Auf dem Weltverkehrsforum in Leipzig Anfang Juni 2017 wurde eine Studie präsentiert, der zufolge sich das weltweite Frachtvolumen bis 2050 verdreifachen und somit auch der Kohlendioxidausstoß um 160 % ansteigen wird.[note] Vgl.: http://www.logistik-heute.de/Logistik-News-Logistik-Nachrichten/Markt-News/16909/ITF-Verkehrsausblick-prognostiziert-hohen-Emissionsausstoss-bis-2050-Studie- Zugegriffen am 9.06.2017 [/note]
Aufgrund des weltweiten Wirtschaftswachstums und des damit einhergehenden Handelsaufkommens, ist die Frage nach ökologisch vertretbarem und effizientem Transport von Gütern eine ganz zentrale.
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Bahner im Gespräch Teil 1
Wirtschaftsfaktor Bahn
Warum gerade die Bahn?
Auf der Strecke Hamburg-Zürich benötigt der LKW für 100 Tonnen Fracht 2,9-mal mehr Energie als der Zug.
Für 100 Tonnen Fracht von Peking nach Zürich benötigt das Flugzeug 22,7-mal mehr Energie als der Bahntransport. [note] Vgl.: http://www.energiestiftung.ch/energieeffizienz-verkehrstraegervergleich.html Zugegriffen am 9.06.2017 [/note]
Aber nicht nur beim Energieverbrauch ist die Bahn sehr sparsam. Auch der CO2‑Ausstoß ist bei der Bahn am geringsten, wie die folgende Grafik von Allianz pro Schiene zeigt.
Quelle:https://www.allianz-pro-schiene.de/themen/umwelt/kohlendioxid-ausstoss/ Zugegriffen am 9.06.2017
Die Bahn zeigt sich hier sehr zukunftstauglich. Sie verursacht vergleichsweise wenig Luftverschmutzung und ist ressourcenschonend.
Zudem kann man auf der Schiene große Mengen an Gütern, Waren und Rohstoffen schnell transportieren. Und dies auch kontinentsübergreifend, wie zum Beispiel auf der Transsib oder der „Neuen Seidenstraße“.
Viele Unternehmen entscheiden sich deshalb beim Transport ihrer Waren für den Verkehrsträger Schiene. Zum Beispiel die Firma Warsteiner Bier, die EUR 30 Mio. in einen Gleisanschluss für ihr Betriebsgelände investiert hat. Von Warstein aus fahren die Züge nach Hamburg, Berlin, München und nach Verona (Italien).
Insgesamt transportiert die Westfälische Landes-Eisenbahn für Warsteiner 130.000 Tonnen Güter jährlich. Damit werden 5.200 LKW-Ladungen eingespart.
Der Gütertransport per Schiene ist nicht nur ökologisch ein Erfolg, sondern auch wirtschaftlich, sagt Eisenbahnbetriebsleiter Rüsing. [note] Vgl.: https://www.allianz-pro-schiene.de/themen/aktuell/verkehrsverlagerung-warsteiner-bier/ Zugegriffen am 9.06.2017 [/note]
Auch die Firma Henkel (Schwarzkopf) ist auf den Zug aufgesprungen und lässt 172.000 Tonnen Beauty-Produkte mit der Bahn transportieren. Sie spart so nicht nur 15.000 LKW-Ladungen, sondern auch 600 Tonnen CO2 . [note] Vgl.: https://www.allianz-pro-schiene.de/themen/aktuell/verkehrsverlagerung-henkel-setzt-auf-gueterzug/ Zugegriffen am 9.06.2017 [/note]
Innovationen für den Güterverkehr
Um im Güterverkehr auf der Schiene konkurrenzfähig zu anderen Verkehrsträgern, zum Beispiel zur Straße, zu sein, sind Innovationen und immer bessere Produkte gefragt. Die großen Bahnkonzerne und Schienenspediteure setzten alles daran, schneller, besser und effizienter als der LKW oder das (Binnen-)Schiff zu sein.
