In den Medien wird viel über die österreichischen Bahntunnelprojekte berichtet und diskutiert – vor allem kritische Stimmen werden immer wieder laut!
Ich habe mir angesehen, warum diese Projekte notwendig sind, welche Vorteile sie bringen und warum sie keine Steuergeldverschwendung sind!
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Semmering-Basistunnel:
Österreich ist Baustelle: Auf Österreichs Schienen wird intensiv gebaut, vor allem in Richtung Süden.
Das erste Projekt, das wir uns näher ansehen, ist der Semmering-Basistunnel, der von Gloggnitz (Niederösterreich) bis Mürzzuschlag (Steiermark) verläuft.
Der 27 Kilometer lange Bahntunnel ist Teil der neuen Südstrecke in Österreich, die von Wien über Graz und Klagenfurt bis nach Villach verläuft.
Momentan beträgt die Fahrzeit mit dem ÖBB Railjet zwischen Wien und Graz 2 Stunden und 35 Minuten, nach Fertigstellung wird man nur noch 1 Stunde und 50 Minuten fahren – eine enorme Zeitersparnis zwischen den beiden größten Städten Österreichs.
Hintergrund für den Tunnelneubau ist nicht nur eine Verkürzung der Reisezeit und damit eine steigende Konkurrenzfähigkeit gegenüber Auto, Fernbus und Flieger. Es geht auch darum, Kapazitäten zu steigern, denn momentan rollt der Schienenverkehr über die 165 Jahre alte zweigleisige Semmering-Bergestrecke.
Auch der Güterverkehr profitiert vom neuen Tunnel. Aktuell gibt es auf der Bestandstrecke Tonnagen-Beschränkungen und es sind meist zusätzliche Schubloks unterwegs. Daher kann der Schienengüterverkehr sein volles Potenzial nicht ausschöpfen und es entstehen Zusatzkosten. Außerdem profitiert man auch in der Logistik von den Fahrzeitverkürzungen.
Meiner Meinung nach ist der Semmering für die Verknüpfung von Graz und Wien extrem wichtig!“ – Thomas Posch, CCO Westbahn, und ehemaliger Mitarbeiter der ÖBB Personenverkehrs AG
Koralmbahn:
Das zweite Großprojekt auf der Südstrecke ist die Koralmbahn. Die 130 km lange Neubaustrecke besteht aus 47 km Tunnel, wovon 33 km der Koralmtunnel ausmacht.
Die Koralmbahn schafft einen lange überfälligen Lückenschluss zwischen Graz und Klagenfurt. Diese Strecke kann man im Moment nämlich nur mit einer 2 stündigen Busfahrt oder einer 3 stündigen Bahnfahrt mit Umstieg in Bruck an der Mur direkt zurücklegen. In Zukunft wird die Fahrt mit dem Zug nur noch 45 Minuten dauern und es wird auch kein Umstieg mehr notwendig sein. Dann liegen die Städte Wien, Graz, Klagenfurt und Villach auch auf derselben Schienenachse und können untereinander ohne Umstieg erreicht werden, was aktuell nicht der Fall ist!
Koralmbahn und Semmering-Basistunnel verkürzen die Fahrzeit zwischen Wien und Klagenfurt von 3 Stunden und 55 Minuten auf 2 Stunden und 40 Minuten – damit sind auch die Fahrzeiten von Wien nach Villach, Triest, Udine und Venedig massiv geringer.
Der ÖBB Konzernsprecher Bernhard Rieder fasste dies in einem Gespräch mit mir so zusammen:
Bahn ist dort erfolgreich, wo das Angebot stimmt, und für das richtige Angebot müssen die Rahmenbedingungen passen. Für den Personenverkehr bedeutet das Reisezeitverkürzung und Komfort. Wenn wir uns die Reisezeiten zwischen Wien und Linz beziehungsweise Salzburg anschauen, dann braucht man nicht überlegen, ob man mit dem Fernbus oder dem Auto schneller ist, denn die Bahn ist hier unschlagbar. Wenn man mit dem Auto jetzt nach Klagenfurt fährt braucht man weniger als 3 Stunden, mit dem Zug etwa 4 Stunden. Da ist der Anreiz für den Zug einfach geringer.“
Mehr über die Südstrecke lesen!
Ein europäisches Projekt:
Oft wird bei den Tunnelprojekten davon gesprochen, dass Österreich ein kleines Land ist und diese Projekte gar nicht braucht.
Es handelt sich jedoch hier nicht nur um irgendwelche österreichischen Prestigeprojekte, sondern durchaus auch um europäische Projekte, von denen ganz Europa profitieren wird.
Mehr über Transeuropäische Netze lesen!
Die neue Südstrecke mit Semmering und Koralm ist Teil des Baltisch-Adriatischen-Korridors (Transeuropäische Netze) und somit ein wesentlicher Teil der Verbindung zwischen Italien und Polen. Es geht hier um eine Steigerung von Effizienz und Konkurrenzfähigkeit der Schiene gegenüber Straße und Luft auf gesamteuropäischer Ebene.
