Die Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) haben den Beschaffungsauftrag für 116 neue Doppelstockzüge ausgeschrieben. Diese sollen ab den 2030er Jahren auf der Zürcher S-Bahn sowie in der Westschweiz eingesetzt werden. Hersteller können bis Anfang 2025 ihre Angebote einreichen.
Erneuerung der Flotte für die Zürcher S-Bahn und die Westschweiz
Die neuen Züge werden benötigt, um die alternde Flotte der ersten Generation der Zürcher S-Bahn zu ersetzen, darunter die Doppelstockpendelzüge (DPZ) und doppelstöckigen Zusatzzüge (HVZ D). Von den 116 geplanten Zügen sollen 95 auf den Linien der Zürcher S-Bahn eingesetzt werden, während 21 für die RER Vaud und die Linie RE33 Martigny–Annemasse in der Westschweiz vorgesehen sind. Die Züge werden sich in Farbgebung und Design unterscheiden, je nach Region.
Erweiterungsoption für zukünftige Ausbauten
Neben den 116 neuen Zügen umfasst der Auftrag auch eine Option auf 84 weitere Fahrzeuge. Diese zusätzlichen Züge sind für geplante Angebotsausbauten im Rahmen des Ausbauschritts 2035 des Bundes vorgesehen.
Verbesserter Komfort und flexibler Einsatz
Die neuen Doppelstockzüge werden mit 150 Metern länger sein als die bisherigen 100 Meter langen DPZ und bieten über 500 Sitzplätze. In der Hauptverkehrszeit können zwei Züge in Doppeltraktion bis zu 1000 Sitzplätze bereitstellen. Die Züge sind auf die Anforderungen des Pendler- und Freizeitverkehrs abgestimmt: Multifunktionszonen bieten Platz für stehende Pendler, Fahrräder, Gepäck und Kinderwagen. Alle Türen werden mit Niederflureinstieg ausgestattet, und es sind zwei Toiletten pro Zug vorgesehen, eine davon barrierefrei. Zudem werden Steckdosen in beiden Klassen und verstellbare Sitze sowie klappbare Tische in der 1. Klasse vorhanden sein. Die Züge sollen mit einer Höchstgeschwindigkeit von 160 km/h verkehren.
Zeitplan und finanzieller Umfang
Die Ausschreibung wurde heute veröffentlicht, und interessierte Hersteller können bis Anfang 2025 Angebote einreichen. Der Zuschlag wird voraussichtlich Ende 2025 erteilt. Der Einsatz der neuen Züge ist für die 2030er Jahre geplant. Aufgrund der großen Anzahl an Fahrzeugen wird der Auftrag ein Volumen in Milliardenhöhe haben.
Zusammenarbeit mit Kantonen und dem Bundesamt für Verkehr
Das Beschaffungsprojekt wird in Abstimmung mit den betroffenen Kantonen und dem Bundesamt für Verkehr durchgeführt, die im Regionalverkehr als Besteller agieren. Diese Kooperation stellt sicher, dass die neuen Züge den spezifischen Anforderungen und Bedürfnissen der verschiedenen Regionen entsprechen.
Die Ausschreibung markiert einen wichtigen Schritt für die Modernisierung und Erweiterung der SBB-Flotte, um den steigenden Anforderungen an Komfort und Kapazität im Schienenverkehr gerecht zu werden.
Die Züge der Zürcher S-Bahn
- DPZ: 1990 startete die Erfolgsgeschichte der Zürcher S-Bahn mit 115 doppelstöckigen Zügen. Die Doppelstockpendelzüge (DPZ) eines Herstellerkonsortiums werden von einer Lok des Typs Re 450 gezogen. Die SBB setzt 113 Fahrzeuge ein, die Sihltal Zürich Üetlibergbahn (SZU) deren 2. Nach 20 Jahren im Einsatz modernisierte die SBB die Züge und baute pro Fahrzeug einen Niederflurwagen von Siemens/Bombardier ein. In den 2030er-Jahren erreichen die DPZ das Ende ihrer Lebensdauer.
- HVZ-D: Die bei der Modernisierung des DPZ frei gewordenen Doppelstockwagen stellte die SBB zu Zügen mit je zwei Re-420-Loks zusammen. Diese Züge verkehren nur in der Hauptverkehrszeit. In den 2030er-Jahren erreichen die HVZ-D das Ende ihrer Lebensdauer.
- DTZ: Ab Mitte der 2000-er Jahre folgte mit den Doppelstocktriebzügen (DTZ / RABe 514) die zweite Generation der Zürcher S-Bahn. Siemens lieferte bis 2009 insgesamt 61 Züge.
- Regio-Dosto: Ab 2012 ergänzten 50 Regio-Dosto (RABe 511) von Stadler Rail als dritte Zuggeneration die Flotte der Zürcher S-Bahn.