Einige wichtige Innovationen im Schienengüterverkehr möchte ich euch nun vorstellen.
Die Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) bauen bis 2018 über 2000 Wagen zu intelligenten Güterwagen um. Um einen Güterzug zum vernetzten Transportmittel zu machen, wird er mit Sensoren aufgerüstet. Sie übermitteln Positionsdaten sowie Daten zur Ladung, also zum Beispiel Temperatur und Luftfeuchtigkeit. Diese Daten werden dann sowohl dem Spediteur, in diesem Fall SBB Cargo, als auch dem Kunden zugänglich gemacht.
Das optimiert Logistikprozesse, was für den Transporteur und für den Auftraggeber enorm wertvoll ist. Gleichzeitig wird der Wagen durch eine sogenannte Zustandskontrolle überwacht, welche die Abnutzung von Verschleißteilen an die Servicekräfte weitergibt. Das ermöglicht eine frühzeitige Planung von technischen Services und verkürzt Standzeiten. [note] Vgl.: http://blog.sbbcargo.com/23598/intelligenter-gueterwagen-geht-in-serie/ Zugegriffen am 9.06.2017 [/note]
Eine besondere Innovation ist der 5L Güterwagen der SBB Cargo, welcher auf der Transport Logistik Messe 2017 in München vorgestellt wurde. Dieser Güterwagen besticht vor allem durch seine automatische Kupplung, welche den Gütermarkt auf der Schiene revolutionieren könnte, da man mit ihrer Hilfe die Wagen viel schneller koppeln und abkoppeln kann. Der Verschub ließe sich so schneller und kostengünstiger gestalten.
Aber auch die Lärmreduktion ist ein großer Meilenstein. Er soll so leise wie ein Personenwagen sein. Vor allem für Anwohner von Eisenbahninfrastruktur ist dies sehr angenehm. [note] Vgl.: http://blog.sbbcargo.com/23476/sbb-cargo-praesentiert-erste-gueterwagen-der-zukunft/ Zugegriffen am 9.06.2017 [/note]
Das Ziel: Weniger Lärm, niedriger Verschleiß und ein geringerer Energieverbrauch. Der innovative Güterwagen ist ein Mosaikstein in der Automatisierungsstrategie von SBB Cargo, die auf der Messe vorgestellt wird. [note] http://blog.sbbcargo.com/23476/sbb-cargo-praesentiert-erste-gueterwagen-der-zukunft/ Zugegriffen am 9.06.2017 [/note]
Quelle: http://blog.sbbcargo.com/23337/virtuelle-medienkonferenz/ Zugegriffen am 9.06.2017
Die ÖBB-Tochter Rail Cargo Group hat gemeinsam mit der Firma Innofreight ein neues modulares Waggon-, Behälter- und Umschlagskonzept entwickelt. Dieses Wagenkonzept erlaubt es, Schienen- und Straßenverkehr optimal zu kombinieren und das für alle lose zu transportierenden Güter bzw. Schüttgüter, wie zum Beispiel Agrarstoffe, Rohstoffe, Holz, Hackgut, aber auch palettierte Güter.
Der InnoWaggon vereint den Tragwagen und die auswechselbaren Behälter zu einem innovativen Konzept, das eine völlig neue Dimension der Logistik einläutet und eine flexible Nutzung verspricht. [note] http://www.railcargo.com/de/Produkte_und_Innovationen/Behaelter/index.jsp Zugegriffen am 9.06.2017 [/note]
Quelle: http://www.railcargo.com/de/Produkte_und_Innovationen/Behaelter/index.jsp Zugegriffen am 9.06.2017Quelle: http://www.innofreight.com/de/logistikloesungen/rocktainer.php Zugegriffen am 9.06.2017
Durch die spezielle (Dreh-)Entladetechnologie der Behälter wird eine sichere und schnelle Entladung und eine bis zu 20 % gesteigerte Zuladung der transportierten Güter ermöglicht.
