Ein neuer Greenpeace-Report zeigt auf, wie sich die Verkehrsinfrastruktur in Europa seit 1995 verändert hat. Während europaweit das Straßennetz um über 30.000 Kilometer gewachsen ist, schrumpfte das Schienennetz im gleichen Zeitraum um mehr als 15.000 Kilometer. Österreich belegt mit über 655 Kilometern geschlossenen Zugstrecken europaweit den 6. Platz, das heißt: Trotz seiner geringen Größe haben nur fünf Länder mehr Strecken geschlossen als Österreich. Rund die Hälfte der aufgelassenen Zugstrecken befindet sich in Niederösterreich, gleich darauf folgen die Steiermark und Kärnten. Dabei könnten viele der Strecken leicht reaktiviert werden. Greenpeace fordert die zuständigen Landesregierungen auf, stillgelegte Strecken wiederzueröffnen.
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„In Österreich ist der Verkehrssektor Klimakiller Nummer eins. Seit den 1990er Jahren erlebt Österreich einen massiven Rückbau klimafreundlicher Schieneninfrastruktur. Stattdessen wird das Land mit neuen Schnellstraßen zubetoniert und Menschen in die Abhängigkeit vom Auto getrieben. Aber Österreicherinnen und Österreicher haben ein Recht auf klimafreundliche Mobilität”, so Marc Dengler, Klima- und Energieexperte bei Greenpeace Österreich. „Nun sind die Landesregierungen gefordert: Vor allem im Schlusslicht Niederösterreich müssen stillgelegte Regionalbahnstrecken wieder reaktiviert werden.”
Dabei investierte Österreich zwischen 1995 und 2018 pro Kopf so viel wie kaum ein anderes Land in die Bahn (rund 3.723 Euro). Österreich ist zudem neben Großbritannien und Belgien eines von nur drei untersuchten Ländern, das Investitionen in die Bahn gegenüber dem Autoverkehr priorisiert. Durch die Investitionsoffensive ist diese Tendenz in den letzten Jahren weiter gewachsen. Doch regionale Bahnlinien unter Verantwortung der Länder wurden wegen mangelnder Profitabilität in ganz Österreich eingestellt. 230 Stationen und 655 Kilometer Strecke wurden im Untersuchungszeitraum geschlossen. Fast die Hälfte dieser Strecken befindet sich in Niederösterreich, das besonders viele Bahnstrecken eingestellt hat. Die Stadt mit den meisten Einwohner:innen, die von der Schließung eines Bahnhofs betroffen sind, ist Zwettl im Waldviertel. Die Bahnstrecke nach Zwettl wurde 2010 stillgelegt. Sie wird noch für den Güterverkehr genutzt und könnte daher leicht reaktiviert werden.
Im Auftrag von Greenpeace untersuchten das Wuppertal Institut und der T3 Transportation Think Tank, wie sich die Infrastruktur des öffentlichen Verkehrs in der EU-27, Großbritannien, Norwegen und der Schweiz in den letzten drei Jahrzehnten verändert hat. Der Report zeigt, die untersuchten Länder investierten seit 1995 fast zwei Drittel mehr in den Ausbau und die Sanierung von Straßen (1,5 Billionen Euro) als in den Bahnverkehr (930 Milliarden Euro). Das fatale Ergebnis dieser verfehlten Politik ist ein fast 30-prozentiger Anstieg des motorisierten Individualverkehrs bis 2019 und damit verbunden ein Anstieg der klimaschädlichen Emissionen des Verkehrsbereichs in Europa um 15 Prozent.