Bahnland Österreich – Platz 1 in der EU

Mrz 20, 2019 | Infrastruktur, Innovation, Personenverkehr

Österreich ist nun schon mehrere Jahre in Folge das Bahnland Nummer 1 in der Europäischen Union.
Doch wie kam es dazu, welche Aspekte und Zahlen werden hier herangezogen und wie sehen diese aus? Und, vor allem, wie wurde Österreich zum Bahnland und was wird die Zukunft bringen?


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Österreich ist Bahnland Nummer 1

Mittlerweile erreicht uns jedes Jahr durch die Medien die Meldung, dass Österreich Bahnland Nummer 1 in der EU ist. Doch was bedeutet das eigentlich?
Im Jahr 2018 waren in Österreich die Menschen im Schnitt 1.435 Kilometer mit dem Zug unterwegs. Wenn man U-Bahn und Straßenbahn mit einrechnet, sind es sogar 2.255 Personenkilometer (Pkm) pro Jahr.
Österreich ist mit diesem Wert Spitzenreiter in der EU, in Europa liegt nur die Schweiz mit 2.470 Pkm, vor uns in der Rangliste der Top-Bahnfahrer.
In den letzten Jahren erkennt man einen klaren Aufwärtstrend auf der Schiene.
Im Jahr 2010 wurden 10,7 Milliarden Pkm mit der Bahn gefahren, im Jahr 2017 waren es schon 12,7 Milliarden. [note]
Vgl.: https://www.vcoe.at/presse/presseaussendungen/detail/in-oesterreich-hat-bahnverkehr-seit-2010-um-rund-20-prozent-zugelegt zugegriffen am 8.03.2019 [/note]

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Im Rest Europas sieht es deutlich schlechter aus. In Deutschland sind es nur 1.115 Pkm pro Jahr, der EU-Durchschnitt liegt sogar nur bei 961 Pkm. [note]
Vgl.: https://konzern.oebb.at/file_source/corporate/presse-site/Downloads/Publikationen/OEBBinZahlen_2016_de.pdf zugegriffen am 8.03.2019 [/note]

Die ÖBB, mit 238 Millionen Fahrgästen auf der Schiene größter heimischer Mobilitätsdienstleister, überzeugt klar durch Service und Angebot und kommt bei einer Kundenzufriedenheitsanalyse (nach Schulnoten) auf einen Wert von 1,9. [note]
Vgl.: https://konzern.oebb.at/file_source/corporate/presse-site/Downloads/Publikationen/OEBBinZahlen_2016_de.pdf zugegriffen am 8.03.2019 [/note]

Auch die Pünktlichkeit kann sich durchaus sehen lassen. 96 % der Nah- und Fernverkehrszüge der Österreichischen Bundesbahnen fahren pünktlich – auch hier positioniert man sich also im Spitzenfeld Europas. [note]
Vgl.: https://www.oebb.at/de/rechtliches/puenktlichkeit/oesterreich.html zugegriffen am 8.03.2019 [/note]

Die Schiene als wirtschaftlicher Erfolg

Die Bahn ist aber nicht nur pünktlich und begeistert die Österreicherinnen und Österreicher, sie ist auch ein wichtiger Wirtschaftsfaktor.

Der Verkehrsträger Schiene schafft in Österreich zirka 101.200 Arbeitsplätze und einen gesamten Bruttowertschöpfungseffekt von 8,19 Milliarden Euro jedes Jahr. Dies entspricht einem Anteil an der österreichischen Bruttowertschöpfung von 2,6 %.
Einen großen Anteil machen hier die staatlichen und privaten Bahnunternehmen im Personen- und Güterverkehr (z.B. ÖBB, Westbahn, Wiener Linien, etc.) aus.

Aber auch die Bahnindustrie ist ein wichtiger Teil des Wirtschaftsfaktors Bahn.
Zur österreichischen Bahnindustrie zählen bekannte Unternehmen wie Siemens AG Österreich Infrastructure & Cities CEE, Alstom Austria GmbH, Liebherr Transportation Systems GmbH & Co KG, oder Kapsch CarrierCom AG. Insgesamt stellen über 20 Unternehmen ein breites Spektrum an Produkten, angefangen von Triebfahrzeugen, über Waggons bis hin zu bahnrelevanten Ausrüstungsgütern her. Im Jahr 2017 konnten diese Unternehmen eine Wertschöpfung von zirka 2 Milliarden Euro erwirtschaften.