Kernstück des technologischen Fortschrittes: Der Einsatz der Spezialbehälter wird der jeweiligen Branche angepasst und damit individuell auf die Kundenbedürfnisse abgestimmt, da die Behälter je nach Anforderung, wie spezifisches Schüttgewicht oder Entladesituation, eingesetzt werden. [note] http://www.railcargo.com/de/Produkte_und_Innovationen/Behaelter/index.jsp Zugegriffen am 9.06.2016 [/note]
Qualität, Produktivität und Wirtschaftlichkeit
Bei den europäischen Bahnkonzernen investiert man sehr stark in die Optimierung des Güterverkehrs.
Beim Rail Business Forum auf der Transport Logistik Messe 2017 in München wurde auch über die Güterbahn 4.0 gesprochen; ein großes Anliegen der Schienenspediteure. Einige Missstände und Lücken der Schienenlogistik wurden klar dargelegt, aber es wurden auch viele Lösungen und Ideen präsentiert.
Wie man diese Möglichkeiten tatsächlich nutzen kann, beleuchtete Axel Schuppe, Geschäftsführer des mitveranstaltenden Verbandes der Bahnindustrie in Deutschland (VDB). Er schlug dafür drei Ansätze vor: Produktivitätssteigerung, Qualitätsverbesserung, Steigerung der Wirtschaftlichkeit. Die Digitalisierung und Automatisierung könne dabei helfen. Ebenso bei der Lärmreduzierung, um damit die Akzeptanz der Bevölkerung für die Güterbahn zu erhöhen. [note] http://blog.sbbcargo.com/23503/gueterbahn-4-0-ist-mehr-als-nur-der-digitale-gueterwagen/ Zugegriffen am 9.06.2017 [/note]
Axel Pass, Vorsitzender des Fachausschusses Schienengüterverkehr des DSLV & geschäftsführender Gesellschafter der Spedition Konrad Zippel in Hamburg, brachte schließlich die Anforderungen der Kunden an die Güterbahnen zur Sprache: «Die Kosten sind zu hoch, das Rollmaterial ist veraltet, Track & Trace-Funktionen fehlen», zählte er einige der Minuspunkte auf. Mit der Digitalisierung bestehe die Chance, dass sich hier in den nächsten Jahren etwas verändere. [note] http://blog.sbbcargo.com/23503/gueterbahn-4-0-ist-mehr-als-nur-der-digitale-gueterwagen/ Zugegriffen am 9.06.2017 [/note]
Politik und Verkehrsverlagerung
Wir müssen mehr über die Bahn machen. Wir brauchen ökologischen Transport von Waren und Gütern. Raus aus dem Stau und rauf auf die Schiene.
Solche Sätze hört man aus fast allen politischen Lagern und auch immer von regierenden Parteien. Aber ist an diesen Mantras auch etwas dran, oder sind es leere Phrasen?Quelle: https://www.allianz-pro-schiene.de/themen/gueterverkehr/daten-fakten/
Der Marktanteil der Schiene lag in Deutschland im Jahr 2017 bei 16,9 %, in Österreich liegt der Anteil der Schiene im Güterverkehr laut Schienencontrol bei 33 %. Der Europadurchschnitt liegt übrigens bei 17 %. [note] Vgl.: http://www.schienencontrol.gv.at/de/markt.html [/note]
Im Wirtschaftsmagazin Makro vom 31.3.2017 wurden auch einige andere Probelme angesprochen. Die DB streicht hunderte Güterverladestellen, weil sie einfach nicht rentabel sind. Zudem mangelt es an der Finanzierung von grenzüberschreitenden Projekten, die für den internationalen Güterverkehr notwendig wären.
