AK sieht Bahnindustrie als Chance in der Industriekrise – Studie zeigt hohes Beschäftigungspotenzial

Mai 8, 2025 | Bahnindustrie

Während viele Industriezweige in Österreich mit Auftragsrückgängen und Unsicherheit kämpfen, sieht die Arbeiterkammer (AK) in der Bahnindustrie eine stabile und zukunftsträchtige Alternative. Eine von der AK beauftragte Studie zeigt, dass der Bahnsektor nicht nur eine Schlüsselrolle in der Mobilitätswende spielt, sondern auch wirtschaftlich Potenzial für hunderttausende neue Arbeitsplätze birgt.

Laut der Analyse, an der unter anderem die Politikwissenschaftlerin Julia Eder von der Johannes Kepler Universität Linz mitgewirkt hat, könnten durch gezielte Investitionen in den Bahnsektor bis zu 230.000 sogenannte Jahresarbeitsplätze geschaffen werden. Grundlage dafür seien europäische Infrastrukturziele, wie der Ausbau eines Schnellzugnetzes bis 2050, das Investitionen in Höhe von rund 550 Milliarden Euro erfordere.

Die AK sieht in dieser Entwicklung eine industriepolitische Chance, insbesondere angesichts der Schwierigkeiten in klassischen Branchen wie der Kfz-Zulieferindustrie. Der Strukturwandel könne durch Umschulung und Investitionen in neue Fertigungstechnologien abgefedert werden.

Österreich nimmt bereits eine starke Position innerhalb der Bahnindustrie ein. Pro Kopf gerechnet ist das Land laut Branchenangaben weltweit führend bei Exporten von Schienenfahrzeugen und entsprechender Ausrüstung – mit einem Volumen von rund 1,8 Milliarden Euro jährlich. Auch bei Patenten und EU-Forschungsinvestitionen im Eisenbahnbereich liegt Österreich vorne.

Die AK und die Produktionsgewerkschaft PRO-GE formulieren in diesem Zusammenhang mehrere industriepolitische Forderungen. Dazu zählen unter anderem eine öffentliche Beschaffungspolitik, die ökologische und soziale Kriterien berücksichtigt sowie europäische Wertschöpfung bevorzugt, etwa durch sogenannte „Local Content“-Vorgaben.

Darüber hinaus wird eine Ausweitung der EU-Finanzierungsinstrumente für Bahnprojekte sowie eine Ausnahme solcher Investitionen von den europäischen Fiskalregeln gefordert. Auch eine umfassende Ausbildungsoffensive und der gezielte Einsatz des Arbeitsmarktservice (AMS) zur Besetzung klimarelevanter Berufe gehören zum Forderungskatalog.

Die AK warnt gleichzeitig vor Kürzungen bei nationalen Infrastrukturprojekten und ÖBB-Rahmenplänen. Diese könnten laut der Studie negative Auswirkungen auf eine der wenigen derzeit wachsenden Industriebranchen im Land haben.

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