Bahnreisende erwarten im Winter wohlige Wärme, im Sommer angenehme Kühle und stets frische, geruchsneutrale Luft. Um diese Ansprüche zu erfüllen, erforschen die Deutsche Bahn (DB) und das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) seit 2020 gemeinsam innovative Klimatisierungstechnologien. Diese erfolgreiche Kooperation wurde nun um weitere drei Jahre verlängert.
Das Demonstratorfahrzeug DIRK
Ein speziell umgebauter ICE-Wagen, genannt „Demonstratorfahrzeug für Innovationen im Reisendenkomfort und Klimatisierung“ (DIRK), spielt eine zentrale Rolle in dieser Forschung. Dieser Waggon, ausgestattet mit aufwendiger Sensortechnik, steht auf dem Gelände der DB Systemtechnik in Minden. Hier unterzeichneten Prof. Andreas Dillmann, Direktor des DLR-Instituts für Aerodynamik und Strömungstechnik, und Christoph Kirschinger, Geschäftsführer der DB Systemtechnik, die neue Kooperationsvereinbarung.
Forschungsschwerpunkte und Ziele
In den kommenden Jahren sollen im DIRK verschiedene Ansätze zur Bekämpfung von Aerosolen in der Raumluft untersucht werden. Neue Filter-, Lüftungs- und Klimatisierungskonzepte werden im Rahmen eines von der EU geförderten Projekts unter realen ICE-Bedingungen getestet. Dabei fließen sowohl praktische Erkenntnisse aus bisherigen Studien als auch theoretische Arbeiten des DLR-Instituts ein.
Prof. Meike Jipp, Bereichsvorständin Energie und Verkehr des DLR, betont die Bedeutung dieser Forschung für eine klimafreundliche Mobilität:
„Die gemeinsame Forschung von DLR und Deutscher Bahn stärkt die Schiene als komfortable Alternative zu Auto und Flugzeug.“
Christoph Kirschinger von der DB Systemtechnik ergänzt, dass die Sensibilität für Luftqualität und Raumklima in den letzten Jahren stark zugenommen hat. Ziel ist es, den Komfort und das Wohlbefinden der Reisenden weiter zu steigern und gleichzeitig den Energieverbrauch für Heizen und Kühlen effizienter zu gestalten.
Messungen und Befragungen im DIRK
Im DIRK werden nicht nur Temperaturen von Raumluft und Oberflächen erfasst, sondern auch Luftbewegungen, Luftfeuchtigkeit und Luftqualität anhand des CO₂-Gehalts gemessen. Zusätzlich werden Probandzu ihrem Temperaturempfinden bei unterschiedlichen Klimaanlageneinstellungen befragt. Diese umfangreich dokumentierten Messungen dienen als Referenzmodell für den gesamten Bahnsektor.
Nutzen der Forschungsergebnisse
Die gewonnenen Erkenntnisse kommen sowohl den Reisenden als auch den Eisenbahnunternehmen zugute. Sie tragen zur Verbesserung des Komforts an Bord und zur effizienten Nutzung von Heiz- und Kühlenergie bei. Nach dem Antrieb ist die Klimatisierung der zweitgrößte Energieverbraucher bei Schienenfahrzeugen.
Über das DLR und die DB Systemtechnik
Das DLR ist das deutsche Forschungszentrum für Luft- und Raumfahrt. Es beschäftigt sich mit Forschung und Entwicklung in den Bereichen Luftfahrt, Raumfahrt, Energie, Verkehr, Sicherheit und Digitalisierung. Das DLR-Institut für Aerodynamik und Strömungstechnik ist führend in der Strömungsmechanik und spezialisiert auf Flugzeug- und Fahrzeug-Aerodynamik sowie Windenergieforschung.
Die DB Systemtechnik ist das größte Kompetenzzentrum für Bahntechnik in Europa. Mit rund 1100 Mitarbeitenden entwickelt es individuelle Lösungen in den Bereichen Technik, Betrieb und Instandhaltung. Die DB Systemtechnik unterstützt nicht nur den DB-Konzern, sondern ist auch weltweit auf dem Eisenbahnmarkt aktiv.
Diese langfristige Forschungskooperation zeigt, wie wichtig Innovationen für die Zukunft des Schienenverkehrs sind, insbesondere in Bezug auf Klimatisierung und Reisekomfort. Die Fortsetzung der Zusammenarbeit zwischen DB und DLR verspricht weitere Fortschritte auf diesem Gebiet.