Aber nicht nur mangelnde Subventionen, auch andere konkrete politische Maßnahmen verhindern oder erschweren die Güterverlagerung auf die Schiene. Zum Beispiel das Zulassen der Gigaliner-LKW in Deutschland, die hohen Trassenpreise, die Mineralölsteuer oder die Besteuerung von Bahnstrom. In Deutschland liegt die Stromsteuer auf der Schiene bei
EUR 11,5, – pro Megawattstunde, in Österreich sogar bei EUR 15, – pro Megawattstunde. Somit ist Österreich in der EU Spitzenreiter bei der Besteuerung. [note] Vgl.: https://www.zdf.de/verbraucher/makro/die-stau-republik-102.html Zugegriffen am 9.06.2017 [/note]
Der Transport über die Schiene ist oft vor allem aus betriebswirtschaftlichen Gründen unattraktiv, wie auch diese Grafik von Allianz pro Schiene zeigt: Quelle: https://www.allianz-pro-schiene.de/themen/gueterverkehr/daten-fakten/
Aber nicht nur die Stromsteuer, auch die Maut bzw. Trassengebühren sind im Gegensatz zum Auto nicht konkurrenzfähig: Quelle: https://www.allianz-pro-schiene.de/themen/gueterverkehr/daten-fakten/
Aber gerade bei diesem Thema ist in Deutschland vor kurzem auf jeden Fall ein kleiner Durchbruch gelungen. Im Deutschen Bundestag wurde Ende Juni 2018 die Trassenpreishalbierung für den Güterverkehr beschlossen. Seit langem eine Preissenkung auf der Schiene, die auf jeden Fall eine gute Maßnahme für eine Güterverlagerung auf die Bahn darstellt. [note] Vgl.: https://www.allianz-pro-schiene.de/presse/pressemitteilungen/bahnverbaende-begruessen-trassenpreissenkung/ [/note]
Aber auch Investitionen in eine moderne, effiziente, zuverlässige und kapazitätsstarke Infrastruktur sind eine wichtige Grundlage für eine Verkehrswende und eine Güterverlagerung. Gerade deshalb ist zum Beispiel in Österreich die neue Südstrecke und der Brenner Basistunnel essentiell, für Österreich aber auch für ganz Europa. Dies spricht auch Bernhard Rieder, Pressesprecher der ÖBB Holding, in einem Gespräch mit mir an: „Verkehr kann nur erfolgreich sein, wenn die Rahmenbedingungen stimmen. Die stimmen auf der Weststrecke aber nicht in den Süden. Und dies gilt sowohl für den Personenverkehr mit langen Reisezeiten als auch für den Güterverkehr mit Bergstrecken, wo man Tonnagen Beschränkungen hat oder zusätzliche Schubloks braucht.
Die Leistung der Südstrecke wird durch die Projekte massiv angehoben und das Angebot für Reisende und Transporteure stark verbessert!“
Auch die Schienen Control gibt als Grund für den vergleichsweise hohen Güterverkehrsanteil der Schiene in Österreich die Zuverlässigkeit und den Ausbau der Bahninfrastruktur in Österreich an. [note] Vgl.: http://www.schienencontrol.gv.at/de/markt.html [/note]
Der Güterverkehr bietet eine zukunftsfähige Transportalternative und würde die Umwelt und die Straßen entlasten.
Viele Innovationen sind in Entwicklung und Planung, einige schon bei der Umsetzung. Auch die Infrastruktur, sprich Umschlagszentren und kapazitätssteigernde Maßnahmen, sind in einigen Ländern an hohe Standards angepasst.
Es liegt jetzt wirklich an den Entscheidungsträgern in der Politik, hier die richtigen Weichen zu stellen und „auf den Zug aufzuspringen“. Subventionen für Infrastruktur, Rollmaterial und Innovationen sowie Steuer- und Abgabenentlastung sind die Grundlagen für eine erfolgreiche Zukunft des Schienengüterverkehr und die Grundlage für ein gutes Klima.