Zukunft Nahverkehr in Österreich

Okt 6, 2018 | Infrastruktur, Innovation, Personenverkehr

Die Bahn erlebt in ganz Europa, vor allem auch in Österreich, einen Aufwärtstrend: mehr Angebot, mehr Züge und deutlich mehr Fahrgäste. Ein fundamental wichtiger Teil des österreichischen Systems Bahn ist der Nah- und Regionalverkehr. Die ÖBB hatte im Jahr 2017 245,6 Millionen Fahrgäste in ihren Zügen. Davon waren ca. 210 Millionen im Nahverkehr unterwegs, dies entspricht 4.137 Zügen pro Tag. [note] Vgl.: https://konzern.oebb.at/file_source/corporate/presse-site/Downloads/Publikationen/web_OEBB_Zahlen_2018_de.pdf ;Seite 4; zugegriffen am 26.09.2018 [/note]
Doch wie sieht die Zukunft des Nahverkehrs in Österreich und wie sehen die neuen Züge aus? Wie will man Kapazitäten steigern und wie den Kunden das Bahnfahren noch angenehmer machen?


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Neues Rollmaterial

Ein wichtiger Teil, wie sich die Bahn noch besser in den modernen Lebensstil integrieren kann, ist natürlich zuverlässiges und komfortables Rollmaterial. Die ÖBB investieren deshalb kräftig in diesem Bereich und sind hier in meinen Augen führend in Europa.

Unter der Marke Cityjet will man flächendeckend höchste Qualität in Nah- und Regionalverkehr bieten.

Talent 3 Cityjet

IT2018_Talent3_Gruppevon links: Klaus Garstenauer (Leiter Nah- und Regionalverkehr), Niki Schmölz, Ferdi Saykin (Projektleiter)

Wir beginnen beim jüngsten Mitglied der Cityjet Familie, dem neuen Talent 3 Cityjet aus dem Hause Bombardier.
Der Newcomer ist ein sechsteiliger elektrischer Triebzug mit 104,5 Meter Länge, hat ein Leergewicht von 192 Tonnen und wird mit bis zu 160 km/h unterwegs sein.

Weil immer mehr Menschen Ihre Alltagswege mit der Bahn zurücklegen, war das Motto der Produktplanung die Fahrzeit zur Erlebniszeit zu machen. Dies ist auch definitiv gelungen!
Durch die bauchige Form des Talent 3 und die breiten Übergänge zwischen den Wagen ergibt sich ein sehr angenehmes und großzügiges Raumgefühl.
Die Komfortsitze mit verstellbaren Rückenlehnen sowie Arm- und Fußstützen tragen zu einem angenehmen Aufenthalt im Zug bei.bombardier_3
Eine redundante Klimaautomatik für höchste Zuverlässigkeit und deutlich mehr Platz für Fahrräder, Kinderwagen und Gepäck sowie barrierefreie Einstiege bei allen Türen machen das Reisen mit dem Zug angenehm und unkompliziert.
Pro Wagen gibt es 2 WCs, davon ist jeweils eines barrierefrei und bietet genügend Platz um beispielsweise mit einem Rollstuhl zu reversieren.
Auch der Notrufknopf mit Sprechverbindung zum Lokführer bietet für körperlich beeinträchtige Menschen und auch für andere Fahrgäste mehr Sicherheit – zudem ist der gesamte Zug videoüberwachtbombardier_4Klaus Garstenauer (Leiter Nah- und Regionalverkehr)
Auch Digitalisierung kommt nicht zu kurz: Steckdosen, WLAN und ein Onboard-Portal (Railnet-Regio) ermöglichen durchgehendes Arbeiten oder auch Unterhaltung. Zudem gibt es 27 große Infobildschirme für Echtzeitinformationen, wie wir sie aus dem Railjet schon kennen.

