Stefano Antonio Donnarumma, Vorstandsvorsitzender der italienischen Staatsbahn Gruppo Ferrovie dello Stato Italiane (FS), spricht sich in einem Interview mit der Financial Times deutlich für eine verstärkte Zusammenarbeit im europäischen Bahnsektor aus. „Die europäische Kooperation ist fundamental für die Zukunft des Bahnverkehrs“, betont der FS-CEO. Nur durch ein gemeinsames Vorgehen könne man schnellere, häufigere und klimafreundlichere Zugverbindungen zwischen den großen Städten Europas ermöglichen.
Im Interview mit den Journalist:innen Philip Georgiadis und Alice Hancock kritisiert Donnarumma, dass nationale Interessen häufig Fortschritte im grenzüberschreitenden Bahnverkehr behinderten – trotz gestiegener Nachfrage seit der Corona-Pandemie.
Besonders ambitioniert zeigt sich das Unternehmen mit Blick auf ein konkretes Projekt: Bis 2029 plant FS, eine neue Hochgeschwindigkeitsverbindung zwischen London und Paris zu etablieren – als Alternative zum Eurostar. Das Projekt soll mit einer Investition von rund einer Milliarde Euro umgesetzt werden. Eingesetzt werden sollen Züge nach dem Vorbild des Frecciarossa 1000, produziert von Hitachi Rail.
Donnarumma präsentierte das Vorhaben bereits im April in London. Dort traf er sich mit Robert Sinclair, CEO von St Pancras Highspeed, dem Betreiber des britischen Abschnitts der Strecke, sowie mit Yann Leriche, CEO von Getlink, dem Unternehmen, das für die Infrastruktur des Kanaltunnels verantwortlich ist.
„Ich will die Städte Europas wie mit einer U-Bahn verbinden“, so Donnarumma. Doch ohne die Zusammenarbeit mit anderen Bahnunternehmen sei das nicht realistisch: „Ich habe offen mit meinen Kolleginnen und Kollegen gesprochen: Warum denken wir nicht über ein gemeinsames Projekt nach, bei dem mehrere Anbieter mitmachen?“
Neben technischen und wirtschaftlichen Kooperationen fordert Donnarumma auch politische Unterstützung. Er spricht sich für Einschränkungen bei Kurzstreckenflügen aus, wenn eine attraktive Bahnverbindung existiert – ähnlich dem französischen Modell von 2023, das bestimmte Inlandsflüge untersagt, sofern die Reise per Zug in unter zweieinhalb Stunden möglich ist.
Für Donnarumma ist klar: Die Zukunft der Mobilität in Europa entscheidet sich auf der Schiene – aber nur, wenn Länder und Unternehmen bereit sind, an einem Strang zu ziehen.