Nach rund vier Jahren Bauzeit hat die Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) im Kärntner Mölltal ein bedeutendes Projekt abgeschlossen. Das neue Wasserkraftwerk Obervellach II produziert ab sofort jährlich etwa 125 GWh grünen Bahnstrom, was rund 30.000 Railjetfahrten von Villach nach Wien entspricht. Durch den Neubau konnte die Energieproduktion am Standort Obervellach um mehr als 35% gesteigert werden. Mit einer Investition von rund 220 Millionen Euro spielt dieses Kraftwerk eine zentrale Rolle in der Energiestrategie der ÖBB.
Wichtige Rolle in der Energiestrategie der ÖBB
Das Obervellach II ist das insgesamt neunte Wasserkraftwerk der ÖBB und essentiell für die angestrebte Erhöhung des Eigenversorgungsgrades mit Bahnstrom von 60% auf 80% bis 2030. Die Bundesministerin für Klimaschutz, Leonore Gewessler, betonte die Bedeutung der Energiestrategie der ÖBB: „Der selbst produzierte Strom aus Erneuerbaren kann lokal verwendet werden, das stärkt die Unabhängigkeit und die Energie wird günstiger.“
Technische Details des Projekts
Das Kraftwerk Obervellach II umfasst vier Wasserfassungen, ein rund 5.000 Meter langes Stollensystem und eine unterirdische Druckrohrleitung. Das Wasser fließt aus dem Mallnitz-, Dösen- und Kaponigbach zu einem Speicherstollen, der bis zu 60 Millionen Liter Wasser fasst. Von dort wird es durch eine 1,8 Meter breite Leitung zum 488 Meter tiefer gelegenen Krafthaus abgelassen, wobei bis zu 9.000 Liter Wasser pro Sekunde zwei Pelton-Laufräder antreiben.
Umweltfreundliche Energieproduktion
Neben der Stromerzeugung aus Wasserkraft beinhaltet das Kraftwerk auch ein Kleinwasserkraftwerk zur Eigenversorgung. Die Anlage ist vollständig in das österreichische Bahnstromnetz der ÖBB integriert und wird über eine zentrale Leitstelle gesteuert, was eine optimierte Bereitstellung von grünem Bahnstrom ermöglicht.
Umwelt- und Naturschutzmaßnahmen
Der Bau des Kraftwerks wurde durch zahlreiche Maßnahmen zum Umweltschutz begleitet. Die ökologische Situation vor Ort wurde durch verschiedene Projekte verbessert, darunter die Schaffung von neuen Lebensräumen für Amphibien und die Aufwertung von Uferbereichen. Die kontinuierliche Restwasserführung in den Bächen und die Nachbildung natürlicher Zuläufe tragen zum Schutz der lokalen Fauna und Flora bei. Zudem wurde die Druckrohrleitung unterirdisch verlegt, was zur Verschönerung des Ortsbildes beiträgt.
Krafthaus © ÖBB/Sailer Brothers
Bahnstrom und Klimaschutz
Die ÖBB sind ein führendes Klimaschutzunternehmen in Österreich und sparen jährlich über 3,5 Millionen Tonnen CO2 durch ihre Schienenverkehrsleistungen ein. Seit 2018 setzen die ÖBB ausschließlich auf Bahnstrom aus erneuerbaren Energien. Mit Projekten wie Obervellach II strebt die ÖBB an, ihren Eigenversorgungsgrad weiter zu erhöhen und ihre Position als Vorreiter in der Elektromobilität zu festigen. Bis 2030 sollen 80% des Bahnstrombedarfs durch Eigenproduktion gedeckt werden.