One Belt, One Road – Das Seidenstraßenprojekt

Jul 22, 2018 | Güterverkehr & Logistik, Infrastruktur, Innovation

Vor einigen Jahren präsentierte China ein Entwicklungsprogramm so groß wie der Marshallplan. Gemeint ist das Projekt „One Belt one Road“. Es geht um die Wiederbelebung einer jahrhundertealten Handelsroute, nämlich der Seidenstraße. Das 900 Milliarden schwere Investitionsprogramm wird deshalb auch als „Neue Seidenstraße“ bezeichnet. Doch wer profitiert wirklich davon, was ist geplant und welche Rolle spielt der Verkehrsträger Schiene dabei?


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Startschuss für die „Neue Seidenstraße“

Im März 2015 versammelten sich im Zuge des Wirtschaftskongresses in Boao auf der südchinesischen Insel Hainan 16 Staats- und Regierungschefs, darunter zum Beispiel auch Wladimir Putin, sowie hunderte MinisterInnen aus den teilnehmenden Nationen. Insgesamt waren 65 Länder aus Europa, Asien, Amerika und Afrika vertreten, die 4,4 Milliarden Menschen, also über 60 % der Weltbevölkerung, repräsentieren,.
Grund dafür war eine Einladung des chinesischen Präsidenten Xi Jinping, der ein gigantisches Infrastruktur- und Wirtschaftsprojekt vorstellte: „One Belt one Road“. Es ging um eine Wiederbelebung der Seidenstraßen, die einst China mit den restlichen Teilen Asiens sowie Europa, Afrika und den Golfstaaten verbunden hatte. [note] Vgl.: https://derstandard.at/2000013656104/Chinas-Weg-zur-Weltmacht-soll-ueber-Seidenstrasse-fuehren zugegriffen am 16.07.2018 [/note]

Doch der chinesische Präsident hatte schon 2013 bei einem Staatsbesuch in Kasachstan von einem Großprojekt gesprochen, das Europa und Asien verbinden und auch Wohlstand nach China bringen soll. Damals hielt man das eher für Slogans und politisches Gerede. [note] Vgl.: https://www.deutschlandfunk.de/chinas-neue-seidenstrasse-alte-route-neue-wege.724.de.html?dram:article_id=320523 zugegriffen am 16.07.2018 [/note]

Mittlerweile ist jedem bewusst, dass es eindeutig mehr ist als nur gut klingende Floskeln. Ein Projekt jagt das nächste, nebenbei ist die Initiative natürlich in aller Munde, von Washington über Wien bis Peking.

Im Mai 2017 wurde in Peking das Belt-and-Road-Forum (BRF) abgehalten. Man wollte damit unterstreichen, dass die chinesische Regierung ihr Vorhaben, die wirtschaftliche Zusammenarbeit der Länder entlang der Seidenstraße weiter auszubauen, forcieren möchte. Es wurden auch zusätzliche Investitionen angekündigt – im Jahr 2016 wurden übrigens 14,5 Milliarden US-Dollar in Projekte entlang der Seidenstraße investiert. Außerdem wurde ein Memorandum of Understanding zwischen dem Europäischen Investmentfonds (EIF) und dem Seiden­straßen-Fonds (SRF) über ein Engagement von 500 Millionen Euro unterzeichnet. Man will damit in Europa vor allem KMUs mit „Chinabezug“ unterstützen und bestärken. [note] Vgl.: https://www.forbes.at/artikel/seidenstrasse.html zugegriffen am 16.07.2018 [/note]

Die Asian Infrastructure Investment Bank (AIIB), zu deren insgesamt 57 Gründungsmitgliedern auch Österreich zählt, spielt ebenfalls eine wichtige Rolle.
Diese Entwicklungsbank wurde mit einem Kapital von 100 Milliarden US-Dollar gegründet und dient als Finanzierungsstütze für Infrastrukturprojekte in Asien. Bislang wurden 13 Projekte in Tadschikistan, Bangladesch, Pakistan, Indonesien, Myanmar, Oman, Aserbaidschan und Indien genehmigt. [note] Vgl.: https://www.forbes.at/artikel/seidenstrasse.html zugegriffen am 16.07.2018 [/note]

Was ist die neue Seidenstraße?

Bei der Initiative „One Belt one Road“ dreht sich in erster Linie alles um eine leistungsstarke Infrastruktur für den Güter- und Personenverkehr. Es geht im Wesentlichen um einen Landgürtel und eine maritime Straße (Seeweg). 

one-belt-one-roadQuelle: https://monthlyreview.org/2017/01/01/one-belt-one-road/

Hierzu zählen zum Beispiel Flughäfen, Autobahnen, Häfen und natürlich die Schiene.
Die Schiene ist vor allem auf dem Landweg für den Gütertransport sehr wichtig. Denn der Güterzug ist deutlich billiger als der Flieger und braucht zwischen China und Mitteleuropa in etwa ein Drittel der Zeit, die ein Containerschiff benötigt. Aber nicht nur Güterterminals und Verschiebebahnhöfe werden errichtet, auch Hochgeschwindigkeitsstrecken und moderne Großbahnhöfe werden gebaut. Die Bahn ist bei einem derart großen Projekt, wo es um den Gütertransport für Industrie und Handel geht, sowie um Personenverkehr zwischen einigen der größten Ballungszentren der Welt, unabdinglich.seidenstraße

Quelle: http://www.spiegel.de/politik/ausland/bild-1147588-1041924.html

Immobilienprojekte, Kraftwerke, Telekommunikation und Pipelines sind ebenfalls wichtige und zentrale Elemente der „Neuen Seidenstraße“.