Das besondere Highlight im neuen Cityjet ist die modulare Inneneinrichtung.
So wechselt man zwischen einem Sommer- und einem Winterlayout. Im Winter bietet man 304 Sitzplätze und bis zu 36 Fahrradstellplätze sowie Ski- und Snowboardhalterungen.
Im Sommer wartet man mit 276 Sitzplätzen und bis zu 53 Fahrradplätzen auf.bombardier_1bombardier_2Ab dem Frühjahr 2019 werden 21 Talent 3 Züge in Vorarlberg unterwegs sein und in einigen Jahren wird der Zug auch durch Tirol fahren.
Aufgrund seiner Mehrsystemfähigkeit kann der Zug auch in Italien und der Schweiz fahren, somit ein großer Schritt für den grenzüberschreitenden Nahverkehr in Europa.

Der Rahmenvertrag, den die ÖBB mit Bombardier geschlossen haben, ermöglicht die Anschaffung von bis zu 300 Fahrzeugen.

Mehr über Produktneuheiten von der InnoTrans 2018 könnt ihr hier lesen: Die InnoTrans 2018

DesiroML Cityjet

Der ältere Bruder des Talent 3 ist der DesiroML von Siemens, der schon seit zirka 3 Jahren unter der Marke Cityjet unterwegs ist.
Im Gegensatz zum Talent 3 ist dieser Zug mit 75 Metern Länge und 142 Tonnen deutlich kürzer und leichter. Aber auch dieser elektrische Triebzug ist mit 160 km/h unterwegs.

Das Raumgefühl im DesiroML ist zwar etwas enger, aber die Farbkombination und Beleuchtung schaffen eine sehr angenehme Atmosphäre.
Die sogenannten „Österreich-Sitze“ sorgen für hohen Sitzkomfort, und wurden auf Basis einer Fahrgastbefragung gefertigt.
Steckdosen, Leselampen, Klimatisierung und WLAN sorgen auch hier für hohen Fahrgastkomfort.
Dieser Zug ist ebenfalls barrierefrei und durch starke Farbkontraste will man das Bahnfahren für sehbehinderte Menschen erleichtern.cityjet_1

Es gibt 2 Varianten des DesiroML Cityjet: Ein Garniturtyp für den Regionalverkehr mit 259 Sitzplätzen, 18 Fahrradstellplätzen und 4 Eingangstüren pro Seite.
Die zweite Variante ist für den S-Bahn Verkehr konfiguriert, bietet 244 Sitzplätze, 12 Fahrradstellplätze und 6 Eingangstüren pro Seite.

Insgesamt wurden von den Österreichischen Bundesbahnen 165 DesiroML Cityjets bestellt, davon 95 in der S-Bahn Variante und 70 für den Regionalverkehr.

Cityjet Eco

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Ein ganz besonderes Highlight auf der InnoTrans 2018 in Berlin war der ÖBB CityjetEco.
Das ist im Wesentlichen ein DesiroML Cityjet, wie man ihn aus dem Regelbetrieb in Österreich schon kennt. Jedoch ist dieser mit Batterien ausgestattet und kann so auch auf oberleitungsfreien bzw. nicht elektrifizierten Strecken fahren. Damit kann Bahnfahren noch umweltfreundlicher werden und man muss keine Dieseltriebwagen einsetzen.
Außerdem kann man nun auf deutlich mehr Strecken den hohen Cityjet-Komfort bieten.

Die Batterieanlage am Mittelwagen umfasst drei Batteriecontainer und zum Einsatz kommen Lithium-Titanat-Batterien. Das ermöglicht hohe Ladeströme zur Schnellladung.
Durch ein spezielles thermisches Konzept der Batteriecontainer erwarten die ExpertInnen, dass es keinen Einfluss auf die Lebensdauer und den Ladezustand der Akkus aufgrund äußerer Witterungsverhältnisse geben wird. Die Lebensdauer der Batterien soll ab Serienreife rund 15 Jahre betragen, was zur Folge hätte, dass sie über die Gesamtnutzungsdauer des Zuges nur einmal gewechselt werden müssten. [note]  https://presse.oebb.at/de/presseinformationen/20180910–PI–PV–Vorstellung zugegriffen am 18.09.2018 [/note]

Die Reichweite ist im Moment noch schwierig zu beziffern, da diese sehr stark von der Streckenbeschaffenheit abhängt (Steigungen, etc.) Man schätzt jedoch, dass man in etwa 50 km Reichweite schaffen kann. Das Fahrzeug soll ab nächstem Frühjahr von den ÖBB im Bahnbetrieb getestet werden.

