Der VDV, Branchenverband für über 640 Unternehmen des öffentlichen Personen- und des Eisenbahnverkehrs, legt kurze Zeit nach der Veröffentlichung der Entscheidungshilfe „Alternative Kraftstoffe und elektrische Energie als Antrieb des ÖPV der Zukunft“ ein weiteres Positionspapier zu alternativen Kraftstoffen vor: Dort, wo Elektromobilität aus unterschiedlichsten Gründen noch nicht zum Einsatz kommen kann, könnte demnach auch HVO – hydriertes Pflanzenöl – als Dieselersatzstoff und klimafreundliche Alternative genutzt werden.
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VDV-Vizepräsident Werner Overkamp: „Es ist eine Stärke der Branche, dass stets alle technischen Möglichkeiten frei diskutiert und immer wieder mit einer tiefen Fachlichkeit neu geprüft und in Betracht gezogen werden. Die Entwicklung bei den E-Bussen ist eindeutig. Und doch gibt es Fälle, bei denen andere klimaneutrale Kraftstoffe Anwendung finden können, wie solche aus biogenen Abfallstoffen. Dabei muss es unzweifelhaft um CO2-Einsparungen gehen – das sogenannte „used cooking oil“ lehnen wir als Klimaschwindel ab – und setzen auf HVO in Reinform.“
HVO kann im kleinen Maßstab verwendet werden, doch der VDV möchte weiteres ermöglicht sehen: „Die Bundesregierung hat sich bereits unsere Forderung zu eigen gemacht, dass HVO für den flächendeckenden Buseinsatz zugelassen wird, wir bitten deshalb, bei der Aufnahme in die Verordnung des Bundes-Immissionsschutzgesetzes keine Zeit zu verlieren.“
Die Clean Vehicles Directive sieht bei der Neubeschaffung von Nutzfahrzeugen eine prozentuale Beschaffungsquote vor. HVO ist dabei anwendbar, wenn es nicht aus Rohstoffen mit einem hohen Risiko indirekter Landnutzungsänderung hergestellt wurde oder es mit fossilem Dieselkraftstoff gemischt wird. Die Verwendung von HVO als Kraftstoff ist bereits durch die in der 10. BImSchV festgeschriebenen Ausnahmeregelungen möglich – für betriebsinterne Forschungs- und Erprobungszwecke. Voraussetzung dafür ist die Vertankung in einer eigenen Tankstelle und für die eigene Flotte, eine Genehmigung ist nicht notwendig. „Da in vielen Unternehmen eigene betriebsinterne Tankstellen vorhanden sind, würde der Einsatz von HVO, besonders bei Bestandsflotten, einen hohen Nutzen erzielen“, so Overkamp.
Hydriertes Pflanzenöl und vielfältige Verwendung
Mittels Hydrierung entsteht ein Produkt, das in der chemischen Zusammensetzung weitgehend der von Dieselkraftstoff entspricht und der Norm DIN EN 15940 für paraffinische Kraftstoffe zuzuordnen ist. Die Zahl 100 gibt an, dass es sich zu 100 Prozent um einen HVO-Kraftstoff und keine Mischung handelt. Werner Overkamp: „Ein Vorteil von HVO ist, dass es auch in Reinform in einer Vielzahl von Fahrzeugen Verwendung finden kann. Die Herstellerfreigaben liegen für Motoren der Abgasnorm EURO VI vor, ebenso für viele Motoren von Diesellokomotiven. Diese können wahlweise mit 100 Prozent HVO oder in einem Mischbetrieb mit normalem Dieselkraftstoff versorgt werden. Die dabei entstehenden Mischungen sind unbedenklich, vermindern jedoch die bilanzielle CO2-Verminderung. Somit kann HVO bereits ohne größere Vorbereitungen an der vorhandenen Tankinfrastruktur eingesetzt werden. Da es eine gute Kältebeständigkeit aufweist, ist der Einsatz im Winter möglich, womit es keiner Unterscheidung zwischen Sommer- und Winterbetrieb bedarf. Grundsätzlich kann HVO auch im Eisenbahnverkehr eingesetzt werden, allerdings kommt das laut Branchenverband aus Kostengründen auf absehbare Zeit nicht in Betracht.
VDV-Positionspapier „HVO: für Dieselmotoren, klimafreundlich und tankstellenfähig. Reif für den Verkehr: Kraftstoff HVO bzw. HVO 100“ (April 2023) steht auf www.vdv.de/positionen zum Download bereit.