Die Schweizerischen Bundesbahnen (SBB) treiben die Digitalisierung ihres Bahnnetzes weiter voran. Mit der Einführung einer neuen Generation digitaler Stellwerke will das Unternehmen den Zugverkehr effizienter, zuverlässiger und zukunftsfähiger gestalten. Die Rahmenverträge im Umfang von rund 1,4 Milliarden Franken wurden an Hitachi, Siemens und Stadler Rail vergeben.
Digitalisierung als Grundlage für das Bahnnetz der Zukunft
Digitale Stellwerke sind ein zentraler Bestandteil des geplanten vernetzten Bahnsystems der SBB. Sie ermöglichen in Verbindung mit moderner Führerstandssignalisierung eine präzisere Steuerung des Zugverkehrs und bilden die Basis dafür, dass künftig mehr Züge in kürzeren Abständen verkehren können. Lokführerinnen und Lokführer erhalten dabei alle Signale direkt im Führerstand angezeigt – statt wie bisher über Signale entlang der Strecke.
Neben den Stellwerken sollen auch Leitsysteme und Verkehrssteuerungssysteme weiterentwickelt werden, um den Bahnbetrieb in Echtzeit effizienter zu koordinieren. Damit will die SBB auf die wachsende Mobilität und die steigende Nachfrage im Personen- und Güterverkehr reagieren.
Erste Inbetriebnahmen ab 2029
Die neuen digitalen Stellwerke werden derzeit gemeinsam mit den beteiligten Herstellern für den Einsatz auf dem stark befahrenen Schweizer Bahnnetz getestet. Nach erfolgreicher Erprobung ist die erste Inbetriebnahme ab 2029 geplant. Insgesamt sollen in den nächsten 20 Jahren rund 80 Prozent der bestehenden Anlagen ersetzt werden.
Heute betreibt die SBB rund 500 Stellwerke unterschiedlicher Generationen. Viele davon stammen noch aus den 1950er-Jahren und basieren auf Relaistechnik, deren Wartung zunehmend aufwendig wird. Auch das Fachwissen für diese Systeme geht mehr und mehr verloren. Durch die Modernisierung werden die alten Anlagen schrittweise durch einheitliche, modulare Systeme ersetzt, die flexibler, kostengünstiger und leichter zu modernisieren sind.
Weniger Stellwerke, mehr Leistungsfähigkeit
Mit der Umstellung auf digitale Technik wird sich auch die Anzahl der benötigten Stellwerke deutlich verringern. Das liegt an der höheren Leistungsfähigkeit und der besseren Vernetzung der neuen Systeme. Stellwerke sind das zentrale Steuerungselement des Bahnverkehrs – sie regeln Weichen, Signale und Zugbewegungen und tragen maßgeblich zu einem sicheren und pünktlichen Betrieb bei.
Die Erneuerung soll das Bahnnetz langfristig stabiler und leistungsfähiger machen. Davon profitieren laut SBB nicht nur Reisende durch zuverlässigere Verbindungen, sondern auch die öffentliche Hand durch effizientere Betriebs- und Wartungsstrukturen.
Zeitplan und Umsetzung
Die Modernisierung der Stellwerke wird in mehreren Etappen über einen Zeitraum von rund 40 Jahren erfolgen. Die Reihenfolge richtet sich unter anderem nach dem technischen Zustand der bestehenden Anlagen, dem Kundennutzen und der Integration in die landesweite Einführung der Führerstandssignalisierung.
Mit dem Projekt setzt die SBB einen weiteren Schritt auf dem Weg zu einem vollständig digitalisierten und vernetzten Bahnnetz – einer der größten Infrastrukturmodernisierungen in der Geschichte des Schweizer Schienenverkehrs.