Wer profitiert wirklich von der Seidenstraße?

Leistungsstarke Infrastruktur, gesellschaftliche Entwicklung, wirtschaftlicher Aufschwung und gleiche Beteiligung aller – so der transportierte Gedanke hinter der chinesischen Initiative.
Doch es kann auch ganz anders aussehen: In Sri Lanka und Kenia gehen die Menschen schon heute auf die Straße, weil sie ihre Bürger- und Eigentumsrechte massiv in Gefahr sehen. Zu Recht, denn China ist ja auch im eigenen Land dafür bekannt, das Interesse des Einzelnen nicht ernst zu nehmen.
Indien ist alles andere als froh über Chinas Initiative. Man fühlt sich eingekreist. Peking investiert kräftig in Bangladesch, Pakistan, Nepal und Sri Lanka und stärkt somit auch seinen Einfluss massiv. [note] Vgl.: http://www.spiegel.de/politik/ausland/china-entwicklungsprogramm-neue-seidenstrasse-a-1147588.html zugegriffen a, 18.07.18 [/note]
Deshalb hat Neu Delhi auch den Seidenstraßen Gipfel 2017 boykottiert, weil es darin ein Angriff auf seine Souveränität und Eigenständigkeit sieht. Man will sich als Indien deshalb auch an dem Projekt wenig bis gar nicht beteiligen. [note] Vgl.: https://www.welt.de/newsticker/dpa_nt/infoline_nt/brennpunkte_nt/article164545002/China-winkt-mit-Milliarden.html zugegriffen am 18.07.2018 [/note]
Es bleibt abzuwarten, wie sich Indien verhält. Sollte der Druck aus Peking zu groß werden, könnte sich das noch ändern.

Die Weltmacht Russland plagen bei dem Projekt ebenfalls die Sorgen, denn auch in den ehemaligen Sowjetrepubliken Kasachstan, Kirgisien, Turkmenistan und Weißrussland investiert China kräftig und stört damit den Einfluss Russlands.
Für die Landverbindungen nach Europa ist Russland dennoch ein ganz wichtiger Partner und profitiert von den Entwicklungen. Gerade deshalb hat Wladimir Putin wahrscheinlich den Seidenstraßengipfel, im Gegensatz zu Indien, nicht boykottiert. [note] Vgl.: http://www.spiegel.de/politik/ausland/china-entwicklungsprogramm-neue-seidenstrasse-a-1147588.html zugegriffen a, 18.07.18 [/note]

In Europa findet man vor allem Zweifler. Man habe Angst, dass die Seidenstraße eine Einbahn wird. Einfach gesagt, Peking ist stark genug und gibt wenig auf die Interessen aus Brüssel oder Berlin.

Doch wer profitiert nun wirklich?

China hat mit diesem Projekt nun die Chance, sich beinahe auf der ganzen Welt eine wirtschaftliche und auch gesellschaftliche Vormachtstellung aufzubauen.
Ein Sprichwort sagt: „Wer die Seidenstraße kontrolliert, kontrolliert den Welthandel.“
Für China hat es vielerlei Nutzen: Zunächst haben chinesische Unternehmen, vor allem auch in der Bauwirtschaft, massive Überkapazitäten, die man jetzt endlich wieder einsetzen kann – auch international.
Zudem sichert sich Peking durch seine Investmentbanken, die Kredite ausstellen, die viele Länder und Unternehmen nie zurückzahlen können, auch den Einfluss und die Beteiligungen an Projekten im Ausland. Als Besitzer wichtiger Infrastrukturen kann man dementsprechend auch Druck auf fremde Regierungen und die dortige Wirtschaft ausüben.

Man muss aber sagen, dass vielerorts auch Länder, wie z.B. in einigen in Nordafrika, durch moderne Infrastrukturen, Arbeitsplätze und neuen Zukunftschancen die Gesellschaft sowie die Wirtschaft gestärkt wird.

Alles in allem gilt genau dasselbe wie beim Marshallplan nach dem 2.Weltkrieg: Er hat den Europäern geholfen, aber auch die USA haben massiv davon profitiert. So ist es jetzt auch, nur dass nun China der Profiteur ist – ein bis jetzt noch recht ungewohntes Bild.

Mein Fazit

Die Seidenstraße ist ein sehr wichtiges und zugleich sehr umstrittenes Projekt.
Ich sehe es als sehr problematisch, wenn kleine Länder oder die einzelnen Bürger die Verlierer bei dieser Initiative sind und hier sollte man auch definitiv aktiv werden und China etwas die Stirn bieten.

transsib__nikiDoch alles in allem ist es ein großes und auch sehr wichtiges Projekt für die Zukunft des Transports und für eine bessere Verbindung zwischen Asien und Europa.
Für die Zukunft der Bahn und für eine schnellere Entwicklung des Verkehrsträgers Schiene in Eurasien ist die Seidenstraße ein großer Meilenstein.
Mich begeistert dieses Projekt ungemein, ich wünsche mir nur, dass es mehr an eine gemeinsame Gestaltung geht und weniger alles an einer zentralistischen Planung aus Peking hängt.

Mehr über das Seidenstraßenprojekt in Österreich könnt ihr hier lesen.

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