Die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) haben gemeinsam mit dem Auftragnehmer FCC Austria ein neues Reinigungssystem für Entwässerungsleitungen in Eisenbahntunneln vorgestellt. Das sogenannte Modulare Drainagespülsystem Bahn (MDB02) wurde in St. Paul im Lavanttal beim Koralmtunnel präsentiert. Es soll die Wartung von Tunneldrainagen effizienter gestalten und die Verfügbarkeit der Bahninfrastruktur erhöhen.
Automatisierte Reinigung im laufenden Betrieb
Das neue System ist teilweise ferngesteuert und automatisiert. Es ermöglicht die Reinigung von Tunnelentwässerungen, sogenannten Drainagen, während der laufende Bahnbetrieb weitgehend aufrechterhalten bleibt. Dadurch sollen künftig weniger und kürzere Gleissperren nötig sein. „Mit wachsendem Verkehrsaufkommen und mehr Tunneln steigt der Reinigungsbedarf, während Wartungszeiten schrumpfen“, erklärte Judith Engel, Vorständin der ÖBB-Infrastruktur AG. „Das neue System reinigt im laufenden Betrieb, wodurch nur noch wenige, kurze Sperren für den Transport notwendig sind.“

Hintergrund: Wartung der Tunneldrainagen
Drainagesysteme in Tunneln leiten Berg- und Sickerwasser ab und müssen regelmäßig gereinigt werden, um Ablagerungen zu entfernen. Diese Ablagerungen können Leitungen verengen und den Wasserdruck im Bauwerk erhöhen. Bisher waren für solche Reinigungen mehrmalige Gleissperren pro Jahr erforderlich. Das MDB02 soll diese Arbeiten künftig automatisieren und vereinfachen.
Verbesserte Effizienz durch Fernsteuerung
Das System wird über dem zentralen Spülschacht positioniert und kann alle Drainagen in beiden Tunnelröhren ferngesteuert reinigen. Eine integrierte Kamera in der Spüldüse ermöglicht eine genaue Kontrolle des Vorgangs. Laut ÖBB können nun deutlich größere Streckenabschnitte in einem Durchgang gereinigt werden – im Granitztaltunnel etwa bis zu 2.000 Meter, gegenüber bisher rund 150 Metern.
Nach dem Spülvorgang wird das Gerät während einer Betriebspause zum nächsten Einsatzort transportiert. Zusätzlich besteht die Möglichkeit, das System manuell vom Gleis aus zu bedienen, etwa bei kürzeren Einsätzen.
Einsatz bei Großprojekten
Das MDB02 soll vor allem bei neuen Großprojekten wie dem Koralmtunnel, dem Granitztaltunnel und später auch dem Semmering-Basistunnel eingesetzt werden. Insgesamt kommen laut ÖBB jährlich rund 750 Kilometer an neuen Drainageleitungen hinzu, die regelmäßig gewartet werden müssen.
Das bisherige konventionelle Spülen bleibt im Bestandsnetz weiterhin im Einsatz. Das neue System eröffnet jedoch zusätzliche Einsatzmöglichkeiten sowohl in bestehenden als auch in künftigen Tunnelanlagen.
Kooperation mit FCC Austria
Die Entwicklung des MDB02 erfolgte in Zusammenarbeit mit FCC Austria, einem auf Industrie- und Spezialreinigung spezialisierten Unternehmen. „Erkenntnisse aus dem Betrieb der Vorgängermaschine flossen gezielt in die Weiterentwicklung ein“, erklärte Florian Scheibe, Country Manager von FCC Austria.