Auch die zahlreichen Infrastrukturinvestitionen, wie zum Beispiel Projekte entlang der neuen Südstrecke, schaffen Arbeitsplätze und bringen viel Geld in die Wirtschaft. Hier profitiert nicht nur die Bahnindustrie, sondern auch die Bauindustrie, welche viele Arbeitsplätze schafft. Zwischen 2014 und 2019 schaffen die Bahninvestitionen zirka 169.000 Arbeitsplätze. Davon sind jährlich 24.000 Vollzeit-Arbeitsplätze in der heimischen Bauindustrie. Es kommt in diesem Zeitraum auch zu 11,3 Mrd. Euro direkter und indirekter Wertschöpfung in Österreich. [note]
Vgl.: https://konzern.oebb.at/file_source/corporate/presse-site/Downloads/Publikationen/OEBBinZahlen_2016_de.pdf zugegriffen am 8.03.2019 [/note]

Für den Staat selbst ist auch der fiskalische Effekt ganz wichtig. Allein die ÖBB zahlen jedes Jahr 1,36 Milliarden an Steuern und Abgaben.
Im Gegensatz zum Irrglauben vieler Menschen ist es nämlich so, dass die Bahn in Österreich ein wirtschaftlicher Erfolg ist und ein sehr wichtiger Partner für Wirtschaft und Tourismus.

Was kann man von Österreich lernen?

Die Bahn in Österreich ist ein wichtiger Teil unseres täglichen Lebens, sie ist ein wichtiger Partner für die Wirtschaft und vor allem transportiert sie jedes Jahr mehr Menschen. Doch warum ist die Bahn in Österreich besser und beliebter als in anderen europäischen Staaten?

Alles beginnt mit einer guten Infrastruktur

2 wichtige Faktoren, die oben schon angesprochen wurden, für die steigenden Personenkilometer sind guter Service und gutes Angebot.

Aber vor allem die Infrastruktur ist von zentraler Bedeutung für den Erfolg oder Misserfolg der Eisenbahn.
Eine zuverlässige, leistungsfähige und sichere Schieneninfrastruktur ist der wichtigste Grundpfeiler für das System Bahn. In Österreich wurde in den letzten Jahren viel Geld in mehr Kapazitäten, Fahrzeitverkürzungen und Sicherheit investiert. Vor allem die Eröffnung der neuen Weststrecke war für die Bahn in Österreich ein großer Sprung. Mit den neuen Railjet-Hochgeschwindigkeitszügen war es plötzlich möglich, mit 230 km/h in nur 2 Stunden und 22 Minuten von Wien nach Salzburg zu fahren. Durch mehr Gleise und neue Trassenführungen sind auch die Kapazitäten gestiegen und es fahren jetzt bis zu 6 Fernverkehrszüge pro Stunde und Richtung auf der Weststrecke. Nebenbei gibt es auch noch deutlich mehr Kapazitäten für Nah- und Güterverkehr.
Durch moderne Technik steigt die Sicherheit und die Pünktlichkeit. Eine gute und zuverlässige Infrastruktur ist natürlich die Basis für die Pünktlichkeit.
Zudem muss man sagen, dass in Österreich jedes Jahr hunderte Millionen in Reparaturen sowie Renovierungen der Gleisanlagen und Sicherungstechnik gesteckt werden.
Für die Zukunft investiert man stark in Neu- und Ausbau der Schieneninfrastruktur. Der Staat gibt so viel wie noch nie für den Ausbau der Bahn aus.

Kurz zusammengefasst: Die Rahmenbedingungen, um viele Personen und Güter schnellstmöglich von A nach B zu bringen, sind für den Erfolg eines Verkehrsträgers von zentraler Bedeutung.