Ein großer Schritt für emissionsfreien Bahnbetrieb auf nicht-elektrifizierten Strecken im Nah- und Regionalverkehr, zudem bringt man so auch den modernen Cityjet-Komfort auf jede Nebenbahn?

Alte ÖBB Nahverkehrsflotten werden upgegradet

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Die ÖBB möchten einen einheitlichen Komfortstandard im Nah- und Regionalverkehr schaffen und haben sich deshalb dazu entschieden, auch ältere Flotten upzugraden.
Evelyn Palla, Mitglied des Vorstands der ÖBB Personenverkehr AG: „Unsere Kundinnen und Kunden erwarten moderne Fahrzeuge, Komfort und digitale Services im Zug. Neben der Beschaffung von Neufahrzeugen ist auch das sukzessive Upgrade der Bestandszüge eine wichtige Maßnahme zur Qualitätssteigerung. Damit wollen wir unsere Kunden von unserer Leistung überzeugen und neue Fahrgäste für den öffentlichen Verkehr begeistern.“ [note] https://presse.oebb.at/de/presseinformationen/oebb-qualitaet-ganz-gross-geschrieben-upgrade-der-nahverkehrsflotte-auf-cityjet-standard zugegriffen am 17.11.2017 [/note]cityjet_2

Somit werden insgesamt 187 Talent- und 60 Desiro-Garnituren aufgerüstet. Das Upgrade umfasst neue Sitze – ähnlich denen aus dem Cityjet – große Bildschirme für Echtzeitinformationen, natürlich auch WLAN und das Onboard-Portal, RailnetRegio. cityjet_3Außerdem bekommen alle Garnituren das bereits bekannte Cityjet-Design. Bis 2022 sollen die Umbauarbeiten an den 247 Fahrzeugen vollständig abgeschlossen sein. [note] https://presse.oebb.at/de/presseinformationen/oebb-qualitaet-ganz-gross-geschrieben-upgrade-der-nahverkehrsflotte-auf-cityjet-Standard zugegriffen am 17.11.2017 [/note]cityjet_4

Ob auch die Doppelstock-Regionalzüge upgegradet werden, wird zurzeit eruiert.

Durch neue Garnituren und Upgrades will man in den nächsten Jahren altes und nicht barrierefreies Wagenmaterial aus dem österreichischen Nah- und Regionalverkehr verbannen, leider wird dies aber noch ein bisschen dauern.

Österreich im Spitzenfeld

Österreich positioniert sich mit diesen Großinvestitionen und Innovationen deutlich im europäischen Spitzenfeld in Sachen Effizienz, Zuverlässigkeit und Komfort.
Ich freue mich darüber natürlich sehr und bin gerne mit den Nahverkehrszügen unterwegs.
Aber die Zahlen sprechen ohnehin für sich, die Österreicher sind mit 2.255 km pro Kopf die fleißigsten Bahnfahrer in der EU. Deutlich vor Deutschland, zum Beispiel, wo 1.370 km pro Kopf zurückgelegt werden (Der EU-Schnitt liegt übrigens bei 1.090 km). [note] Vgl.: https://www.oekonews.at/?mdoc_id=1120001 zugegriffen am 2.10.2018 [/note]
Neben der immer besser werdenden Infrastruktur und dem zusätzlichen Angebot ist dies sicherlich auch das Resultat von modernem Rollmaterial, das Komfort und Kapazitäten steigert. Das moderne Design und Marketing sind ebenfalls ein wesentlicher Teil der Marke Cityjet bzw. des Nahverkehrs in Österreich, die der Bahn von außen wie auch innen ein modernes Auftreten verschaffen.

Es ist sehr schön zu beobachten, wie Angebot und Fahrgastzahlen gemeinsam wachsen. Es braucht natürlich auch viele Fahrgäste, um Investitionen in Infrastruktur und Rollmaterial zu rechtfertigen ?

Was haltet Ihr von den neuen Zügen? Lasst es mich in den Kommentaren wissen?

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