aber warum?
Wir erleben im Moment eine wirtschaftliche Krise wie wir sie noch nicht erlebt haben. Allein in Österreich sind 600.000 Menschen arbeitslos und über eine Million in Kurzarbeit. Es ist klar, dass man jetzt um Arbeitsplätze und heimische Unternehmen kämpft – und das ist auch richtig so!
Mit etwa 7.000 MitarbeiterInnen bei den Austrian Airlines und zirka 35.000 MitarbeiterInnen beim Mutterkonzern Lufthansa sind diese Unternehmen große und wichtige Arbeitgeber, die die Volkswirtschaft mehr denn je braucht.
Für Österreich und den Flughafen Wien haben die Austrian Airlines zudem eine besondere Bedeutung, weil sie die einzige Airline sind, die hier ein Drehkreuz betreibt. Das heißt, man bietet Zubringerflüge an, und von Wien aus starten Langstreckenflüge in die ganze Welt. Für Österreich und den Flughafen Wien ein wichtiges Angebot, das man nicht verlieren will.
Staatshilfen mit Bedingungen!
Obwohl es im Auftrag des Staates liegt, Arbeitsplätze zu schützen und neue zu schaffen, fragt man sich trotzdem, warum man so viel Geld in derart klimaschädliche Unternehmen steckt. Und warum man gerade Airlines so intensiv und schnell unterstützt und nicht andere Branchen oder Unternehmen? Diese Fragen bleiben für mich offen!
Die Systemrelevanz für Linienflüge nach Barcelona, Cannes oder das Billigticket für den Städtetrip übers Wochenende ist in Zeiten einer Pandemie sicherlich nicht gegeben!
Ich denke daher umso mehr, dass man die staatlichen Beteiligungen und Staatshilfen ganz klar an Bedingungen knüpfen muss, die vor allem den Klimaschutz berücksichtigen!
Frankreich sagte Air France Ende letzter Woche Staatshilfen in der Höhe von 7 Milliarden Euro zu, jedoch mit klaren Bedingungen: So soll die französische Fluggesellschaft nach dem Wunsch der Regierung an ihrer CO2-Bilanz arbeiten. Das bedeutet Streckenschließungen für kürzere Inlandsflüge wo man mit dem Zug weniger als 2,5 Stunden braucht, und die Flugzeugflotte soll mit effizienteren und schadstoffärmeren Maschinen erneuert werden.
Ähnliches diskutiert man auch in Österreich, wo man Kurzstreckenflüge auslaufen lassen und sogar auf umweltfreundlichere Biotreibstoffe setzen will.
Die Fliegerei wird es immer brauchen; über große Distanzen und vor allem über Weltmeere gibt es keine Alternativen. Inlandsflüge oder Kurzstreckenflüge gilt es aber einzustellen, da man hier durch die Bahn ökologischere Alternativen hat und so aktiv das Klima schützen kann.
Der Verkehrsclub Österreich (VCÖ) kritisierte bereits in den letzten Tagen den hohen Anteil an Kurzstreckenflügen in Wien. Vor der Coronavirus-Krise seien vier Prozent der Passagiere weniger als 400 Kilometer, sieben Prozent zwischen 400 und 600 und 24 Prozent zwischen 600 und 800 Kilometer geflogen. Bei den anderen 65 Prozent der Passagiere lag das Endziel weiter weg als 800 Kilometer.
„Das Flugzeug gilt als Verkehrsmittel für lange Distanzen. Doch der Anteil der Kurzstreckenflüge ist hoch, auch bei jenen Passagieren, die keinen Zwischenstopp machen, sondern ihren endgültigen Zielort anfliegen“, sagte VCÖ-Experte Michael Schwendinger zu den Zahlen, die aus 2018 stammen.
Das heißt etwa 10 % der Flüge (unter 600 Kilometer) kann man sehr zeitnahe einstellen, weil die Bahn hier von der Fahrzeit her auf jeden Fall konkurrenzfähig ist. Und bis zu 35 % (unter 800 Kilometer) der Flüge kann man durch gezielte Investitionen und finanzielle Anreize auf die umweltfreundlichere Schiene verlagern.
Auch die wichtige Drehkreuz-Funktion kann die Bahn am Flughafen Wien absichern. Schon jetzt ist der Flughafen Wien an das österreichische und so auch an das europäische Bahnnetz angebunden. Fernzüge aus Graz, Linz, Salzburg und Innsbruck fahren bereits direkt zum Flughafen – so wurde von den Austrian Airlines auch der Flug Wien-Linz schon längst eingestellt, da die Fluggäste auf die Bahn umgestiegen sind. Seit Jahren gibt es auf der Strecke Wien-Salzburg bereits eine Kooperation zwischen den Austrian Airlines und den ÖBB, um Fluggäste auf die Schiene zu verlagern. Es funktioniert und auch die Kunden sind begeistert.
Durch den Semmering-Basistunnel und die Kroalmbahn wird der Süden Österreichs (Graz, Klagenfurt und Villach) Wien und den Flughafen schneller erreichen können und durch die Flughafenspange (gerade in Planung) wird beispielsweise Budapest schneller an den Flughafen Wien angebunden sein. Es benötigt den Kurzstreckenflieger als Zubringer nicht mehr. Durch die Kapazitäten, die dann auf den Landebahnen frei werden ist es auch nicht mehr notwendig Bauvorhaben wie die dritte Piste umzusetzen.
Eine letzte und wichtige Bedingung für Staatshilfen sollte auch sein, dass die heimischen Arbeitsplätze gesichert sind und man sich von internationalen Airline-Konzernen nicht über den Tisch ziehen lässt😉