Seit 2011 ist die private Westbahn auf Österreichs Schienen unterwegs und macht zwischen Wien und Salzburg der ÖBB Konkurrenz. Über die Jahre wurde viel über Verfahren und Uneinigkeiten zwischen den ÖBB und der Westbahn berichtet.
Am Dienstag dieser Woche gaben der Westbahn Geschäftsführer, Dr. Erich Forster, und der Westbahn Mehrheitseigentümer, Dr. Hans Peter Haselsteiner, eine Pressekonferenz über den Wettbewerb mit den ÖBB.
Ich war live mit dabei und habe für Euch die wichtigsten Neuerungen zusammengefasst.
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Westbahn vs. ÖBB
Zu Beginn der Pressekonferenz erläuterte Dr. Erich Forster die zahlreichen Ungleichbehandlungen, die man von den Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) erfahre. Bei allen wesentlichen Basiselementen eines Eisenbahnverkehrsunternehmens wurde versucht, der Westbahn Schwierigkeiten zu machen.
So zum Beispiel beim Fahrplan, wo es für Unternehmen auf ideale Trassen und kurze Fahrzeiten ankommt. Die Westbahn könnte mit ihren Garnituren die Fahrzeit zwischen Wien und Salzburg in 2 Stunden und 10 Minuten anbieten, somit deutlich unter den 2 Stunden 22 Minuten der ÖBB. Durch zum Beispiel überlange Halte ist es der Westbahn nicht möglich, ihre optimale Fahrzeit zu fahren, und sie ist somit sogar etwas langsamer als die ÖBB.
Auch auf den Bahnhöfen war es für die private Konkurrenz nicht immer leicht. So verweigerte die ÖBB zu Anfang die Integration der Westbahn in den Gesamtfahrplan und es wurden außerdem Echtzeitdaten über Anschlussverbindungen für Fahrgastinformationssysteme abgelehnt.
Eine Vertriebskooperation schloss die ÖBB ebenfalls aus und man versuchte die Promotion und den Vertrieb auf den Bahnhöfen zu sabotieren, zum Beispiel bei der Anmietung von Verkaufsflächen auf Bahnhöfen.
Auch eine Zurückweisung bei der Nutzung von Waschanlagen (Westbahnhof, Floridsdorf) wurde vorgenommen, danach gab es 400 % Kostensteigerung für die Nutzung.
Und auch beim Infrastruktur-Benützungsentgelt, kurz IBE, wurden ungerechtfertigte Marktaufschläge, widerrechtliche Kosten für die Bahnsteignutzung oder ein Ausschlussversuch von Gewährleistungsrechten bei schlechter Leistung vorgenommen. Das und einiges mehr an Herausforderungen und Schwierigkeiten wurden der Westbahn bereitet.
Die Westbahn gibt den Kampf nicht auf!
Einige der oben angeführten Probleme konnten durch Gerichte oder die Schienen-Control gelöst werden, bei manchen anderen sind Verfahren noch im Laufen.
Aber die Westbahn lässt sich nicht unterkriegen und macht weiter, das macht auch der Mehrheitseigentümer und Großindustrielle, Dr. Haselsteiner, klar: „Man erschwert uns die Bedingungen, um uns zum Aufhören zu bewegen, aber das tun wir natürlich nicht!“
Einerseits benötigt der Bahnmarkt in Österreich kapazitätsstarke und moderne Fahrzeuge und andererseits möchte die Westbahn mit einer neuen Kostenstruktur keine Verluste mehr einfahren.
Man hat sich daher entschieden, die Bestandsflotte von 17 Stadler Kiss Zügen in 2 Tranchen an die DB zu verkaufen und 15 neue Stadler Züge zu kaufen. Es handelt sich um sechsteilige Doppelstockzüge des Typs Kiss 3 mit hohen Sitzplatzkapazitäten und einer Zulassung für 200 km/h.
Der Plan sieht nun so aus, dass man beim Fahrplanwechsel im Dezember 2019 auf einen Stundentakt zurückgeht, sprich die Züge vom Praterstern bzw. Hauptbahnhof fallen weg, weil man die erste Hälfte der Garnituren an die DB übergibt.
2 Jahre lang wird man im Stundentakt zwischen Wien West und Salzburg Hbf unterwegs sein. Ab 2021 wird die Westbahn mit den neuen Zügen wieder einen Halbstundentakt anbieten und die zweite Hälfte des Bestands an die DB übergeben. Zudem sieht man sich mit den neuen Garnituren und der verbesserten Finanzierung der Züge für die Zukunft gut gerüstet.
Wie geht’s weiter?
Spannend ist, wie es nun auf der Weststrecke weitergeht: Die Züge von ÖBB und Westbahn werden sehr gut angenommen, in den Stoßzeiten sind die Züge voll – für 2 Jahre entfällt nun ein Zug pro Stunde.
Die Frage ist, ob und wer die Kapazitäten auffangen wird – wird die ÖBB einen neuen Zug zwischen Wien und Salzburg fahren oder Kapazitäten erhöhen?
Wie in der Tageszeitung Standard berichtet wurde, zeigt man sich in Niederösterreich auch nicht gerade erfreut: „Für unsere Bürgerinnen und Bürger entfällt somit leider ein gut angenommenes Angebot auf der Schiene“, so der niederösterreichische Mobilitätslandesrat Ludwig Schleritzko. Der Verkehrsverbund Ost-Region will nun prüfen, welche Auswirkungen die Fahrplanänderung auf die Westachse haben könnte. [note] https://www.derstandard.at/story/2000106546948/westbahn-verkauft-zuege-an-deutsche-bahn-und-wechselt-auf-stundentakt zugegriffen am 22.07.2019 [/note]