Aber auch die Möglichkeit die Bahn zu nutzen muss man schaffen:
So hat man in Österreich eine sehr hohe Bahnhofsdichte: Auf 1.000 Kilometer Strecke kommen 254 Bahnhöfe, in Deutschland sind es nur 169, in Polen nur 142 und der EU-Schnitt liegt bei 141 Bahnhöfen. [note]
Vgl.: https://konzern.oebb.at/file_source/corporate/presse-site/Downloads/Publikationen/OEBBinZahlen_2016_de.pdf zugegriffen am 8.03.2019 [/note]

Natürlich ist der Zug wichtig

Auch das, was auf der Schiene unterwegs ist und direkt mit Kunden in Berührung kommt, ist von zentraler Bedeutung. Für den Kunden sind Komfort, digitales Angebot, Sauberkeit und angenehmes Fahrgefühl ganz wichtig.
In Österreich sind flächendeckend moderne Fahrzeuge unterwegs und die Bahnen bieten immer besseren Service am Zug. Man verbessert ständig den Handyempfang entlang der Bahn und man hat flächendeckend gratis WLAN im Zug. Vor allem ÖBB und Westbahn sind mit topmodernen Zügen unterwegs, die Bundesbahnen haben in den letzten Jahren ihren Fuhrpark massiv aufgewertet. 

Angenehmes Fahrgefühl, hohe Geschwindigkeiten, Barrierefreiheit und topmoderne Ausstattungen machten Bahnfahren in den letzten Jahren definitiv zum Teil eines modernen Lebensstils.

Der Preis entscheidet!

Auf Österreichs Schienen ist man auch preislich verträglich unterwegs, wenn man sich andere Staaten ansieht. Die durchschnittlichen Bahnreisekosten pro Kilometer liegen in Österreich bei 7,8 Cent, in Deutschland sind es 9,3 Cent und in England sogar 16,7 Cent. Der EU-Schnitt liegt hier mit 10,6 Cent pro Kilometer deutlich über Österreich. [note]
Vgl.: https://konzern.oebb.at/file_source/corporate/presse-site/Downloads/Publikationen/OEBBinZahlen_2016_de.pdf zugegriffen am 8.03.2019 [/note]

Die Sparschiene und Ermäßigungskarten der ÖBB und die private Westbahn, die vor allem durch viele Spartickets und Aktionen punktet, bieten schnelle, unkomplizierte und ökologische Mobilität zum kleinen Preis.
In diesem Zusammenhang muss man auch ganz klar sagen, dass der Wettbewerb für den Kunden und die Bahn in Österreich den Aufwärtstrend befeuerte.
Dies erwähnte auch der ÖBB Generaldirektor beim Europäischen Schienengipfel 2019: „ÖBB und Westbahn gemeinsam konnten die Volumina auf der Schiene stark steigern!“

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Was bringt die Zukunft?

Wie schon oben erwähnt, investiert der Staat in den nächsten Jahren verstärkt in neue Infrastrukturen. Im Jahr 2028 geht die Südstrecke in Vollbetrieb, durch massive Fahrzeitverkürzungen, mehr Kapazitäten, moderne Bahnhöfe mit Park and Ride Anlagen wird die Bahn weiter stark punkten und viele Menschen und Güter auf die Schiene bringen. Für Österreich ist die Südstrecke, neben der Weststrecke, eine wichtige Achse.
Mehr über die neue Südstrecke könnt Ihr hier lesen:
Die Südstrecke – vom Pionierprojekt zum Streitobjekt

Auch neue Fahrzeuge werden kommen. Die ÖBB haben bereits neue Nightjet und Railjet Garnituren bestellt. Es kommen auch laufend neue Cityjets von Siemens und Bombardier hinzu. Aber auch kleinere Unternehmen, wie die Badner Bahn, bekommen neue Fahrzeuge.

Obwohl wir absolut optimistisch sein können, wenn wir an die Zukunft Bahn in Österreich denken, müssen uns trotzdem die Herausforderungen und Probleme bewusst sein.
Es braucht weiterhin starke Investitionen in mehr Kapazitäten, sowohl in der Infrastruktur als auch bei den Zügen.
Die Preise müssen nachhaltig auf einem moderaten Niveau bleiben, um jedem Menschen preiswerte und ökologische Mobilität bieten zu können.
Es braucht auch steuerliche Entlastungen für die BahnfahrerInnen und Eisenbahnverkehrsunternehmen, um gegenüber Fernbus, Billigflieger und Auto konkurrenzfähiger zu werden.
Investitionen in den öffentlichen Verkehr sind sehr wertvolle Investitionen in die Zukunft und in zukünftige Generationen!

Entscheidend für den Erfolg der Bahn in Österreich ist, dass die Zuverlässigkeit sehr hoch ist, Bahnhöfe sowie Züge modern und komfortabel sind und zu guter Letzt, dass sich die Fahrzeiten immer stärker verkürzen und man vielerorts deutlich schneller ist als mit Auto, Flieger oder Fernbus.

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