Und, keine Sorge, die Kosten trägt auch nicht Österreich alleine. Österreich ist einer der größten Empfänger von europäischen Fördermitteln für Schieneninfrastruktur.
Auf der Südstrecke übernimmt die EU 30 % der Kosten, beim Brenner Basistunnel werden sogar 50 % der Kosten übernommen.1
Brenner–Basistunnel:
Ein weiteres großes Bauprojekt, das für ganz Europa Bedeutung hat, ist der Brenner-Basistunnel, der Österreich (Innsbruck) mit Italien (Franzensfeste) verbindet.
Ebenso wie beim Semmering-Basistunnel ist auch bei diesem Projekt die Absicht, den Verkehr nicht mehr über eine Bergstrecke zu führen, wo vor allem auch der Güterverkehr wieder darunter leidet, sondern mit geringen Steigungen, hohen Geschwindigkeiten und kurzen Fahrzeiten, Personen und Güter sicher von A nach B zu bringen.
Mit einer Gesamtlänge von 64 km wird der Brenner-Basistunnel der längste Bahntunnel der Welt. Aber vor allem in Europa und der EU wird er eine enorm wichtige Rolle einnehmen.
Die neue Flachbahn durch die Alpen, wie der Tunnel auch bezeichnet wird, nimmt einen wesentlichen Teil auf der TEN Nord-Süd Achse zwischen Skandinavien und dem Mittelmeer ein. Diese Achse spielt für die europäische Wirtschaft und den Handel eine wichtige Rolle, da auf ihr Häfen wie Hamburg oder Rostock und wichtige Ballungszentren wie Berlin, München und Rom liegen.
Der Personenverkehr natürlich stark von kürzeren Fahrzeiten; gerade im Hinblick darauf, dass Bahnfahrten von Bayern und Österreich nach Italien boomen, ist eine Kapazitätssteigerung notwendig. Heute fährt man zwischen Innsbruck und Franzensfeste 1 Stunde und 20 Minuten; in Zukunft sind es nur noch 25 Minuten.
Ein klares JA zu Bahnausbau!
Die Fahrzeiten für die Fahrgäste werden deutlich kürzer, man ist somit nicht nur schneller als heute mit dem Zug, sondern auch deutlich schneller als mit dem Auto, dem Fernbus und teilweise schneller als der Flieger. Im Güterverkehr wird man schwerere und längerer Züge durch die Alpen fahren können und das ganze ohne zusätzliche Schubloks und Kosten. Gemeinsam mit den gesteigerten Kapazitäten schafft man die Rahmenbedingungen, um die LKWs von den Straßen zu bekommen und den Menschen in Österreich und Europa eine schnellere Mobilität zu ermöglichen.
Gerade in Zeiten wo wir den Klimawandel immer massiver zu spüren bekommen, ist es Zeit einen Wandel einzuleiten. Unser Verkehrs- und Transportsystem muss ökologischer werden. Die Bahn leistet heute einen wesentlichen Teil. So sind die Züge in Österreich mit heimischem Ökostrom unterwegs, also absolut emissionsfrei.
Gerade in Richtung Süden fehlen aber Kapazitäten und die Fahrzeiten mit Auto, Bus und LKW sind attraktiver und oft kostengünstiger.
Von den Tunnelprojekten werden Gesellschaft und Wirtschaft massiv profitieren.
Die hier angeführten Projekte weisen Gesamtkosten von etwa 18 Milliarden Euro auf. Einen Teil davon trägt die Europäische Union, weil es eben gemeinsame europäische Projekte sind.
18 Milliarden Euro sind natürlich viel Geld, aber es sind sehr nachhaltige Investitionen in emissionsfreie Mobilität von Gütern und Personen.
Außerdem fließt das Geld in die heimische Wirtschaft, alleine die Projekte entlang der neuen Südstrecke schaffen Arbeitsplätze: Zwischen 2014 und 2019 schaffen die Bahninvestitionen zirka 169.000 Arbeitsplätze. Davon sind jährlich 24.000 Vollzeit-Arbeitsplätze in der heimischen Bauindustrie. Es kommt in diesem Zeitraum auch zu 11,3 Mrd. Euro direkter und indirekter Wertschöpfung in Österreich.2
Wer Staus verhindern will, Güter von der Straße auf die Schiene bringen möchte und die Menschen aus dem Auto holen will, muss auch für einen Infrastrukturausbau auf der Schiene eintreten!
In Österreich war eine interessante Entwicklung zu beobachten. Solange an den Großprojekten nur gebaut wurde, war die Kritik daran ein steter Begleiter. Seit die neue Weststrecke eine Fahrzeit von 2:22 ermöglicht, wird die Fertigstellung der Großprojekte Semmering-Basistunnel und Koralmtunnel fast schon herbeigesehnt und auch der Brenner-Basistunnel wird ganz anders betrachtet, wenn er nicht nur einem anonymen Güterverkehr dienen soll, sondern auch Nord- und Südttirol in den Reiseverkehr integrieren wird.“ – Klaus Garstenauer, Leiter Nah- und Regionalverkehr ÖBB.
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